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Thema: "Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde"

  1. #41
    Wir sind das Volk! Benutzerbild von ErhardWittek
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    Standard AW: "Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde"

    Zitat Zitat von Klopperhorst
    Wenn das so wäre, müsste der Intellekt die Moral beeinflussen können. Demnach müssten also besonders schlaue und vernunftbegabte Menschen auch besonders moralische Menschen sein. Das Gegenteil ist aber oft der Fall. Die Religionen versprechen das Heil nicht umsonst demjenigen mit gutem Herzen und nicht demjenigen mit gutem Kopf.

    Die Moral ist also das vor aller intellektuellen Anschauung und Vernunft bestehende, also bereits dem Menschen gemäß seines Charakters in die Wiege gelegte. Das ist der sog. intelligible Charakter im Gegensatz zum empirischen Charakter, der sehr wohl in der Reflextion moralisch sein kann, aber eben nur, indem das angeborene Verhalten durch stärkere Motive (z.B. Abschreckung, Ehre, Glauben usw.) überlagert wird.

    Ob ein Mensch im Kern moralisch ist oder nicht, hängt nicht mit seinem Intellekt oder erlernten Dogmen zusammen sondern ganz alleine mit seinem Charakter, der im Kern angeboren ist. Deswegen lassen sich Verbrecher, Diebe usw. auch nie ändern, ausser durch die Vorhaltung stärkerer Motive, die das eigentliche Handeln ihres Willens überlagern und sie scheinbar moralisch machen, d.h. abschrecken. Die sog. Einsicht in die Immoralität des eigenen Verhaltens ist lediglich das Gewissen, also die intellektuelle Erkenntnis, daß man sich ausserhalb der moralischen Normen bewegt hat, d.h. anderen geschadet hat, für egoistische Zwecke. Einsicht ist aber nur intellektuell, wird den ursprünglichen Charakter, der die Handlung motivierte, nimmermehr ändern können.

    Deswegen auch die natürliche Abscheu gegenüber Menschen, die schon einmal unmoralisch waren, z.B. Diebe, Lügner, Gewalttäter usw. Wir wissen, daß sie immer so sein werden, wenngleich stärkere Motive ihr Verhalten überlagern können. Bei Wegfall dieser stärkeren, intellektuellen Motive, würde ihr angeborener Charakter jedoch wieder hervorbrechen und somit auch das angeboren Schlechte in ihnen zwangsläufig wieder erscheinen.

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    Ich bin überzeugt davon, daß ein intelligenter Mensch eher in der Lage ist, moralisches Verhalten aus eigener Einsicht an den Tag zu legen. Bei schlichten Gemütern ist es oft nur ein Produkt der Dressur, eben aufgrund vom Belohnung oder Strafandrohung sich für ein gesellschaftskonformes Verhalten zu entscheiden.
    Ein intellektuell begabter Mensch verfügt aufgrund seiner höhern Bildung, seiner ausgeprägteren Wißbegier, seiner besseren assoziativen Fähigkeit über eine wesentlich größere Bandbreite von Entscheidungsmöglichkeiten. Er wertet Erfahrungen und Eindrücke deshalb besser aus, weil er effektiver denken kann.

    Das alleine reicht natürlich noch nicht aus, um zu einer positiven Einstellung zu gelangen. Dazu bedarf es einer ebenso positiven Sozialisierung.

    Moral ist an und für sich erstmal wertfrei. Definiert man Moral schlicht und ergreifend als auf gesellschaftlicher Übereinkunft bestehende Verhaltensnormen, dann ergibt sich daraus ganz leicht die Erkenntnis, daß Moral nicht angeboren sein kann. Denn unsere Moralvorstellungen unterscheiden sich ganz erheblich von der anderer Völker, insbesondere wenn diese einer völlig abweichenden Kultur angehören. Würden Kinder der jeweiligen Gruppe von Geburt an in der anderen Gruppe aufgezogen, würden diese die moralischen Vorstellungen der aufnehmenden Sozietät übernehmen.

