Ist das so, daß es uns allen nur gut geht ?

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Ein Essay zur gegenwärtigen KriseLeben in Watte gepackt

Die Schriftstellerin Olga Grjasnowa blickt auf die gegenwärtige Zeit. Wie schnell Veränderungen möglich sind, wie wir in kürzester Zeit inne halten können, das hat die Coronakrise der ganzen Welt gezeigt.
Sind wir Deutsche so allein - und gibt es bei uns nur noch alte Menschen und sind wir so kalt und so engherzig ?

2020. Das politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in Deutschland ist in weiten Teilen zum Erliegen gekommen. Von dieser gegenwärtigen, für Viele seltsam anmutenden Zeit erzählt Olga Grjasnowas Essay. Eine literarische Annäherung und ein innerer Dialog in Gedanken darüber, dass uns der Abstand von 1,5 Metern zu unserem Gegenüber nicht retten wird, dass uns vermutlich niemand retten wird.
Sind alle Ausländer immer nur gut ?

Und müssen wir das letzte Hemd geben, weil es die Regierung so will und weil es angeblich so im Christentum gemacht wird ?

Weiblich: Ich habe diesem Leben hier ohnehin nicht vertraut. Dabei war es ein wirklich schönes Leben. Wie heißt es so treffend am Ende von Natalia Ginzburgs Erzählung Winter in den Abruzzen: „Damals glaubte ich an eine glückliche und frohe Zukunft, reich an erfüllten Wünschen, an gemeinsamen Erfahrungen und Unternehmungen. Und doch war jene Zeit die beste meines Lebens, und erst jetzt, da sie mir für immer entschwunden ist, erst jetzt weiß ich es“.
Männlich: So stehe ich in der Drogerie vor den leeren Regalen mit dem Toilettenpapier und wundere mich. Anscheinend gehen die Europäer davon aus, dass es selbst während der Apokalypse noch fließendes Wasser geben wird. Diejenigen von uns, die nicht hier aufgewachsen sind, wissen: Fließendes Wasser ist das Erste, was in Krisenzeiten abgestellt wird.
Weiblich: Dennoch habe ich Vorräte angelegt, ich habe vorsorglich Bücher gekauft, so viele, wie ich nach Hause schleppen konnte und Spielzeug, das schon am ersten Tag entgegen meiner Erwartung ausgepackt wurde. Mein Mann, der 2013 aus Syrien nach Deutschland kam, versuchte indessen auf der Berliner Sonnenallee Kichererbsen zu kaufen. Ein älterer Mann saß ratlos vor seinem Laden und erklärte, dass er nichts mehr zu verkaufen habe – die „Ausländer“ hätten alles gekauft. Damit waren die Deutschen gemeint. Sein Laden war tatsächlich besorgniserregend leer.
Männlich: Donald Trump beschwört einen Krieg, genau wie Emmanuel Macron. Queen Elisabeth II. spricht vom Durchhalten und bezieht sich auf ihre eigene Rede während des Zweiten Weltkrieges.
Aber wir kämpfen nicht. Das tun für uns die Ärzt*innen und notorisch unterbezahlten Pfleger*innen und Krankenschwestern, aber auch die Menschen an den Supermarktkassen und in der Apotheke, die Pakete-Austragenden und Mitarbeitenden der Fast-Food-Ketten.
Es ist irrsinnig, sich um eine Kriegsrhetorik zu bemühen, verbal in den Kampf gegen einen unsichtbaren Feind zu ziehen, während man die eigenen Gesundheitssysteme marode gespart hat.
Wir tun vorerst nichts anderes als zu Hause zu bleiben und selbst das scheint nicht allzu leicht zu sein: Während der Quarantäne, Selbstisolation, Ausgangssperre oder was auch immer wir gerade praktizieren, wird nicht mit guten Ratschlägen gegeizt.
Meistens geht es darum, wie man die Kinder beschäftigt und den eigenen Tag strukturiert. Als ob die Menschen in diesem Land plötzlich unmündig geworden wären.
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Ich bin nicht mit allen Aussagen einverstanden, aber was wollen die Ausländer, die hier ins Land kommen und was erwarten sie von uns ?

Im Presseclub heute ging es auch - aber nur kurz um die Migration und wie wir die Ausländer als Fachkräfte brauchen.
Es wurde etwas ganz Entscheidendes weg gelassen - was können sie und in welchen Fachbereichen und wer will schon auf dem Bau arbeiten - wollen nicht alle lieber im IT Bereich arbeiten ?