Framing: Wer hinterfragt, ist pietätlos
Doch geht es nach der ÖVP, so soll über den Tod des Pilnacek eine Mauer des Schweigens errichtet werden. Von Anbeginn bemühten sich ÖVP-Kanzler Karl Nehammer und dessen Partei darum, jede kritische Fragestellung zur Causa als Pietätlosigkeit zu verunglimpfen. Die politische Auseinandersetzung mit Christian Pilnaceks Aussagen, die wie aus dem Jenseits das Land erschüttern, sei eine "Störung der Totenruhe", so Nehammer. Und: "Christian Pilnacek kann sich dazu nicht mehr äußern".
„Um Politik zu machen, wird die Totenruhe gestört", antwortet Karl Nehammer nach dem Ministerrat auf Journalistenfragen.
Der verstorbene Justiz-Sektionschef Pilnacek hatte auf einer Tonaufnahme behauptet, die ÖVP und Sobotka habe versucht, in Ermittlungen zu intervenieren. [Links nur für registrierte Nutzer]
Tape-Leak - Ersteller schlägt zurück: "Die Totenruhe hat als erstes Sebastian Kurz gestört"
Dass sich Pilnacek zu all dem nicht mehr äußern kann und sich in Untersuchungsausschüssen in Bezug auf etwaige Druckausübungen durch die ÖVP stets enthielt, bedauern viele. So wohl auch Christian Mattura. Der Unternehmer aus dem Glücksspielbereich, der gleichzeitig in Gegnerschaft zur Novomatic (die bekanntlich "alle" zahlen soll) steht,bekannte sich zur Veröffentlichung des Tapes, das er aufgezeichnet haben soll.
Er erklärte betreffend der Pietätsvorwürfe in einem Interview: "Die Totenruhe hat als erstes Sebastian Kurz gestört." Hätte die ÖVP nicht gezielt die Schuld für den kolportierten Pilnacek-Suizid auf die WKStA geschoben, wäre er nicht an die Öffentlichkeit gegangen. Grundsätzlich habe er den Mitschnitt nur für sich persönlich angefertigt und nie vorgehabt, diesen zu publizieren.
Die ÖVP fordert nun durch Generalsekretär Christian Stocker - wieder mit Verweis auf eine angebliche Pietätlosigkeit - eine Verfolgung Matturas durch die Staatsanwaltschaft. Und die FPÖ fordert eine Entschuldigung seitens der ÖVP, nachdem diese die Publikation des Tapes der FPÖ zugeschoben habe. Denn eine Gleichsetzung mit dem früheren BZÖ lassen die Blauen offensichtlich nicht auf sich sitzen.