In der schwelenden Krise um die EU-Verfassung werden Zweifel an der Einheit der Europäischen Union laut.
Unmittelbar vor Beginn des EU-Gipfels am Donnerstag in Brüssel provozierte Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker mit einer harschen Attacke gegen Großbritannien eine Grundsatzdebatte über die Zukunft der Gemeinschaft mit ihren 25 Mitgliedern. In einem Interview und bei einem späteren Treffen mit konservativen Spitzenpolitikern bei Brüssel sagte Juncker, die EU könne ohne Großbritannien leben.
Die europafeindliche Haltung der Briten wie auch die Ablehnung der Verfassung durch Franzosen und Niederländer vor gut einem Jahr verzögern nötige Reformen der EU (...).
Laut Juncker sollten nur „solche Länder aufgenommen werden, die zu einer politischen Vertiefung der Union bereit sind“. Es reiche nicht, „eine gehobene Freihandelszone zu wollen“ – wie etwa Großbritannien.
Diskussion um ein Kerneuropa
Juncker stößt damit erneut die Debatte um ein so genanntes Kerneuropa an. Dahinter verbirgt sich die Idee, mit einer kleineren Gruppe williger Staaten die gemeinsame politische Integration auf möglichst vielen Feldern rasch voranzutreiben. Auf Frankreich könne die EU dagegen nicht verzichten, sagte Juncker.