[Links nur für registrierte Nutzer]

DR. LATERNSER: Sie waren Oberbefehlshaber einer Luftflotte im Osten? Können Sie mir Angaben machen über die Behandlung der russischen Zivilbevölkerung während des Feldzuges?


KESSELRING: Ich war bis Ende November in Rußland, und ich kann nur sagen, daß das Verhältnis zwischen Bevölkerung und Truppe ein denkbar gutes war, daß die Feldküchen überall für die Armen und für die Kinder zur Verfügung gestellt wurden, daß die anerkannt hohe Sittenreinheit der russischen Frau in bemerkenswertem Umfang vom deutschen Soldaten gewahrt worden ist. Ich weiß, daß die Sprechstunden meiner Ärzte von der russischen Bevölkerung gerne in Anspruch genommen worden sind. Ich erinnere mich deswegen, weil die Ärzte mir gegenüber von der Stärke im Ertragen von Schmerzen gesprochen haben. Der Krieg ist so rasch über die Fluren bis Smolensk gezogen, daß der ganze Raum einen vollkommen friedlichen Eindruck machte, daß die Bauern arbeiteten und mehr oder weniger große Viehherden jeder Art zu sehen waren, daß die kleinen Orte, die ich besuchte, meist intakt waren.

DR. LATERNSER: Sind Ihnen Verbrechen gegen die Sittlichkeit bekannt geworden, die von deutschen Soldaten im Osten begangen worden sind? Wenn Ihnen Fälle von Völkerrechtsverletzungen gemeldet wurden, sind Sie dann immer mit den Ihnen zu Gebote stehenden Mitteln vorgegangen?


KESSELRING: Ich habe es zumindest versucht. Ich habe es schon im Interesse der Erhaltung des Ansehens der Deutschen Wehrmacht getan und auch im Interesse der Wehrmacht zu italienischen Verbündeten. Deshalb habe ich es für notwendig gehalten, gegen deutsche Soldaten, die gegen irgendwelche Paragraphen verstoßen haben, entschieden einzuschreiten.