Zitat von
antiseptisch
Hallo,
selten habe ich so eine komprimierte Zusammenfassung amerikanischer Arbeitsweisen vs. Kulturschock aus dem europäischem Raum gesehen. Man kommt sich als europäisch sozialisierter Beschäftigter teilweise schon ziemlich rückständig vor. Ich habe je zur Hälfte in angelsächsichen/amerikanischen und in deutschen Unternehmen gearbeitet, teilweise auch mit japanischen und französischen. Es waren inkl. meiner Projekte weit über 20 Konzerne oder mittelständische Unternehmen. Über die kleinen Klitschen brauchen wir nicht zu reden.
Mich interessiert, was wirklich technisch auf dem neuesten Stand ist. Dass Deutsche tendenziell strategisch/organisatorisch und in Bezug auf Digitalisierung eher rückständig und lahmarschig sind, brauchen wir hier nicht zu thematisieren. Automotive und Maschinenbau läuft aber dennoch im weltweiten Vergleich noch ganz gut, obwohl hier hier ohne Ende ausspioniert und über den Tisch gezogen wird. Wir können mit Sicherheit besser improvisieren als Amis, wenn es drauf ankommt, schaffen aber oft nicht den Sprung zu vermarktbaren Produkten, oder wenn doch, dann nicht vom Handwerk in die Industrie, vor allem, weil jeder Bastler und Krämer das Rad ständig neu erfinden will, und so im Perfektionswahn untergeht.
Die ganzen progressiven IT-Lösungen werden aber allesamt nicht hier gestaltet, sondern in Kalifornien. Aber darum geht es mir gar nicht. Als Unternehmensberater sehe ich oft, wie behindert hier die Kommunikation abläuft. Es gibt sehr viele Störfeuer von allen Seiten, z.B. Bedenkenträger, Betriebsräte, Betriebsblinde, Totschlagargumente, negative Grundeinstellung, Pessimismus, "haben wir schon immer bzw. noch nie so gemacht", "geht nicht", "nicht meine Abteilung", keine Zeit, Ausweichen, Ignoranz, Wurstigkeit, Kunden vor den Kopf stoßen, Profilneurose, "müssen nicht an jeden verkaufen", fehlende Kundenorientierung allgemein, sind hier an der Tagesordnung, von der Pommesbude bis in höchste Konzernetagen, ohne dass es ihnen bewusst ist, wie dumm sie sich verhalten, und damit Umsatz vernichten. Uns geht es ja so wahnsinnig gut.
Das war jetzt schon fast beliebig, und die Einleitung hätte auch ganz anders ausfallen können. Natürlich kotzen mich auch Ami-Methoden wie Dummschwätzerei, Dampfplauderei, Starallüren und Präsentationswahn an. Aber ich habe auch die positiven Seiten kennen- und schätzen gelernt. Wer mit Amis gut umgehen kann, kommt auf der ganzen Welt klar. Während Deutsche, die bei Amis anecken, überall auflaufen und verlieren. Also: Wie kann man eine ideale Arbeitswelt gestalten, die amerikanischen Optimismus mit deutschem Ingenieursgeist verbindet? Ich bin gespannt.
Hier zum Warmwerden und Klarstellung, mit welchen Methoden wir konkurrieren sollten: