Der wuchernde französische Staatsapparat
Als Fillon von 2007 bis 2012 unter Nicholas Sarkozy das Amt des Premierministers bekleidete, hatte er wohl schon begriffen, dass der wuchernde französische Staatsapparat die Hauptursache der chronischen Wachstumsschwäche der französischen Wirtschaft war. Mehr als ein Fünftel der französischen Werktätigen arbeiten im öffentlichen Dienst. Fillon versprach, den Staatshaushalt um 100 Milliarden Euro zu kürzen und mindestens eine halbe Million Beamte zu entlassen, falls er gewählt würde. Gleichzeitig wollte er zur Rente mit 65 und zur 39-Stunden-Woche zurückkehren.
Um bürokratische Hindernisse für Innovationen und Investitionen zu beseitigen, wollte Fillon das kiloschwere französische Arbeitsgesetzbuch (Code du Travail) nach Schweizer Vorbild von seinerzeit dreieinhalbtausend auf 150 Seiten eindampfen. Abgesehen von der von ihm als Premierminister durchgesetzten Anhebung des Rentenalters von 60 auf 62 Jahre war Fillon in Frankreich zuvor nicht durch Radikalität aufgefallen. Meines Wissens war er der letzte französische Premierminister, der ohne Beanstandung eine volle Amtszeit durchhielt.