Der Hungertod der russischen Bevölkerung
In der Sowjetunion kamen nach neuesten Angaben 25,6 Millionen Menschen im Zweiten Weltkrieg ums leben. Davon waren 8,6 Millionen Soldaten und 17 Millionen Zivilisten.(1)
Woran starben aber nun die 17 Millionen Zivilisten? Einer großer Teil von ihnen fiel dem deutschen Hungerplan zum Opfer. In den Wirtschaftspolitischen Richtlinien für die Wirtschaftsorganisation Ost, Gruppe Landwirtschaft“ vom 23.Mai 1941 heißt es:
    „Damit ist das wesentliche des Problems gekennzeichnet. Die Überschüsse
    Russlands an Getreide werden entscheidend nicht durch die Höhe der Ernte,
    sondern durch die Höhe des Selbstverbrauchs bestimmt. […] Diese Tatsache
    ist der Schlüsselpunkt, auf dem unsere Maßnahmen und unsere
    Wirtschaftspolitik aufzubauen haben.
    Denn: […]
    b) Da Deutschland bzw. Europa unter allen Umständen Überschüsse braucht,
    muß der Konsum also entsprechend herabgedrückt werden.
    […]
    Die Bevölkerung dieser Gebiete, insbesondere die Bevölkerung der Städte,
    wird größter Hungersnot entgegensehen müssen.
    […]
    Viele 10 Millionen von Menschen werden in diesem Gebiet überflüssig und
    werden sterben oder nach Sibirien auswandern müssen.“(2)
Hitler genehmigte den Plan. Der Plan wurde auch von der Volkswirtschaftlichen Abteilung der Deutschen Reichsbank geprüft und für grundsätzlich gut befunden.(3) Göring sagte in einer Unterhaltung mit dem italienischen Außenminister Ciano:
    "In diesem Jahr werden in Russland zwischen 20 und 30 Millionen Menschen
    verhungern. Und vielleicht ist das gut so, denn gewisse Völker müssen
    dezimiert werden."(4)
Deutschland raubte in der Sowjetunion (einschließlich dem was die Wehrmacht verbrauchte) von 1941-1943 4.372.339 Tonnen Getreide, 495 643 Tonnen Fleisch, 723 450 Tonnen Speiseöle und Fette und 1.895.775 Tonnen Kartoffeln. Umgerechnet nach Nährwert waren das 106.268.262 Getreideeinheiten. Ein Mensch braucht um zu überleben 2,5 Getreideeinheiten pro Jahr. Also wurde rein rechnerisch 21,2 Millionen Menschen die Ernährungsgrundlage entzogen.(5)
(1) Richard Overy, Russlands Krieg. 1941 – 1945, Hamburg 2003, S. 435 ff.
(2) Christian Gerlach, Kalkulierte Morde, Hamburger Edition, Hamburg 2000, S.46 ff.
(3) Ebenda
(4) Alexander Dallin, Deutsche Herrschaft in Russland, Düsseldorf 1958, S.133 f.
(5) Götz Aly, Hitlers Volksstaat, Frankfurt am Main 2005, S. 203 ff.