Das trifft es meiner Meinung nach sehr gut.Original von Gothaur
Du kannst nicht Kinderfreundlichkeit per Gesetz erlassen, denn es handelt sich um Werte, die aus dem "Inneren" kommen müssen.
Da herrscht ein allgemeiner Mangel an charakterlicher Einstellung vor, und diese Entwicklung hatte viele Jahre Zeit, sich innerhalb der Gesellschaft zu manifestieren.
Solange der Schutz und die Selbstbestimmung des Eigentums so weit geht, daß Plätze und Örtlichkeiten von Kindern "frei" gehalten werden können, oder Gerichte in Sachen Kindergärten die Örtlichkeit auf Grund der Dezibelstärke festlegen, - und somit durchaus auch mal eine Kita ins Gewerbegebiet verbannt wird, - und andererseits Bürger das Recht haben mittels Unterschriftenlisten ihren Protest gegen die Zumutbarkeit von Kindern Ausdruck verleihen können, - solange besteht auch das allgemeine negative Bild, wie es nun mal vorhanden ist.
Selbst in ihren Lippenbekenntnissen, und lauthalsen Kundgeben, wie wichtig Kinder für unsere Gesellschaft angeblich sein sollen, werden sie wiederum ebenfalls nicht als Kinder gesehen, sondern im Grunde genommen als kapitalkräftige Ware, zwecks Zukunftsinvestition.
Ich fürchte auch, Dein Mißtrauen ist berechtigt. Und es geht auch dahingehend in die richtige Richtung, weil ich eine Diskussion und Festlegung, ob Schule eben auch erziehen und Werte vermitteln soll (Erziehung völlig ohne Wertevermittlung kann es m.E. nicht geben) völlig vermisse. Zum Nachteil der Lehrer und letzlich ganz sicher auch der Kinder. Solange erziehende Lehrer (damit meine ich keinesfalls antiquierte Prügelpädagogik) ob ihres Verhaltens stets mir einem Bein vorm Kadi stehen und andererseits von Lehrern erwartet wird, die de facto in etlichen Elterhäusern bestehenden Erziehungsdefizite aufzufangen, wird das Erziehungssystem aus einem seiner Hauptdilemma nicht herauskommen. Dazu kommt die m.E. sträflich Kurzsichtigkeit, an der Bildung in irgendeiner Form zu sparen.Momentan werden ja viele Sozialarbeiter und Sozialpädagogen an Schulen eingestellt, wogegen ja nichts zu sagen ist. Aber ich bin mittlerweile so misstrauisch, dass ich glaube, dass diese Sozialpädagogen in ein paar Jahren das Argument dafür sein werden, dass man die Klassen wieder vergrößert. Lehrer müssen sich ja tagtäglich auch mit vielen privaten und sozialen Problemen ihrer Schüler beschäftigen. DIe Politiker werden so argumentieren, dass die Sozialpädagogen die Lehrer dahingehend entlasten, womit der Lehrer mehr Zeit für seine Schüler hat und somit nicht um eine größere Klasse kümmern kann.
Ob Angestellte als Lehrer wirklich in allen Fällen billiger sind, ist mir noch nichteinmal so hundertprozentig klar. Mehr Lehrer einzustellen, ist allerdings völlig unumgänglich. Perverserweise wurde hier in Nordrheinwestfalen die 100% Prozentmarke der gegebenen Stunden auf 95% herunterdefiniert. Anders ausgedrückt: Wenn 5% der zu haltenden Stunden nicht gehalten werden können, ist dies als Normalwert anzusehen, der 100% empfangener Schulbildung entspricht...Wieviele Lehrer sind eigentlich noch Beamte, und wieviele bereits Angestellte im Teilzeitbereich?Es wäre wesentlich sinnvoller, den Beamtenstatus für Lehrer abzuschaffen und mit dem eingesparten Geld mehr Lehrer einzustellen, als unter dem Deckmäntelchen der individuellen Förderung Lehrerstellen einzusparen.
Solche Änderungenen sind meines Erachtens ebenfalls nur Flickschustereien am Gesamten, - das System, und vor allem die Einstellung an sich müßte sich generell ändern, dann wären auch zahlreiche Fragen nicht mehr notwendig, weil die Antworten, oder Problemlösungen selbstverständlich wären.
Grüße
John