    Moral ist eine Frage der Erziehung und des vorgelebten Beispiels. Sie dient dem reibungsfreien Zusammenleben in einer Tribu. Jeder muß eben wissen, was erwünscht ist, worin Regeln und Gebote bestehen, um Anarchie zu vermeiden. Auf diese Weise wird das Überleben der gesamten Gruppe gesichert. Es ist natürlich sinnvoller, mittels einer Morallehre, die alle Mitglieder auf ein übereinstimmendes Verhalten einschwört, ein friedliches Zusammenleben zu erwirken, als durch bloße Androhung von Sanktionen. An dieser Stelle setzen die Religionen an. Wer "weiß", daß es da oben eine Macht gibt, die mich jederzeit zerschmettern kann, bin ich lieber gleich ganz brav. Dieses Verhalten verinnerlicht sich in dem Maß, wie es durch ständige positive Reaktionen der Umgebung bestätigt wird. Deshalb wird es einfach beibehalten und als "richtig" anerkannt.

    Wie schnell moralische "Überzeugungen" über Bord geworfen werden, wenn Notzeiten anbrechen, schreckliche Kriege toben und das eigene Leben in Gefahr gerät, zeigt ebenfalls auf, daß von angeborener Moral keine Rede sein kann. Sie ist für mich ein reines Kulturprodukt.

  2. #42
    Mitglied Benutzerbild von Klopperhorst
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    Standard AW: "Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde"

    Zitat Zitat von ErhardWittek
    Ich bin überzeugt davon, daß ein intelligenter Mensch eher in der Lage ist, moralisches Verhalten aus eigener Einsicht an den Tag zu legen. ... Ein intellektuell begabter Mensch verfügt aufgrund seiner höhern Bildung, seiner ausgeprägteren Wißbegier, seiner besseren assoziativen Fähigkeit über eine wesentlich größere Bandbreite von Entscheidungsmöglichkeiten.
    Das Gegenteil ist der Fall.

    Gerade die Intelligenten nutzen ihre Intelligenz, um die moralischen Triebfedern zu befriedigen. Intelligenz für sich ist sinnlos, wenn sie nicht dem zugrundeligenden Charakter, also dem, was man will, dient. Unter intelligenten Menschen findet man genauso viele Schlechte, wie unter den einfachsten Menschen, ja oft sogar mehr Schlechte, weil hohe Intelligenz ein Vorteil bei der Befriedigung moralisch verwerflicher Charaktereigenschaften ist, z.B. durch die Fähigkeit, sich zu verstellen.

    Im Gegensatz dazu sprechen wir den einfachsten Menschen eher zu, moralisch zu sein, weil ihre Intelligenz nicht ausreicht, um sich zu verstellen und falsche Tatsachen vorzuspielen.


    Moral ist an und für sich erstmal wertfrei.
    Sicher nicht. Moral ist ein Synonym dafür, ob man anderen für eigene, egoistische Zwecke Schaden zufügt oder nicht. Das nennt man Gerechtigkeit. Höchste Moral ist aber die Menschenliebe, d.h. nicht nur gerecht sein sondern den eigenen Willen für andere einsetzen, selbst, wenn man dadurch Nachteile erleidet.

    Soetwas kann nur aus dem Inneren des Herzens kommen, niemals intellektuell sein. Denn der Intellekt dient nur dem Charakter, niemals umgekehrt.

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  3. #43
    Wir sind das Volk! Benutzerbild von ErhardWittek
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    Standard AW: "Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde"

    Zitat Zitat von Klopperhorst
    Das Gegenteil ist der Fall.

    Gerade die Intelligenten nutzen ihre Intelligenz, um die moralischen Triebfedern zu befriedigen. Intelligenz für sich ist sinnlos, wenn sie nicht dem zugrundeligenden Charakter, also dem, was man will, dient. Unter intelligenten Menschen findet man genauso viele Schlechte, wie unter den einfachsten Menschen, ja oft sogar mehr Schlechte, weil hohe Intelligenz ein Vorteil bei der Befriedigung moralisch verwerflicher Charaktereigenschaften ist, z.B. durch die Fähigkeit, sich zu verstellen.

