Blick gen Osten
Die großen Konflikte der Zukunft werden nicht mehr zwischen "Rechts" und "Links" ausgetragen, sondern zwischen Osten und Westen, zwischen den Kräften des Nationalismus und Regionalismus gegen die Diktatur der universalen Liberaldemokratie.
Das hohe Ideal der "One-World" scheint über den erneuerten Anstieg des osteuropäischen Nationalismus zu straucheln, dessen Nachbeben sich bald in die Westhalbkugel ergießen können. Bereits gerät der Lehrsatz der Menschenrechte durch die Befürworter der Rechte der Völker unter Beschuss und die Sehnsucht nach der historischen Gemeinschaft macht Fortschritt innerhalb atomisierter, durch Ideologien verlassene Gesellschaften.
Mit dem Zusammenbruch des kommunistischen Internationalismus hat die Uhr der Geschichte begonnen zugunsten des Nationalismus zu schlagen und unvermeidlich fallen die Ideale der nationalistischen Befreiungskämpfe an die Oberfläche der Geschichte. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass wir im täglichen Leben auf echte Völker mit spezifischen kulturellen Identitäten stoßen. Nun, wenn jemand in Brooklyn wohnt, wird seine Idee der Menschenrechte wahrscheinlich von jemanden verschieden sein, der auf dem Balkan oder in Asien lebt.
Der Anstieg nationalistischer Bewegungen in Osteuropa sollte nicht nur als Rückstoß gegen die kommunistische Wirtschaftsverwirrung gesehen werden, eher ist es der Wille von verschiedenen Völkern ihre nationalen Eigenschaften nach der langen Herrschaft des völkerunterdrückenden Kommunismus wiederzubekommen.
Ganz Europa scheint eine paradoxe und fast lächerliche Drehung der Geschichte zu erleben. Einerseits wird Westeuropa immer mehr eine amerikazentrierte, anationale Gesellschaft, während das postkommunistische Osteuropa in einen Zustand der "hundert Nationen" zu explodieren droht. Wohingegen Westeuropa eine einmalige Welle der Ausländereinwanderung und die unvermeidliche Woge des Rassismus erfährt, der folgen muss, hat die ethnische Gleichartigkeit der Osteuropäer sie heutzutage mehr zu Europäern gemacht, als es die Westeuropäer je waren.
Jugoslawien hat seiner verhältnismäßig langen Lebensdauer der kommunistischen Diktatur Titos zu "verdanken." Seit den letzten siebzig Jahren ist die jugoslawische Gesellschaft vielen Bürgerkriegen und unveränderlichen ethnischen Streitigkeiten unter vier seiner ethnischen Hauptgruppen ausgeliefert gewesen.
Hier stellt sich aber die Frage, warum das "künstliche Mischen" von verschiedenen Völkern jene Konflikte hervorbringt, immer zu Instabilität und ethnischer Verwirrung führt? Die Antwort scheint ziemlich offensichtlich zu sein: Die Rechte der Völker sind mit dem Universalismus unvereinbar. Ethnische Gesellschaften können nicht im friedvollen Zustand koexistieren, wenn die abstrakten Grundsätze der Menschenrechte über die echten Grundsätze der Völker liegen.
Doch was macht ein Volk zum Volk? Völker haben ein allgemeines Erbe und einen Willen zu einem allgemeinen Schicksal. Völker bestehen trotz oberflächlicher Spaltungen durch Parteien, Interessengruppen und vorübergehende Tendenzen in Ideologien. Georges Dumézil, Mircea Eliade und Carl G. Jung haben bewiesen, dass Völker einem Kommunalmythos entspringen. Ein Mythos der ursprüngliche, kulturelle Schaffenswerke zur Welt bringt. Die Kultur eines Volkes ist der Ausweis eines jeden Einzelnen und seine geistige Atmung. Sie ist der Pass für die Zukunft die die Gestalt des Schicksals annimmt.
Will Deutschland wieder zu sich selbst finden, wieder eine große Kulturnation innerhalb des künftigen Neuen Europas sein, so muss der geistige Weg über den Osten führen. Der dekadente, individualistische und hedonistische Westen wird verfallen und in sich zusammenbrechen. Deutschland ebenso, wenn keine Umorientierung und Neuausrichtung an jenen wilden kulturellen Jungbrunnen des Ostens erfolgt. Wohl keine Kopie der dortigen Ansichten, aber die östliche Kulturfrische muss über das germanische Wesen vermittelt werden.