PUBLIKATION
Krieg / Frieden - Westasien - Golfstaaten - Positiver Frieden - Westasien im Fokus
Der Krieg im Jemen und seine Akteure
Die Hintergründe des Jemen-Krieges und die fortschreitende Fragmentierung des Landes seit 2015
...
Auszug:
Regionale und internationale Akteure sowie ihr Einfluss auf den Krieg
Hinter jeder größeren nationalen Kraft steht eine regionale Macht, die in lokale Geschehnisse teils enorm eingreift und damit auch den Krieg im Jemen und dessen Fortführung entscheidend mitbestimmt. Besonders seien hier drei Staaten genannt, die eine wesentliche Rolle im Jemen spielen:
Saudi-Arabien, die
Vereinigten Arabischen Emirate und der
Iran.
Der
Iran unterstützt die Huthis vor allem mit militärisch-strategischer Beratung sowie Waffenlieferungen.
Allerdings sollte die Beziehung zwischen den Huthis und dem Iran nicht mit Irans Einfluss im Libanon, Syrien oder Irak gleichgesetzt werden. Der Iran hat deutlich weniger Einfluss auf die Huthis und damit auch auf das direkte Geschehen im Jemen. Jedoch ist in den letzten Jahren eine stärkere Hinwendung der Huthis zum Iran zu beobachten, was einerseits am militärischen Druck des Gegners, aber auch an der immer stärker werdenden Politisierung der zwei größten muslimischen Konfessionen, die der Schiiten und der Sunniten, liegt.
Saudi-Arabien führt gemeinsam mit den
Vereinigten Arabischen Emiraten die Militärkoalition, bestehend aus meist arabischen Staaten, an. Saudi-Arabiens Hauptinteresse besteht in der Sicherung seiner Grenzen im Süden, die an Saada angrenzen. Saudi-Arabien nahm durch die gesamte neuere jemenitische Geschichte hinweg Einfluss auf das politische Geschehen im Jemen und unterstützte zu verschiedenen Zeiten verschiedene Akteure im Land, besonders in Kriegs- oder Konfliktzeiten.
Das Königreich versucht mit der Bekämpfung der Huthis seinen Einfluss im Jemen zu sichern und damit den Einfluss des Iran in der Region einzudämmen. Zudem will Saudi-Arabien seine geostrategischen Interessen in der Region sichern.
Dazu zählen auch die Versuche, einen alternativen Zugang zum Indischen Ozean für das Ölgeschäft zu schaffen und sich damit von der Straße von Hormus unabhängig zu machen. So wurde damit begonnen, in al-Mahra Ölpipelines zu bauen. Saudi-Arabien hat hier in den letzten Monaten eine starke Militärpräsenz aufgebaut, obwohl al-Mahra, das östlichste Gouvernement im Jemen, am weitesten von den Kriegsgeschehnissen entfernt liegt.
Die
Vereinigten Arabischen Emirate verfolgen eine eigenständige Interessenspolitik, die besonders auf den Südjemen fokussiert ist, wo sie den institutionellen Aufbau von politischen und militärischen Strukturen finanziell unterstützen. Hintergrund der Hinwendung zum Südjemen ist einerseits das schlechte Verhältnis zur Islah-Partei, mit der Hadi koaliert, denn sie vereint in sich Elemente der jemenitischen Muslimbrüder, was für die Emirate aus innenpolitischen Gründen nicht tragbar ist. Hier treffen sich die Interessen mit weiten Teilen der südjemenitischen Bevölkerung, in der die Islah-Partei kein gutes Ansehen genießt, weil die Partei für viele einen negativen Einfluss auf den sozio-kulturellen Wandel seit den 1990er Jahren nahm. Dieses gemeinsame Interesse macht es den Emiraten leichter, den Südjemen vom Einfluss der Huthis und der Islah frei zu halten.
Andererseits verfolgen auch die
Vereinigten Arabischen Emirate geostrategische wie auch kommerzielle Interessen im Südjemen, die besonders den Aus- und Aufbau von Handels- und Seewegen an der Meerenge des Bab al-Mandab betreffen. Die Meerenge trennt das Rote Meer und den Golf von Aden voneinander und stellt eine der bedeutendsten Gebiete für den internationalen Schiffverkehr dar. Der
Hafen von Aden, einer der größten natürlichen Seehäfen der Welt, könnte hier in Zukunft eine sehr wichtige Rolle spielen.
Strategische Beratung und logistische Unterstützung erhält die Militärkoalition besonders von den
USA, Großbritannien und
Frankreich, die die wohl
einflussreichsten internationalen Akteure des Jemen-Krieges sind. Sie greifen damit
direkt in das Kriegsgeschehen ein. Aber auch
Deutschland, welches Ende März 2019 erneut einen
Lieferstopp von Waffen an Saudi-Arabien um weitere sechs Monate verlängerte, ist am
Waffenexport über Drittländer involviert und damit, wie auch andere waffenexportierende Länder,
ein Akteur der Krise.
Russland verfolgt wie andere Staaten geostrategische Interessen an der Meerenge des Bab al-Mandab und hat in den letzten Jahren versucht, zu allen jemenitischen Akteuren gute Beziehungen aufrechtzuerhalten, zuletzt war eine Hinwendung zum Südübergangsrat zu beobachten. Russland entschied im März 2019, ein Konsulat in Aden zu eröffnen.
...
[Links nur für registrierte Nutzer]