    Sicher nicht. Moral ist ein Synonym dafür, ob man anderen für eigene, egoistische Zwecke Schaden zufügt oder nicht. Das nennt man Gerechtigkeit. Höchste Moral ist aber die Menschenliebe, d.h. nicht nur gerecht sein sondern den eigenen Willen für andere einsetzen, selbst, wenn man dadurch Nachteile erleidet.

    Soetwas kann nur aus dem Inneren des Herzens kommen, niemals intellektuell sein. Denn der Intellekt dient nur dem Charakter, niemals umgekehrt.

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    Vielleicht gehen wir nur von verschiedenen Ansätzen aus. Ich habe mich (noch) nicht mit dem sehr umfänglichen Gebiet der Philosophie beschäftigt. Es ist wahrscheinlich so, daß hier die Begriffe anders gefaßt und definiert werden. Ich bediene mich eher der alltäglichen Beobachtung, meiner persönlichen Erlebnisse und psychologischer Erkenntnisse (als Laie), um mir einen Reim auf die menschlichen Beweggründe zu machen. Daher kann es also sein, die von mir gewählten Begriffe für uns nicht die ganz identische Bedeutung haben.

    Daß die Intelligenten, sofern sie einen üblen Charakter haben, durchaus mehr Schaden anrichten können, ist auch für mich unbestreitbar. Aber sofern sich Intelligenz mit Empathie paart, hast Du einen höchst moralischen Menschen vor Dir, der seine Erkenntnisse und Handlungsweisen überwiegend seiner eigenen geistigen Beweglichkeit verdankt. In diesem Fall bedarf es dann auch keiner religiösen Anleitung. Wer eine positive Sicht auf sich selbst und damit auch auf seine Umwelt hat, trägt seine eigene Moral in sehr souveräner Weise in sich.

    Es ist sehr schwierig, uns als Menschen einzuordnen und zu beurteilen, da es uns nicht möglich ist, hier objektiv zu sein. Da wir unsere individuellen Lebenserfahrungen in die Bewertung mit einbeziehen, ist das Ergebnis bereits im Ansatz verfälscht. Wenn zwei Menschen einen dritten beschreiben, kommen oft zwei höchst unterschiedliche Einschätzungen heraus.

    Der Mensch ist an nichts mehr intessiert, als am Menschen und dies wahrscheinlich deshalb, weil er an der ersehnten Erkenntnis über die Natur des Menschen schon immer gescheitert ist und dies als unerträglich empfindet. Die immer neuen Theorien, denen ebenso regelmäßig neue "Laborversuche" folgen, um Menschen erfaßbarer zu machen, entspringen dem Bedürfnis nach Kontrolle über dieses Phänomen der Unbegreiflichkeit.

    Die idiotischste Theorie haben meines Erachtens die Behavioristen erfunden. Daran krankt unsere Gesellschaft heute ganz besonders und wird noch lange daran zu kauen haben. Daraus hat sich eine Moral ergeben, die besagt, der Verbrecher trägt nicht die Schuld, sondern die Gesellschaft, die ihm nicht mit Freundlichkeit begegnet ist. Der böse Blick löst böses Verhalten aus, gewissermaßen als Reflex. Die Resozialisierung besteht in der Beschreitung des umgekehrten Wegs. Der Verbrecher wird freundlich angelächelt und automatisch lächelt er zurück und wird gut. Klimmt ziemlich abgedreht, nicht wahr? Aber so sehen es die Vertreter dieser Theorie. Und Du kannst die auch nicht vom Gegenteil überzeugen, eben weil es halt unmöglich ist, Menschen strikt wissenschaftlich zu erforschen.

    Damit haben wir jetzt schon zwei verschiedene Ausprägungen von Moral. Die Behavioristen finden es unmoralisch, einen Verbrecher zu bestrafen. Und die Opfer dieses Verbrechers finden es unmoralisch, ihn nicht zu bestrafen. In ein und derselben Gesellschaft existieren zwei diametrale Ansichten zu diesem einen Thema. Wäre Moral angeboren, bestünde hier entweder in der einen oder in der anderen Richtung Konsens.

