Zitat von
Marki
Wahlkämpfer pflegen ihre Gegner kräftig zu attackieren, aber der Abgeordnete Lafontaine hat alle Regeln des politischen Anstands verletzt. In einer Turnhalle im pfälzischen Schönenberg-Kübelberg, in die der ehemalige SPD-Vorsitzende und Finanzminister nur etwa 100 Zuhörer locken konnte, glaubte er wohl, seiner Stimmung freien Lauf lassen zu dürfen. Er schimpfte über eine „Schweinebande“, was Teilnehmer auf die schwarz-rote Regierung in Berlin bezogen, und nannte die Parlamentarier anderer Parteien „Plapperfritzen“.
Viele Bürger, so sagte er nach dem Bericht eines Redakteurs der „Leipziger Volkszeitung“, hätten zu Recht den Eindruck, dass die „ganze Bande im Bundestag, die da sitzt“, in einen Sack gesteckt und geprügelt gehörte, weil der Richtige schon dabei sein werde. Nachdem seine Ausfälle bekannt wurden, erklärte Lafontaine, mit „Schweinebande“ habe er Unternehmer gemeint. Das passte genau zu früheren Entgleisungen, bei denen er von „Schweinejournalismus“ sprach und Helmut Schmidt vorwarf, mit den Tugenden Ordnung, Fleiß und Zuverlässigkeit könne man auch ein Konzentrationslager leiten. Diese Peinlichkeiten könnten als Jugendsünden verjähren, wenn der Polemiker Lafontaine an Weisheit und Reife gewonnen hätte. Tatsächlich wird er aber im Alter primitiver und sogar gefährlicher. Er hat sich nicht nur zum Klassenkämpfer zurückentwickelt, er predigt auch Hass gegen unsere parlamentarische Demokratie.
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Marx’ „Quatschbude“ und Lenins „parlamentarischer Kretinismus“ haben gegen die politische Auseinandersetzung gehöhnt. Kaiser Wilhelm II. holte sich billigen Beifall mit Verunglimpfungen wie „Quasselbude“ und „Reichsaffenhaus“, und in der Weimarer Republik lästerten die Radikalen von rechts und links gleichermaßen über den Reichstag, bis das Wort von der „Quasselbude“ sprichwörtlich wurde.
Historiker sind sich heute darüber einig, dass die Weimarer Republik auch deswegen zu Grunde ging, weil nicht genügend überzeugte Demokraten das System Demokratie verteidigt haben. Demagogen hatten leichtes Spiel bei Menschen, die wirtschaftlich in Not geraten waren. Deshalb sollten die Parteien im Bundestag den Rattenfänger Lafontaine mit deutlichen Worten entlarven und klarstellen, dass er links und rechts auf Protestwähler und Frustrierte spekuliert.