Das ist der Punkt, den ich ihm auch übelnehme.
Irgendwer sagte in diesem Strang, Gauck wäre die schlechteste Variante. Das ist sogar möglich. Wissen werden wir es eventuell, sollte er gewählt werden.
Mir gefällt übrigens keiner der Kandidaten wirklich und ich fürchte, daß ich auch nach dieser Wahl wieder sagen werde: Bei jedem unserer Bundespräsidenten dachte ich, daß es schlimmer nicht werden könnte, ich wurde immer widerlegt.
Gerade was Reisen / „Ausreisen“ betraf, waren Pfarrer in der DDR immer privilegiert. Der Grund war einfach der, daß man die meisten gern loswerden wollte. Ich kenne einen Pfarrer, dem man sogar nahelegte, die DDR zu verlassen. Er weigerte sich, da er seine Aufgabe in der DDR sah. Als Schikanen erfolgten, fuhr er zu seinem damaligen Dienstherren, Herrn Stolpe, um sich Rat zu holen. Der unterhielt sich mit ihm ausführlich ….., in einem Arbeitszimmer, von dem er wußte, daß es stasi-verwanzt war! Und der Herr wurde dann später Ministerpräsident in Brandenburg!
Die DDR war schon ein ganz besonderer Staat.
„Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.”
(Jean-Claude Juncker erklärt seinen EU-Kollegen die Demokratie - SPIEGEL 52/1999)
Dem Streikaufruf vom Vortage waren bereits in den frühen Morgenstunden einige tausend Menschen gefolgt, die sich trotz strömenden Regens auf dem Strausberger Platz einfanden. An diesem Tag entstand nicht nur ein einziger Demonstrationszug, sondern aus den Aussenbezirken Berlins zogen im Laufe des Vormittages streikende Arbeiter in verschiedenen Aufmärschen in den Stadtkern Ostberlins, denen sich aber auch Schüler, Studenten, Hausfrauen, Rentner, Geschäftsleute, Angestellte und viele mehr anschlossen. Gegen 9.00 Uhr hatten sich in den Hauptstrassen, besonders im Regierungsviertel Berlins, zehntausende Menschen versammelt, um gegen die DDR-Regierung zu protestieren. Anders als am Vortag wurden nun vermehrt politische Forderungen laut. Die Demonstranten hatten sich in aller Eile Transparente zusammengebastelt und bekräftigten damit ihren Wunsch nach politischer Veränderung.
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Um 13.00 Uhr wurde vom Militärkommandanten des sowjetischen Sektors von Berlin, Generalmajor Dibrowa, der Ausnahmezustand über Ostberlin verhängt. Jegliche Demonstrationen und sonstige "Menschenansammlungen über drei Personen" wurden verboten und ab 21.00 Uhr die Polizeistunde verhängt. Um zu bekräftigen, dass sie entschlossen waren, mit allen Mitteln die Kontrolle und höchste Autorität in ihrer Interessensphäre zu erhalten, entsendeten die Sowjets Marschall Wassili Sokolowski, den Generalstabschef der Sowjetischen Armee, in das Krisengebiet. Sie glaubten, so den Aufstand ersticken zu können. Doch auch sie irrten sich. Zwar kreuzten nun sowjetische Panzer auf und mit ihnen auch bewaffnete Soldaten, doch vermochten diese die Aufständischen nicht vollends abzuschrecken. Bald schon gab es unter den Demonstranten die ersten Toten und Verletzten. Nichtsdestotrotz wurde auf die sowjetischen Panzer mit primitiven Waffen eingeschlagen, sie wurden mit Steinen beworfen und man versuchte, sie durch Abbrechen der Funkantennen zu beschädigen. Diese Angriffe gegen die Uebermacht blieben jedoch die Ausnahme. Trotzdem dauerte es sehr lange, bis die Sowjets gemeinsam mit der Volkspolizei den Aufstand endgültig unterdrücken konnten. Um 21.00 Uhr waren die Strassen Ostberlins geräumt und die Knotenpunkte der Stadt mit sowjetischen Soldaten besetzt.
