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Thema: Der Kapitalismus - Vorzüge und Nachteile und warum er so flexibel ist...

  1. #151
    Mitglied Benutzerbild von Dr Mittendrin
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    z,Minga
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    Standard AW: Der Kapitalismus - Vorzüge und Nachteile und warum er so flexibel ist...

    Zitat Zitat von Flaschengeist Beitrag anzeigen
    So siehts aus...Unbewohnt, lediglich Alarmanlage und Router am Stromnetz.

    Die
    haben mal Einspeisevergütungen gekürzt ?

    PS Rueckflug Dom Rep?
    ja
    Gute Reise. Der Flughafen Madrid ist Horror


    Warum ist er Horror ?

  2. #152
    Der Richtige Benutzerbild von Sven71
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    Standard AW: Der Wahnsinn ist auf der Autobahn zu Hause

    Zitat Zitat von amendment Beitrag anzeigen
    Was den Wert der Arbeit zukünftig ausmachen wird uns wie viel wöchentliche Arbeitszeit ein jeder im Durchschnitt zu verrichten hat, hängt im Wesentlichen vom Einsatz der innovativen Technologien ab.
    Das lief bisher allerdings andersherum: Der Einsatz "innovativer Technologien" - zumindest solcher, die menschliche Arbeit ersetzen sollen - rechnete sich überhaupt erst durch die massive Teuerung der Arbeitskosten. Welche auf die syndikalistische Erpressung durch Gewerkschaften zurückging. Welche wiederum notwendig wurden, weil zunehmende Staatsverschuldung die allgemeinen Lebenshaltungskosten nach oben trieb und bis heute treibt. Um das zu begreifen, müsste in den Köpfen der Wähler allerdings erst einmal die Message ankommen, daß per Staatsverschuldung geschöpftes Geld denselben Effekt wie Falschgeld hat: es wird Kohle in Umlauf gebracht, der keinerlei wertschöpfende Aktivität gegenübersteht. Wenn mehr Geld in Umlauf ist, aber nicht mehr Waren, Dienstleistungen und handelbare Rechte zur Verfügung stehen, wird das alles teurer.

    Und plötzlich lohnt es sich für ein Unternehmen, wenn dementsprechende Lohnanpassungen an solcherlei Teuerungen durchgesetzt werden, über den teuren Roboter oder die automatisierte Montagestraße nachzudenken. Die nach Maß konstruiert, gefertigt und aufgebaut werden müssen, was nicht ganz billig ist. Und die dann keineswegs störungsfrei durchlaufen. Meine Frau ist Bildverarbeitungsingenieurin und hat 7 Jahre lang für Bosch solche Straßen in Betrieb genommen oder Störfälle untersucht. Vulgo: erwerbsmäßig Arbeit wird in der Gesamtheit eben nicht schrumpfen. Sie wird verlagert. Der einfache Anlernjob, der unseren weniger Qualifizierten früher die Existenz sicherte und um den sich heute eben diese mit zugewanderten Analphabeten streiten, verschwindet zunehmend, das ist richtig. Heute werden Fachleute für Automatisierung, für Störfallmanagement, etc. benötigt und das ist kein Anlernjob mehr. Allein dieser Trend begründet soziale Spannungen, denn dieser Bedarf führt nicht automatisch zu höherem IQ in der Gesellschaft. Da bleiben eine Menge Menschen zunehmend auf der Strecke und genau dieses Klientel importieren wir zusätzlich aus allen Erdteilen, damit sich ein paar Grüne warmherzig fühlen können.

    Daher:

    Zitat Zitat von amendment Beitrag anzeigen
    Es ist davon auszugehen, dass anfallende Arbeit von immer weniger Menschen verrichtet werden muss, dass das Zeitvolumen erwerbsmäßiger Arbeit deutlich schrumpfen wird und dass dieses für den Einzelnen zu immer mehr Freizeit verhilft.
    Nein. Nicht Freizeit. Arbeitslosigkeit. Für die anfallende Arbeit werden nicht weniger, sondern deutlich höher qualifizierte Menschen benötigt.


