Worum es geht, ist folgende Erkenntnis, die ich vor einiger Zeit gemacht habe, nämlich beim Anblick einen toten Körpers, da ich Zeuge eines Unfalls wurde.
Da lag dieser schmächtige Mann, mittleren Alters, halbnackt auf der Fahrbahn, seine Extremitäten waren blau angeschwollen.
Lange behielt ich das Bild des leblosen Körpers in meinen Gedanken, erst einige Monate später wurde mir die Erkenntnis zu Teil, was mich dieses Bild lehren sollte.
Der Mensch ist primitiv, eine Ansammlung von Eiweißmolekülen, Fett und Wasser - sicherlich zu einer Perfektion zusammengefügt, wie es sich nur eine Art göttlicher Igenieur oder eben die Evolution ausdenken kann, aber im Prinzip doch primitiv.
Mir wurde bewusst, daß wir mindestens 99% unseres Lebens mit der Erhaltung unseres Körpers und unserer biologischen Existenz zubringen. Sicherlich, wir haben (im Vergleich zum Tierreich) enorme Fähigkeiten, wir können Sprechen, abstrakt Denken, unsere Hände effizient einsetzen, farblich und räumlich sehen und uns eine Menge Dinge merken - aber diese Dinge dienen doch lediglich unserer Erhaltung, wenngleich sie als Abfallprodukt Kultur und die menschliche Gesellschaft erzeugen.
Doch ist meiner Meinung nach die einzige Sache, die uns vom Tierreich unterscheidet, die Transzendenz unseres Wesens, d.h. das wir uns die Frage nach dem Woher und Wohin unserer Existenz stellen können, und das wir uns unseres eigenen Todes, unserer eigene Sterblichkeit bewusst sind.
Nun versuchen wir die Frage nach dem Woher und Wohin auf verschiedene Arten zu beantworten, aber es bleiben eben nur Versuche, wahrlich primitive Versuche.
Man könnte meinen, der primitive Mensch ist wie jedes Wesen, in der Lage, diese göttliche Transzendenz zu vermuten, d.h. lediglich die wage Ahnung oder den Urinstinkt einer viel größeren, die ganze Primitivität unseres Daseins übersteigenden, Macht zu haben, die das Universum und alles ausserhalb dieses Universums schuff oder eben die unendliche Universalität darstellt, den ewig währenden, unbegründeten Fluss, der keinen Anfang und kein Ende hat.
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Mir wurde bewusst, daß ich nur bei der Beantwortung der inneren Frage nach meiner eigenen Transzendenz ein wahrlicher Mensch bin, ansonsten lediglich eine Ansammlung von Gewebe, ein Erfüllungsgehilfe im großen Räderwerk der Evolution, mehr aber auch nicht.