  4. #44
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    Standard AW: "Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde"

    Zitat Zitat von Klopperhorst
    Seelische Störungen etc.,die durch Traumas hervorgerufen werden, betreffen nicht den Charakter sondern den Intellekt, indem dieser den Charakter schützt, durch Vorhaltung falscher Motive.
    Ob dass wirklich stimmt, weiss ich nicht.
    Bin der Meinung, die (Seelische Störungen etc.) betreffen schon den Charakter und tuen sogar beeinflussen.
    Denn, der Charakter entwickelt sich bis einen bestimmten Alter.
    Die Grundzüge des Charakters werden vieleicht schon von der genetischen Ausstattung bestimmt. Ich Glaube aber nur die Grundzüge.
    Denn, die erlebnisse, die Familie, Erziehung, beeinflussen schon den Charakter.
    1) Wieso tut man die Zeiten mit vor und nach Christus rechnen?
    2) Wieso nennt uns der Westen Greeks ("schimpfwort), in Anatolien aber Yunan (Iones)?
    3) Wieso ist es bei Dokumentarfilmen über Griechische Geschichte und Kultur so, dass vielmehr türkische statt griechische historische Forscher zum Wort kommen, wenn es um neue archeologische Funde geht?

  5. #45
    Mitglied Benutzerbild von Klopperhorst
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    Standard AW: "Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde"

    Zitat Zitat von ErhardWittek

    Aber sofern sich Intelligenz mit Empathie paart, hast Du einen höchst moralischen Menschen vor Dir, der seine Erkenntnisse und Handlungsweisen überwiegend seiner eigenen geistigen Beweglichkeit verdankt.
    Also Recht von Unrecht unterscheiden kann jeder Idiot, wenn er ein gutes Herz hat. Ich meine hier das grundlegende Gefühl dafür, nämlich, wenn man anderen Schaden zufügt für einen egoistischen Vorteil. Dieses Gefühl ist moralischen Menschen unabhängig ihres Intellektes eingepflanzt.


    Die idiotischste Theorie haben meines Erachtens die Behavioristen erfunden. Daran krankt unsere Gesellschaft heute ganz besonders und wird noch lange daran zu kauen haben. Daraus hat sich eine Moral ergeben, die besagt, der Verbrecher trägt nicht die Schuld, sondern die Gesellschaft, die ihm nicht mit Freundlichkeit begegnet ist.
    Das ist wirklich idiotisch.

    Aber was wir an anderen kritisieren sind eigentlich nie ihre schlechten Taten sondern ihre schlechten Charaktere. Die Schuld, wenn es diese im transzendenten Sinne gibt, liegt im Charakter eines Menschen und hier in den Ursachen der Entstehung dieses Charakters. Die Schuld wird letztendlich in der Welt gesucht, und das ist der zugegebenermaßen nicht offensichtliche Zirkelschluss der Behavioristen.


    Damit haben wir jetzt schon zwei verschiedene Ausprägungen von Moral. Die Behavioristen finden es unmoralisch, einen Verbrecher zu bestrafen. Und die Opfer dieses Verbrechers finden es unmoralisch, ihn nicht zu bestrafen. In ein und derselben Gesellschaft existieren zwei diametrale Ansichten zu diesem einen Thema. Wäre Moral angeboren, bestünde hier entweder in der einen oder in der anderen Richtung Konsens.
    Ich denke, wir müssen uns über die Tatsache klar sein, daß der Charakter Triebfeder eines Menschen ist, seine Handlungen notwendig sind ... aber dieser Charakter seinen Ursprung in der Freiheit hat, also in dem Moment, in dem sich die quantenmechanischen Zustände der Proteine bei der Zeugung zu einer ganz bestimmten Konfiguration herauskristalisieren. Nur im Zusammenbestehen der Freiheit mit der Notwendigkeit, können wir überhaupt Schuld definieren. Nur deswegen mahnen die Religionen, einen guten Lebenswandel zu bestreiten und moralisch zu sein; denn sie wissen, daß der Charakter eines Menschen zwar notwendig in Erscheinung tritt, seine Entstehungsursache aber in einer ganz anderen Welt liegt.

    ---
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