Zitat von
Querulator
Hier möchte ich einhaken. Zumindest rückblickend fällt mir auf, dass diese Verwahrlosung (passt besser als "Verrohung", finde ich) damals losging, etwa parallel mit den sozialistischen Regierungen, die sich später wieder "sozialdemokratisch" nannten wie vor dem Krieg. Die Bezeichnung "Sozialdemokratische Partei" war übrigens in Österreich dadurch geschützt, dass eine solche existierte und von führenden SPÖ-Funktionären getragen wurde, ohne je als wahlwerbende Gruppe aufzutreten.
Damals machten sich die 68-er bemerkbar, zu deren Altersgruppe ich gehöre aber nicht zu ihren Gesinnungsgenossen. Als Arbeiterkind fand ich Sozialdemokratie bzw., was die Bezeichnung ausdrückte, richtig, aber für die Personen, die sich dazu bekannten, konnte ich mich nicht erwärmen, weder für die alten Funktionäre noch für meine Altersgenossen. Heute, wo ich ein wenig mehr über die Vergangenheit erfahren habe, weiß ich, warum: Die Alten erweckten in mir den Eindruck von Blockwarten, die Jungen erschienen mir vergleichsweise niveaulos und renitent, also das, was man aktuell als "Querdenker" zu bezeichnen pflegt, wenn man das "Denker" mal ausklammert.
Man könnte sagen, die Verwahrlosung sei parallel zur Zuwanderung von Gastarbeitern erfolgt, die sich zum Teil hier ansiedelten, aber von denen bzw. deren Nachkommenschaft nahmen sich hauptsächlich die ein schlechtes Beispiel, die selbst schon zum "Lumpenproletariat" neigten. Die hatten dieses Beispiel nicht nötig. Von den Gastarbeitern, die sich hier integrierten, gewann ich einen besseren Eindruck. Eines Tages in den Neunzigern machte mich in Wien ein junger Kanadier darauf aufmerksam, wie es in einer großen U-Bahn-Station aussähe, was alles auf den Schienen herumläge, und da fiel es mir erst so richtig auf: Ja, früher hatte es besser ausgesehen. Und dazu hatten wir keine Zuwanderer nötig.
In der Dritten Welt entwickeln sich manche sogenannte "Entwicklungsländer" tatsächlich weiter, seit das Kolonisationsjoch wegfiel. Im "christlichen Abendland" geht es eher in eine andere Richtung.