Nicht nur in Berlin, sondern auch in anderen Teilen der DDR ging die Bevölkerung am 17. Juni auf die Strasse. Diese Aufstände brachen aus, nachdem die Arbeiter vom Streik ihrer ostberliner Kollegen am Vortage erfahren hatten und sich mit ihnen solidarisierten. Es kam bei den Demonstrationen ausserhalb Berlins oft zu radikaleren Ausschreitungen; so wurden in einigen Städten Geschäfte geplündert und Angehörige der Volkspolizei getötet. Auch wurden Gefängnisse gestürmt und Gefangene befreit - politische sowie zum Teil auch nicht-politische. Diese Demonstrationen ausserhalb Berlins sollen in dieser Arbeit aber nicht näher behandelt werden.
Der grosse Volksaufstand vom 17. Juni 1953 wurde am selben Tage noch weitgehend niedergeschlagen; dies wohl aufgrund der schnell einmarschierten sowjetischen Truppen, ohne die die SED die Kontrolle über die Geschehnisse mit Sicherheit verloren hätte. Die letzten kleinen Unruhen, die im direkten Zusammenhang mit den Ereignissen vom 17. Juni 1953 standen, gab es am 15. Juli in einem Kupferbergbau in Helbra. Die Forderungen des 17. Juni 1953 sollten aber erst 37 Jahre später in Kraft treten.
Gegen den - NANNY JOURNALISMUS - FÜR BETREUTES DENKEN - wieder für objektive und unvoreingenommene Berichterstattung
der 17. Juni - der heimliche Nationalfeiertag
Und hier ein Rückblick:
[Links nur für registrierte Nutzer]Für Walter Ulbricht und sein Politbüro war es der größtmögliche Unfall: Ausgerechnet die Arbeiter des sowjetisch besetzten Sektors von Berlin waren am 16.Juni 1953 massenhaft vor das Regierungsgebäude des vermeintlichen Arbeiter- und Bauernstaates gezogen und hatten eine Senkung der Arbeitsnormen sowie freie Wahlen gefordert.
Am Abend zuvor wirkt Ulbricht übermüdet
Am Abend dieses Dienstags hatte die SED noch zu einer „Parteiaktiv-Tagung“ in den Friedrichstadtpalast in Berlins Mitte geladen. Doch der völlig übermüdet wirkende Ulbricht konnte seinen Funktionären nur die immer gleichen Parolen verkünden: „Morgen tiefer in die Massen. Morgen in jeder Betriebsversammlung auf jede Frage antworten. Morgen klar und deutlich auf die Fragen der Werktätigen antworten. Ihnen klar und eindeutig sagen, was wir wollen, was falsch gemacht wurde - und wie es weiter geht.“
Am 17. Juni streikt die Frühschicht
Doch am Mittwoch, dem 17. Juni 1953, ging für die SED nichts mehr „weiter“. Schon um sechs Uhr morgens ging die Nachtschicht in zahlreichen Ost-Berliner Betrieben nicht wie üblich nach Hause, sondern – oft geschlossen – zum Strausberger Platz, dem Renommierprojekt des Wiederaufbaus in Ost-Berlin. Fast überall trat die Frühschicht ebenfalls in den Ausstand. Bald formierten sich die ersten Demonstrationszüge, die in Richtung Haus der Ministerien (heute Bundesfinanzministerium) aufbrachen. Um 9.05 Uhr erging der Befehl an die kommunistisch kontrollierte „Volkspolizei“, den Regierungssitz gegen das protestierende Volk zu schützen.
..... denn solange auch nur einhundert von uns am Leben bleiben, wird man uns niemals, zu welchen Bedingungen auch immer, unter englische Herrschaft zwingen. Denn wir kämpfen nicht für Ruhm, nicht für Reichtümer oder Ehren, sondern wir kämpfen einzig für die Freiheit, die kein ehrenhafter Mann aufgibt, wenn nicht zugleich mit seinem Leben.
Danke für dieses Thema.
Ich möchte ergänzen, daß der 17. Juni früher Nationalfeiertag in Deutschland war, bis er durch den "Tag der offenen Moschee" (alias "Tag der deutschen Einheit) ersetzt wurde.
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