Zitat von
Klopperhorst
Wenn das so wäre, müsste der Intellekt die Moral beeinflussen können. Demnach müssten also besonders schlaue und vernunftbegabte Menschen auch besonders moralische Menschen sein. Das Gegenteil ist aber oft der Fall. Die Religionen versprechen das Heil nicht umsonst demjenigen mit gutem Herzen und nicht demjenigen mit gutem Kopf.
Die Moral ist also das vor aller intellektuellen Anschauung und Vernunft bestehende, also bereits dem Menschen gemäß seines Charakters in die Wiege gelegte. Das ist der sog. intelligible Charakter im Gegensatz zum empirischen Charakter, der sehr wohl in der Reflextion moralisch sein kann, aber eben nur, indem das angeborene Verhalten durch stärkere Motive (z.B. Abschreckung, Ehre, Glauben usw.) überlagert wird.
Ob ein Mensch im Kern moralisch ist oder nicht, hängt nicht mit seinem Intellekt oder erlernten Dogmen zusammen sondern ganz alleine mit seinem Charakter, der im Kern angeboren ist. Deswegen lassen sich Verbrecher, Diebe usw. auch nie ändern, ausser durch die Vorhaltung stärkerer Motive, die das eigentliche Handeln ihres Willens überlagern und sie scheinbar moralisch machen, d.h. abschrecken. Die sog. Einsicht in die Immoralität des eigenen Verhaltens ist lediglich das Gewissen, also die intellektuelle Erkenntnis, daß man sich ausserhalb der moralischen Normen bewegt hat, d.h. anderen geschadet hat, für egoistische Zwecke. Einsicht ist aber nur intellektuell, wird den ursprünglichen Charakter, der die Handlung motivierte, nimmermehr ändern können.
Deswegen auch die natürliche Abscheu gegenüber Menschen, die schon einmal unmoralisch waren, z.B. Diebe, Lügner, Gewalttäter usw. Wir wissen, daß sie immer so sein werden, wenngleich stärkere Motive ihr Verhalten überlagern können. Bei Wegfall dieser stärkeren, intellektuellen Motive, würde ihr angeborener Charakter jedoch wieder hervorbrechen und somit auch das angeboren Schlechte in ihnen zwangsläufig wieder erscheinen.
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