VIGILIA PRETIUM LIBERTATIS "Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit"
Gregor der Große: "Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht"
Dostojewski: "Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um die Idioten nicht zu beleidigen."
zu 2) und 3): Ich nehme mal an, dass die meisten Menschen wie ich hauptsächlich deshalb an Gott glauben, um sich geborgen zu fühlen und ewiges Leben zu haben.
zu 6) Der freie Wille wäre für mich bewiesen, wenn ich mich dazu zwingen könnte, wie ein Ungläubiger zu leben. Das schaffe ich aber glaube ich nicht. Aber vielleicht unter Folter.
VIGILIA PRETIUM LIBERTATIS "Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit"
Gregor der Große: "Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht"
Dostojewski: "Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um die Idioten nicht zu beleidigen."
Hallo, dr-esperanto -
Danke für Deine Rückfrage!
Da ich versuchte, ohne metaphysische Implikationen auszukommen (um z.B. AtheistInnen bzw. OntologiekritikerInnen nicht brüsk auszuschließen) hatte ich im Eingangsposting dieses Threads u.a eine Webseite erwähnt, in der (aus atheistischer Perspektive) u.a die Seligpreisungen als unannehmbare Überhöhung der "Dummheit" und Dokument der (Jenseits-)Vertröstung von Unterpriviligierten und "Ungebildeten" bzw. als - dort nicht so formuliert - inferiores Drohen gesehen wird. Man kann auch eine Brücke schlagen zu dem bekannten marxschen Verdikt bzgl. der Religion.
Auch dies ist nicht meine Position (wenn ich mich auch keiner Religionsgemeinschaft mehr anschließen werde).
In positiver Formulierung allerdings meine ich - wohlgemerkt als Apostat: Es wäre auch einem weltanschaulich pluralen Gemeinwesen förderlich, würden zumindest PolitikerInnen aus jenen Gruppierungen, welche das "C" im Parteinamen führen, sich in praktischer Umsetzung etwas intensiver auf diese Makarismen besinnen.
Übrigens (ohne Bezugnahme auf eine Teilnehmerin / einen Teilnehmer hier im Forum) : Ich meine nicht, daß die Formulierung "Selig (glücklich, auch das erwähnte ich) sind die Armen im Geiste" ein Dokument der Bildungsfeindlichkeit und Aufruf zur "Volksverdummung" ist.
Manchmal wird die Bemerkung "Selig sind die Armen im Geiste" als Umschreibung gebraucht für: "NN ist dumm"
Aus meiner Sicht widerspricht dies ebenfalls der Intention des Urtextes.
Deutlicher gesagt: Jene Deutung (Lobpreis auf die Dummheit und Bildungsfaulheit) ist philologisch falsch.
Ebenfalls zu berücksichtigen wären auch z.B. Lk 6,20 (wo lediglich von "Armen" die Rede ist).
Zu den Makarismen im Matthäus-Evangelium führt U. Luz u.a. aus:
"Unsere Seligpreisungen wollen aber nicht auf das Jenseits vertrösten, sondern sind ein vollmächtiger Sprechakt, der hier und jetzt Menschen glücklich preist.<<
[Luz, Ulrich:
Das Evangelium nach Matthäus 1. Teilband (Mt 1-7)
EKK I / 1
Düsseldorf / Zürich / Neukirchen-Vluyn 5., völlig neubearbeitete Auflage 2002; S. 277
Reihe: EKK
Evangelisch-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament
Begründet von
Eduard Schweizer und Rudolf Schnackenburg
Herausgegeben von
Jochim Gnilka, Hans-Josef Klauck, Ulrich Luz und Jürgen Roloff
in Verbindung mit
Otto Böcher, Francois Bovon, Jörg Frey, Erich Gräßer, Paul Hoffmann, Traugott Holtz, Martin Karrer, Karl-Wilhelm Niebuhr, Rudolf Pesch,, Wolfgang Schrage, Thomas Söding, Peter Stuhlmacher, Wolfgang Trilling +, Anton Vögtle +, Samuael Vollenweider, Alfons Weiser und Ulrich Wilckens
Benziger Verlag, Düsseldorf und Zürich
Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn]
Indes ist auch hier der Einbezug jüdischer Sichtweisen unabdingbar.
Als Ungläubigem steht mir hierzu jedoch zunächst nur das Schweigen zu.
