Ausgerechnet der verkrachte Komiker Böhmermann spielt wieder den Moralisten! Grüne und Linke stimmen mit ein!
Kritik am Fackel-Aufmarsch vor dem Reichstag
Streit um Zapfenstreich der Bundeswehr
Diese Bilder sorgen für Debatten: Bundeswehrsoldaten beim Zapfenstreich vor dem Reichstag am Mittwochabend
von: Hans-Jörg Vehlewald veröffentlicht am 14.10.2021 - 18:51 Uhr
Zoff um den Großen Zapfenstreich der Bundeswehr zum Ende des Afghanistan-Einsatzes!
„Richtig, richtig scheiße“ fand ZDF-Komiker Jan Böhmermann die Zeremonie und schrieb auf Twitter: „Fackelmärsche vorm Reichstag – let’s agree to disagree“.
Grünen-Urgestein Christian Ströbele lässt seinem Zorn auf die Würdigung der Afghanistan-Gefallenen im Netz freien Lauf: „Was soll das militaristische Ritual aus Preußen und NS-Zeit“, schrieb Ströbele auf Twitter, „Nichts ist gut in Afghanistan. Was gibts da zu feiern?“
Von „Feiern“ allerdings kann beim Zapfenstreich der Bundeswehr kaum die Rede sein.
Das 1838 erstmals in Preußen aufgeführte Schauspiel dient der Würdigung von Gefallenen und Personen, die sich um ihr Land und besonders seiner Streitkräfte verdient gemacht haben.
Die Geschichte des Zapfenstreichs
▶︎ Ursprung ist der Abendappell der Offiziere, die schon vor Jahrhunderten zu später Stunde durch die Kneipen zogen und mit dem Stock auf den Zapfhahn schlugen, um den Ausschank zu beenden und die Soldaten in ihre Zelte zurückzuschicken. Dieser „Streich“ über den Zapfhahn wurde in Preußen von König Friedrich Wilhelm III. während der Befreiungskriege (1813) zur Zeremonie ausgebaut, um die Truppe zu einen, das Bekenntnis der Soldaten zu ihrer Armee zu fördern. Erweitert wurde das Ritual zunächst mit dem Präsentieren des Gewehrs, Musikbegleitung durch Bläser und ein stilles Gebet. Vorbild waren ähnliche Bräuche bei den Armeen Russlands, Österreichs und Schwedens.
1838 wurde erstmals ein Vorläufer des bis heute gültigen Großen Zapfenstreichs in Berlin uraufgeführt – zu Ehren des russischen Zaren Nikolaus I. Seitdem gehören der „Yorcksche Marsch“ und ein Zapfenstreichmarsch zum traditionellen Ablauf. 1871 wurde die Hymne „Heil Dir im Siegerkranz“ zu Ehren des deutschen Kaisers hinzugefügt. In der Weimarer Republik wurde sie durch die Nationalhymne ersetzt.
Auch in der Zeit des Nationalsozialismus gehörte die Ehrung zum Standardprogramm der Wehrmacht – und der Mordtruppen der SS. Bis 1940 hielten auch Hitlers Polizeikorps ein vergleichbares Ritual ab, um ihre Position gegenüber der Wehrmacht zu stärken.
Nach der Gründung von Bundeswehr (West) und Volksarmee (Ost) wurde der Zapfenstreich von beiden Armeen übernommen. Bundespräsidenten, Bundeskanzler, Verteidigungsminister, Generäle werden bis heute – teils mit Wunschliedern der Geehrten – mit der Zeremonie aus dem Amt entlassen.
Dennoch stößt das Schauspiel immer wieder auf Kritik. Insbesondere das Gebet („Ich glaube an die Macht der Liebe“) als Teil des Zapfenstreichs verstört Kritiker. 1996 versuchten deshalb PDS (später Die Linke) und Grüne, den religiösen Anteil des Rituals zu tilgen oder den Zapfenstreich komplett aus der Tradition der Truppe zu streichen – ohne Erfolg.
Beim Afghanistan-Zapfenstreich am Mittwochabend störten sich Kritiker jedoch vor allem an den Bildern brennender Fackeln vor dem Reichstag. Dieser Fackelzug erinnerte besonders internationale Beobachter an den Aufmarsch der SA-Truppen nach der „Machtergreifung“ Adolf Hitlers (1933).
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