Wie Juri Solomonow, Generaldirektor des Moskauer Instituts für Wärmetechnik (einer der wichtigsten russischen Rüstungsbetriebe), im vergangenen Jahr sagte, reagiert Russland auf das US-Programm mit der Entwicklung neuer Atomraketensysteme.
"Alles, was gegenwärtig in diesem Bereich in der Welt passiert, hatten wir bei der Entwicklung der Raketensysteme Topol-M und Bulawa einkalkuliert", sagte Solomonow. "Beim Bau von Topol-M wurden grundsätzlich neue technische Lösungen verwendet, die die Lebensfähigkeit des Raketensystems wesentlich erhöht haben. In den kommenden zehn Jahren wird das Topol-M-System seinesgleichen weltweit nicht finden."
Ende September kündigte Wladimir Belous vom Zentrum für Internationale Sicherheit der Russischen Akademie der Wissenschaften eine grundsätzliche Modernisierung der strategischen Raketensysteme an. "Als angemessene Antwort auf die grenznahe Installierung des US-Raketenabwehrsystems muss Russland vor allem die aktive Flugphase der Rakete kürzen. Das heißt, die Zeit, in der die Raketentriebwerke viel Wärmeenergie erzeugen", sagte Belous vor Journalisten.
Gegenwärtig beträgt die aktive Flugphase Belous zufolge fünf Minuten. "Das genügt, um die Raketen aus dem Weltraum zu orten. Dafür sind nur 45 bis 50 Sekunden notwendig. Spezialisten zufolge kann eine Verkürzung der Startzeit auf 130 Sekunden die Wahrscheinlichkeit auf ein Minimum verringern, dass die Rakete von kinetischen Abfängern getroffen wird."
Gegen die Abfangraketen könne man mit verschiedenen Mitteln kämpfen, sagt Belous. Die Palette reiche von Funkstörungen über reflektierende Raketen bis zur Stationierung von Abwehrmitteln an den russischen Grenzen. Auch Präventivschläge gegen die Raketenabwehrsysteme gehören dazu.
Das alles ruft Stolz auf die russischen Streitkräfte hervor. Doch mit einer neuen Eskalation im Atom-Wettrüsten drohen offensichtlich schwere militärpolitische und wirtschaftliche Folgen.
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