Mit freundlichen Grüßen
stummer
Geändert von stummer (25.02.2007 um 21:59 Uhr) Grund: Änderung einer Wortstellung aus stilistischen Gründen / Nachtrag: Hinweis auf Lk 6,20 / Luz-Zitat (EKK I/1) / Judentum
"Wir sind nicht in die Welt gekommen, um glücklich zu sein,
sondern um unsere Pflicht zu tun."
Otto von Bismarck. Schmied des Deutschen Reiches
Klar, wenn man als Politiker den Schwachen helfen will, dann hat es schon mit Politik zu tun. Jesus hat es aber als Jenseitsvertröstung gemeint - kann man ja an Ort und Stelle nachlesen. Nicht dass er gemeint hätte, das Elend sei gut, er wollte die Elenden halt nur trösten mit dem Paradies.
Das Jenseits ist also (gegen LUZ, Stummer!) der Dreh- und Angelpunkt der Bergpredigt. Und Jesus war ein Vertröster (schließlich hat er auch gesagt: "Arme werdet ihr immer bei euch haben - mich aber habt ihr nicht immer bei euch!"). Jesus war und ist das Jenseits 1000x wichtiger als das irdische Jammertal, auch wenn er sich natürlich immer dafür eingesetzt hat, den Menschen zu helfen.
VIGILIA PRETIUM LIBERTATIS "Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit"
Gregor der Große: "Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht"
Dostojewski: "Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um die Idioten nicht zu beleidigen."
Hallo, Dr-Esperanto-
Danke für Deine Anmerkungen!.
Die Aussage von U. Luz bezieht sich - wie von mir schon erwähnt - auf die Seligpreisungen. Indes müssen auch in der gesamten Bergpredigt "Himmelreich" (einschließlich der diskutierten Naherwartung Jesu) und der umgangssprachliche heutige Begriff "Jenseits" auseinandergehalten werden.
Deinen Ansichten kann ich (als Ungläubiger und Apostat, der keiner Religionsge-
meinschaft mehr beitreten wird) aus historisch-kritischen, religionsgeschichtlichen, gesamtbiblischen und ethischen Gründen nicht zustimmen.
Nun werde ich also zunächst weiter zuhören.
Mit freundlichen Grüßen
stummer
Geändert von stummer (26.02.2007 um 21:40 Uhr)
In Seligpreisung 12 heißt es aber eindeutig: "es soll euch im HIMMEL vergolten werden." Sonst ist immer vom "Himmelreich" die Rede, was ich auch als Paradies deuten würde. Bei "Reich Gottes" - da stimme ich Stummer zu - kann man auch die Gottesherrschaft auf Erden mitmeinen.
VIGILIA PRETIUM LIBERTATIS "Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit"
Gregor der Große: "Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht"
Dostojewski: "Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um die Idioten nicht zu beleidigen."
Hallo, Dr-Esperanto -
Danke für Deine Ausführungen!
Ich beschränke mich an dieser Stelle auf eher "pragmatische" Umsetzungen bzgl. eines möglichen Kompromiß-Konsenses:
Himmel bzw. Himmelreich sind in ihrer wahren Gestalt uns Menschen im Hier und Jetzt nicht zugänglich. Aber mit Jesu Wirken entstand der Anspruch: Etwas davon – wenn auch nur bruchstückhaft – ist schon jetzt auf Erden da, wenn auch verschüttet und verdunkelt.
Dieser Anspruch bedeutet aber auch: Wir Menschen müssen in unserem Handeln mittun. Vom Paradies zu reden heißt auch, wenigstens einen kleinen (wenn auch völlig unzureichenden) Vorgeschmack des Paradieses zu vermitteln. U.a. auch deshalb, damit jene, die von Paradiesreden hören, angesichts irdischer Realitäten weder hier im Diesseits an der Menschlichkeit und somit u.a auch an G..tt, (.... noch an den eschatologischen Paradies-Verheißungen) irre werden und verzweifeln.
Die Seligpreisungen bzw. die gesamte Bergpredigt aber warnt auch davor, unbarmherzig und ideologisch verbohrt ein „Paradies“ auf Erden schaffen zu wollen. Solche Versuche endeten und enden immer mit einer – hier gänzlich profan gedachten – Hölle auf Erden.
Mit freundlichen Grüßen
stummer
Geändert von stummer (27.02.2007 um 23:58 Uhr) Grund: Korektur von Tippfehlern
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