    Zitat Zitat von amendment Beitrag anzeigen
    Zukünftig wird man nicht mehr so darauf fixiert sein, die eigene gesellschaftliche Reputation anhand von erarbeiteten Vermögen zu bemessen sondern - und das halte ich tendenziell für erstrebenswert - dass der Mensch sich sozial und altruistisch in die Gemeinschaft einbringt.
    Keiner geht für die "gesellschaftliche Reputation" arbeiten, sondern für einen gefüllten Kühlschrank und ein Dach über dem Kopf. Und wenn man sich solches größer und komfortabler leisten kann, macht man das auch aus Eigennutz und nicht der Reputation wegen. Klar, ein paar Angeber ("mein Haus, mein Wagen, meine Frau") wirds immer geben, aber das ist eine Minderheit.
    Im übrigen bringt sich jeder Erwerbstätige bereits in die Gesellschaft ein, denn er leistet seinen Beitrag dafür, daß es Waren, Dienstleistungen und Rechte überhaupt gibt und daß diese gehandelt werden können. Ohne das wären wir wieder Jäger und Sammler. Oder gewalttätige Räuber. Das vergessen Antikapitalisten gerne.


    Zitat Zitat von amendment Beitrag anzeigen
    Dafür sollte es gesellschaftliche Anerkennung geben und nicht für die Anhäufung von Reichtümern!
    Jemand, der sich für umme ausnutzen lässt, bekommt immer - gespielte - Anerkennung von denen, die ihn ausnutzen. Von was lebt so ein Altruist dann? Oder ist Reichtum vielleicht doch die Voraussetzung für derlei Altruismus? In der Vergangenheit waren es jedenfalls die Reichen, die technische Innovation alleine dadurch voran brachten und später für andere erschwinglich machten, daß sie sich die ersten Prototypen leisteten und leisten konnten. Funktelefone in den 80ern hatte nicht jeder. Heute hat fast jeder ein Smartphone. Solche Entwicklungen fallen nicht vom Himmel und ohne die Jahrzehnte Vorarbeit gäbe es keine Smartphones.

    Zitat Zitat von amendment Beitrag anzeigen
    Dazu wird allerdings ein Gesellschaftssystem von Nöten sein, das die Erlöse, die nicht durch "Manpower" im klassischen Sinne erwirtschaftet werden, sondern durch KI und technische Hilfsmittel, gerecht auf die Gesellschaft verteilt.
    Systeme verteilen nichts. Menschen verteilen. Und das wird nie "gerecht", da Menschen ein sehr wandelbares Betrachterauge bei der Frage entwickeln, was "gerecht" ist. Wenn die Million in cash vor der eigenen Nase liegt, ist die eigene Tasche in 99% der Fälle die gerechte Destination für diese Summe. Alles andere ist naiv.

    Zitat Zitat von amendment Beitrag anzeigen
    Kurz um: Es wird immer wichtiger werden, nicht nur einen funktionalen Staat zu haben, sondern insbesondere einen sozial gerechten und zugleich ökologisch wirtschaftenden.
    Ein Staat wirtschaftet nicht. Er beraubt seine Bürger um die Früchte dessen, was diese erwirtschaftet haben. Und zwar ausnahmslos. Wenn der Staat selbst aktiv wird, bedeutet das 30 Jahre für einen Berliner Flughafen oder ausbleibende Wartung für Alarmierungssysteme mit bekannten Folgen bei Überschwemmungen. Politik ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.
    Wir brauchen kein neues System, sondern weniger Politik und mehr Wettbewerb zwischen unterschiedlichen Modellen des Zusammenlebens. Dann zeigt sich auch, was am besten funktioniert und von den Menschen auch akzeptiert wird.
    "200 goals isn't a plan. It's a wishlist!"
    Dr. Jordan Peterson zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens



