Anders als Zypern (Anm.: Zypern ist ein besetztes EU-Gebiet, es ist ein EU-Staat!) liegt Nordsyrien, ebenfalls früheres osmanisches Herrschaftsgebiet, direkt vor der Haustür der Türkei. Hier werden die türkischen Ansprüche noch aggressiver durchgesetzt. Seit 2016 hat Ankara in mehreren Militäroperationen der IS-Miliz und vor allem der als „Terroristen“-Nest gebrandmarkten Kurden-Autonomie Gebiete entrissen und dort seine syrischen Vasallen aus den Reihen der Anti-Assad-Rebellen installiert.
Die von ihnen aufgestellte „Syrische Übergangsregierung“ (SIG) war im März 2013 in Istanbul gegründet worden und hatte ihren Sitz zunächst in der südtürkischen Stadt Gaziantep, bis sie in die nordsyrische Stadt Azaz verlegt wurde. Ihren offiziellen Verlautbarungen zufolge regiert die SIG über einen eigenen Staat, die „Arabische Syrische Republik“. Mit der Namenswahl wird unmissverständlich Anspruch auf das Gebiet des von Assad beherrschten gleichnamigen syrischen Staats erhoben.
Freilich zeigt sich der SIG-Staat gleichzeitig als Geschöpf der Türkei, worauf bereits die allgegenwärtige Zweisprachigkeit von Arabisch und Türkisch hinweist. An den Rathäusern prangen – häufig von der türkischen und der SIG-Fahne flankiert – Schilder in arabischer und türkischer Sprache, so auch an anderen Amtsgebäuden, Schulen und Jugendklubs. Zweisprachig sind auch die dort ausgestellten Personalausweise.