Fernschreiber
Auch wenn Fernschreiber nicht direkt zur Rechentechnik zählen, sollen sie hier als
verwandte Geräte erwähnt werden. Fernschreiber (auch als
"Telex-Geräte" bezeichnet) dienten der Übermittlung von geschriebenem Text über große Entfernungen. Als Übertragungsmedium kamen entweder spezielle Postleitungen (Standleitungen, Wählleitungen) oder Funkverbindungen zum Einsatz. Somit kann man
Fernschreiber als den ältesten
Vorläufer der
Netzwerktechnik ansehen.
Historischer Vorgänger war der
Morsetelegraf, der
1832 erfunden wurde. Bei ihm wurden mit einer Morsetaste die Zeichen gesendet, durch ein Kabel zur anderen Station übertragen und dort durch einen elektrisch bewegbaren Stift auf einen Papierstreifen geschrieben. Nachteilig an dem Verfahren war, dass Absender und Empfänger das
Morsealphabet kennen mussten.
Dieses Problem umgeht der
Fernschreiber. Er besteht senderseitig aus einer Schreibmaschinentastatur, über die der Text eingegeben wird. Eine Codiereinrichtung wandelt die Buchstaben dann in serielle Daten um und schickt sie nach entsprechender Pegelanpassung auf die Fernleitung bzw. die Funkstrecke. Auf der
Empfängerseite ordnet eine Decodiereinrichtung den Datenwörtern wieder Buchstaben zu und gibt diese über ein Druckwerk aus.
Als Druckwerk wurden anfangs elektrisch angetriebene Typenkorb-Schreibmaschinen verwendet, später ging man zu Nadel- oder Typenraddruckwerken über. Anfangs erfolgte die Ausgabe einzeilig auf Papierbändern, die im Anschluss zerschnitten und aufgeklebt wurde. Modernere Geräte realisierten stattdessen eine Ausgabe auf normales Büropapier.
Der
erste Fernschreiber, der
Buchstaben druckte, wurde vermutlich
1854 in den USA hergestellt. Mit der massenhaften Verbreitung der Schreibmaschinentechnik Anfang des 20. Jahrhunderts bot sich diese Technik, verbunden mit elektrischen Kontakten und Zugmagneten, auch für die Fernschreibtechnik an.
Mit der Erfindung der Halbleitertechnik hielt dann die Elektronik ab den 1960er Jahren auch bei den Fernschreibern Einzug. Zusätzliche Funktionen, wie das Speichern von Texten oder die Ausgabe auf Bildschirmen, wurden möglich. Seit den
1990er Jahren und dem
Aufkommen des
Internets verschwanden die Fernschreiber zunehmend aus den Betrieben. Heute werden Fernschreiber kaum noch eingesetzt und sind durch modernere Verfahren, wie
Telefax und
Email ersetzt. In einigen Ländern existieren aber auch
heute noch Fernschreibnetze.
Um die Leitungskosten zu senken, arbeiteten die meisten Fernschreiber indirekt: Bei älteren Geräten wurde dazu senderseitig der Text zunächst offline auf ein Lochband gestanzt und dieses anschließend mit Höchstgeschwindigkeit mit Hilfe eines Lochbandlesers gesendet. Modernere Geräte realisierten diese Funktion durch einen elektronischen Buchstabenspeicher.
Die Auswahl des Fernschreibpartners erfolgte bei der drahtgebundenen Telegrafie durch Anwahl einer Rufnummer (wie bei einer Telefonnummer) unter Zuhilfenahme eines sog. Fernschaltgerätes. Bei Standleitungen und bei Funkverbindungen entfiel dieser Schritt. Um zu prüfen, ob man mit dem richtigen Fernschreibpartner verbunden wurde, konnte von der Gegenstelle eine eindeutige Gerätekennung abgefragt werden.
Von einigen Fernschreibern gab es abgerüstete Varianten, die weder eine Tastatur noch ein Lochbandgerät hatten und als "Empfangsfernschreiber" bezeichnet wurden. Ihr ursprünglicher Einsatzzweck war der Empfang von Fernschreiben (z.B. Wettertelegrammen), ohne dass mit diesen Geräten Antworten gesendet werden konnten. Diese Geräte eigneten sich aber auch als Drucker an Computern. Da die Bestellungen an Druckern in der DDR kontingentiert waren und die rare und teuren Robotron-Drucker natürlich bevorzugt von Robotron für seine eigenen Rechner eingesetzt wurden, waren die Empfangsfernschreiber besonders für die anderen DDR-Computerhersteller (z.B. MEB und Numerik) die oft einzige Möglichkeit, an Drucker zu kommen.
In der DDR hatte jede größere Firma einen oder mehrere Fernschreiber. Ende der 1990er Jahre nahem der Anteil an Fernschreiben stark ab, derartige Arbeiten wurden nun über das Internet per Email oder per Telefax durchgeführt. In Deutschland sind die Fernschreibnetze seit 2008
abgeschaltet. In Hobbykreisen wurden daraufhin Umsetzer entwickelt, die den Datenaustausch von Fernschreiber-Altgeräten nun über das Internet ermöglichen.
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