  3. #153
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    Standard AW: Der Wahnsinn ist auf der Autobahn zu Hause

    Zitat Zitat von amendment Beitrag anzeigen
    Das impliziert: unsere Autoindustrie muss komplett "neu aufgesetzt" werden. Das schaffen wir locker, wetten?
    Nein.
    Der Zusammenhang besteht direkt mit der Möglichkeit schnell zu fahren.
    Daraus folgt, das man ja schnell fahren könnte und demzufolge die Autos entspr. qualitativ ausgelegt sein müssen, was wiederum nicht ein Verkaufsargument, sondern DAS Verkaufsargument ist.


    Wie soll man die Autoindustrie neu aufstellen, wenn das Verkaufsargument weg fällt.
    Vmax-beschränkte Autos mit entspr. geringer Qualität bauen auch Andere.
    Opel ist ein Beispiel dafür gewesen,
    wie "Andere" in dem Falle GM, mit der Meinung diese hohe Qualität wäre ja nicht notwendig
    zum Niedergang führt. Die Gier nach "Einsparungen" und Gewinnmaximierung bedeutet dann
    zwangsläufig Qualitätsverlust und mittelfristig die Beliebigkeit und damit den Weg den Opel ging.

  4. #154
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    Standard AW: Der Wahnsinn ist auf der Autobahn zu Hause

    Zitat Zitat von Schwabenpower Beitrag anzeigen
    Der hat nicht mal einen Führerschein.
    Wäre auch nicht erforderlich, wenn man sich bei der Beurteilung wirtschaftliche Zusammenhänge berücksichtigen würde
    und nicht immer nur Neid und Ideologie.

  5. #155
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    Standard AW: Der Wahnsinn ist auf der Autobahn zu Hause

    Zitat Zitat von amendment Beitrag anzeigen
    Deine Neugierde wird befriedigt werden. Aber nur mal so am Rande: volkswirtschaftliche Prosperität hat sich noch nie an den von dir angeführten Beispielen festgemacht. Und das weißt du auch...
    Gehe ich richtig in der Annahme, dass du noch nie eine Fabrik von innen gesehen hast und noch nie mitbekommen hast, wie die Herstellung von Gütern für den täglichen Konsum funktioniert?

    Sicher sind die von mir aufgeführten Beispiele kein reines Indiz für die volkswirtschaftliche Prosperität, aber sie sind die substanzielle Grundlage und Ausgangsposition dafür, dass überhaupt Prosperität entstehen kann.

    Auch im Zeitalter von KI (die sowieso viel zu sehr hochgejubelt wird) wird man immer noch viele Menschen brauchen, die einfache oder auch anspruchsvolle manuelle Tätigkeiten ausführen.

    Es ist ja gerade ein gravierendes Problem unserer Epoche, dass kaum noch Leute dafür bereit sind, einfache handwerkliche Tätigkeiten auszuüben. Der Nachwuchsmangel im Handwerk spricht Bände.

    Mit KI wird man auch in Zukunft kein Brot backen oder ein Haus bauen können.

  6. #156
    Batterie "Lindemann" Benutzerbild von amendment
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    Standard AW: Der Wahnsinn ist auf der Autobahn zu Hause

    Zitat Zitat von Dr Mittendrin Beitrag anzeigen
    Willst du Investoren rauseckeln vom Land und jobs vernichten ? Mit EU- und Euroaustritt könnte man einiges wieder zurecht biegen.
    Investitionen: ja, gerne. Aber zu unseren sozioökologischen Bedingungen.
    Nicht die „Vereinigten Staaten von Europa“ nach Vorbild der militärisch aggressiven USA ist das politische Ziel, sondern eine transnationale EU ohne Nationalstaaten. Wir Europäer überwinden die Idee der Nation und bauen den ersten nachnationalen Kontinent in der Geschichte auf! Ulrike Guérot

  7. #157
    Batterie "Lindemann" Benutzerbild von amendment
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    Standard AW: Der Wahnsinn ist auf der Autobahn zu Hause

    Zitat Zitat von Dr Mittendrin Beitrag anzeigen
    Du kannst deutsche Märkte evtl oder europäische beeinflußen. VW interessiert der Weltmarkt. Ist das herstellen von Verbrennern benachteiligt, hat der Massendoofwähler die große Arschkarte gezogen der die jobs gerne hätte.

