Ich habe mit denen "nichts am Hut", weil sie historisch immer gescheitert sind und in aller Regel zu Tod und Krieg führten und auch weiterhin führen werden. Völlig egal ob man beim Versuch der monotheistischen Kulturerneuerung unter Echnaton im alten Ägypten mit dieser Analyse beginnt oder schlicht und einfach die Versuche des 19. und 20. Jahrhunderts heranzieht. Die Bilanz ist verheerend.
Die zentralistischen Staaten in Europa sind keineswegs besser weggekommen als föderale wie die BRD. Großbritannien und Frankreich sind beide stark zentralistische Staaten und haben weder signifikant weniger Tote als wir, noch einen geringeren wirtschaftlichen Schaden. Im Gegenteil, die Briten haben fast 50.000 Tote mehr als wir und die Franzosen auch 20.000.
Auch an anderer Stelle in der Pandemiebekämpfung ist dieser Vorteil eines zentralistischen Systems für mich an Evidenz nicht festzumachen, im Gegenteil wir haben in Deutschland Beispiele gut funktionierender Subsidiarität, wie Münster. Da war schnelleres Handeln ein großer Vorteil.
Darüber hinaus sehe ich große Nachteile in zentralistischen Systemen, insbesondere in der Art und Weise wie diese Systeme ihre Eliten rekrutieren. Nicht umsonst sagt man ganz England seien Clubs. In der politischen Welt Grißbritanniens kommt man nur weiter, wenn man auf bestimmten Colleges war, in London lebt, zum richtigen Gents Club gehört....
Und wer die letzten Jahre nach Frankreich geschaut hat, sieht dort mit der ENA ein klar ähnliches Problem.
Generell ist der wirtschaftliche und kulturelle Fokus auf Machtzentren für mein Dafürhalten nicht begrüßenswert und eine bessere Handlungsfähigkeit daraus abzuleiten, halte ich nicht für gedeckt durch reale Beobachtungen.
Darüber hinaus ist die Schaffung eines supranationale Staates nach dem Top-Down Prinzip, praktisch nicht machbar. Man kann dafür in die südamerikanische Kolonialgeschichte schauen und Simon Bolivars gescheiterte Idee eines zentralistischen Panamerikanischen Kongresses heranführen oder man blickt in die jüngere Vergangenheit der europäischen Vielvölkerstaatsversuche (Sowjetunion, Jugoslawien und sein Zerfall...).
Verstehe mich nicht falsch, dass ein verienigtes Europa sehr mächtig sein könnte, ist sicherlich richtig, aber es ignoriert völlig die gigantischen Hindernisse und bietet tatsächlich sehr wenig im Hinblick auf demokratisches und gesellschaftliches Verständnis.
Man nehme mal nur Deutschland und Frankreich als Beispiel, bei diesen beiden Staaten auch nur die Militärdoktrin und das Demokratieverständnis. Hier träfen eine Nuklearmacht (inklusive atomgebtriebener Schiffe...) mit Interventionsfähigkeit (daher Flugzeugträger...) und Fremdenlegion auf eine Doktrin der Verteidigung ohne die grundgesetzliche Möglichkeit soetwas wie die Fremdenlegion aufzustellen. Und noch viel schwieriger zu überwinden, träfe eine starke präsidential fokussierte Demokratie auf eine parlamentarische Tradition mit strenger Trennung und Limitierung der Macht der Obersten im Staate.
Das argumentativ zu überwinden (immer im Hinterkopf der eher schlechte Ruf der EU), kriege ich nicht gerechtfertigt.