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Allen Bildern der haßerfüllten Prediger und der grimmig dreinblickenden Bärtigen zum Trotz:
Auch in die islamische Welt ist Bewegung geraten. Von einem wichtigen neuen Ansatz der Koranexegese berichtet eine Studie des deutschen Jesuiten Felix Körber, der seit vielen Jahren in Ankara lebt. Mit seiner Arbeit füllt er eine Lücke: Erstmals liegt nun eine Arbeit vor über die jüngere Koranforschung in der Türkei, und erstmals zeigt er, wie deutsche Philosophie, insbesondere Gadamers Hermeneutik, Eingang gefunden hat in die Methoden jüngerer türkischer Islamtheologen. Über die Schulter schaute Körner vier von ihnen: Mehmet Pacaci und Adil Ciftci, Ömer Özsöy und Ilhami Güler.
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Die Dekane der anderen 23 theologischen Fakultäten des Landes sind nahezu ausnahmslos Absolventen aus Ankara, auch nimmt ihr Einfluß auf die staatliche Religionsbehörde "Diyanet Isleri Baskanligi" zu. Denn deren neuer Präsident, der Reformtheologe Bardakoglu, stellt zunehmend
die Anpassung des Islam an die Moderne in den Mittelpunkt der Arbeit des Diyanet.
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Körners Studie stellt ihre Nachfolger nun erstmals in einer kritischen Studie vor. Sie bilden das, was die Türkei bereits die "Ankaraner Schule" nennt.
Aus der Studie lernt der Leser nicht zuletzt, daß die Bandbreite der islamischen Theologie doch größer ist, als es die Fixierung auf haßpredigende Extremisten erwarten läßt.
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