    VW wird aussereuropäisch Verbrenner herstellen.
    VW ist einer der Automobilhersteller, dessen Produktion gerade im Sinne des ökologischen Wirtschaftens umgestellt wird.
    Nicht die „Vereinigten Staaten von Europa“ nach Vorbild der militärisch aggressiven USA ist das politische Ziel, sondern eine transnationale EU ohne Nationalstaaten. Wir Europäer überwinden die Idee der Nation und bauen den ersten nachnationalen Kontinent in der Geschichte auf! Ulrike Guérot

  8. #158
    Mitglied Benutzerbild von Schwabenpower
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    Standard AW: Der Wahnsinn ist auf der Autobahn zu Hause

    Zitat Zitat von amendment Beitrag anzeigen
    VW ist einer der Automobilhersteller, dessen Produktion gerade im Sinne des ökologischen Wirtschaftens umgestellt wird.
    Ja klar
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  9. #159
    Batterie "Lindemann" Benutzerbild von amendment
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    Standard AW: Der Wahnsinn ist auf der Autobahn zu Hause

    Zitat Zitat von Sven71 Beitrag anzeigen
    Vollzitat.
    Ich antworte hier mal etwas ausführlicher frei nach Richard David Precht, dessen Ansichten ich hier unverfälscht darstelle und die genau so teile:

    Der Motor des Fortschritts ist die Technik; alles, was gegenwärtig als zukünftig oder vorn empfunden wird, ist abhängig von technischem Fortschritt und wird nicht von Intellektuellen oder einer sozialen Bewegung gedacht.


    Der Intellektuelle von heute nicht mehr gemeinsam für etwas solidarisieren. Das ist ein wichtiger Unterschied zu 1968, da hat man sich sogar für jeden Blödsinn solidarisiert, weil das ein elementarer Teil des politischen Selbstverständnisses war. Heute sind die meisten Intellektuellen entweder vernagelt in ihren universitären Departments oder als selbstständige Unternehmer unterwegs und als solche nicht solidarisierungsfähig.


    Jede Zukunftsutopie wird mit einer Welt leben müssen, in der Globalisierung und Digitalisierung weitergehen werden. Also müssen wir versuchen, daraus etwas Gutes für möglichst viele Menschen zu machen.


    Zur Rolle der Gewerkschaften.


    Gewerkschaften stammen aus dem 19. Jahrhundert und sind nach dem Modell des 19. Jahrhunderts strukturiert, vertraten Arbeiterschaft und irgendwann auch die Angestellten. Jetzt wird dauernd erklärt, dass man im 21. Jahrhundert auf einem Markt seine Arbeitskraft auktioniert und dass jeder ein Leben lang lernen muss, aber nie mehr irgendwo bleibt, sondern als Arbeitsnomade ausgebeutet wird. Das müsste das zentrale Thema der Gewerkschaften heute sein. Ist es aber überhaupt nicht. Stattdessen versuchen sie, auf den Arbeitsmarkt von gestern eine weitere Zementplatte draufzulegen, obwohl völlig klar ist, dass der nicht erhalten bleibt. Da ist die Frage also: Wie kann man mit Gewerkschaften darüber reden? Sie müssten ja etwas anbieten, sodass sie unter völlig veränderten Vorzeichen mächtig bleiben.


    Mehr Demokratie wagen, das war der "magische" Begriff in der Ära Brandt. Das heutige Äquivalent müsste lauten: Mehr Utopie wagen!
    Die zentrale politische Wende besteht darin, dass die Gesellschaft sich als Entwickler des Fortschritts versteht und nicht als Kritiker.

    Die Linke ist lange ein Treiber der sozialen Entwicklung gewesen. Nach Ende des Kalten Krieges hat sie diese Position verloren und ist in die Nachhutposition des Motzens und Mäkelns reingekommen. Man muss aus dem Modus der routinierten Kritik raus; man muss definieren, was man zukünftig als "vorn" verstehen möchte.
    Definieren wir also, wo vorn ist. Was sind die zivilisatorischen Essentials der nächsten Gesellschaft?


    Ein Macron ist in Deutschland schwierig, aber denkbar. Die Leute würden einen Retromann wie Guttenberg wählen, wenn der eine Partei gründen würde, aber auch eine Linksliberale, wenn sie eine neue Partei gründen würde. Weil die Bindung nicht mehr da ist und die Unzufriedenheit riesig. Aber wir müssen uns gar nicht mit Parteien beschäftigen, sondern es geht darum, den Zeitgeist voranzubringen. Und wenn etwas Zeitgeist ist, dann werden die Parteien das aufnehmen, und zwar alle. Den Geist von 1968 hätte die CDU nicht aufnehmen können, aber heute kann jede Partei außer der AfD aufnehmen, worüber wir hier reden.


    Die populistische Rechte hat nirgendwo ein Zukunftsbild, auch die Liste Kurz in Österreich nicht. Das ist ja das Gute an der Geschichte. Hitler hat den Menschen wirklich was versprochen und in den ersten Jahren seine Erfolgsbilanzen präsentieren können. Beim Front National, der AfD oder Trump sind ja keine Erfolge sichtbar. Und im Gegensatz zu Hitler auch keine Zukunftsbilder.
    Aber auch viele Linksliberale stecken in der modernen Gesellschaft fest und im Modus einer unproduktiven ästhetisch-moralischen Kritik.
    Jüngere nicht, finde ich. Ich glaube, dass es darum geht, klarzumachen, dass die sogenannte Gegenöffentlichkeit nicht gegen, sondern für etwas ist. Sie muss das Gefühl vermitteln: Hey, wir sind euch weit voraus. Wir haben schon viel Zukunft durchdacht, nicht nur die Probleme, sondern auch die Lösungen.

    Was ganz sicher kommen wird, ist das Ende der klassischen Lohnarbeit, der spezialisierten Arbeit, dass man ein Leben lang dasselbe machen muss. Dieses alte Urbild des Kommunismus ist eines der großen Versprechen der Digitalisierung. Und es ist breit gesellschaftlich anschlussfähig.
    Und genau das trifft das Lebensgefühl aller jüngeren Menschen.


    Es werden also ganz viele Menschen keine Arbeit haben oder nicht der gleichen Arbeit nachgehen. Wir brauchen also das bedingungslose Grundeinkommen. Durch das Grundeinkommen steigt das Gehalt für die unteren Berufe, etwa schwere Pflegedienste, weil die sonst keiner mehr macht. Das ist schon mal gut. Andere Tätigkeiten werden durch die Digitalisierung billiger, und zwar alles, was ich roboterisieren kann.
    Jetzt mal ganz konkret: In dreißig Jahren gibt es kein Autowerk mehr in Wolfsburg. Was wird dann Schönes aus der Stadt?
    Aus meiner Kenntnis dieser Industrie ist die Utopie für Automobilkonzerne Banken zu werden, Verkehrslogistiker, die Mobilitätskonzepte anbieten, und Luftfahrt und Waffen. Da sind die meistens eh schon drin.
    Was machen die fünfzigtausend Wolfsburger, die bisher täglich morgens ins Werk gehen und am Monatsende mit fünftausend brutto rauskommen und denen es gut geht?
    Das ist ein reales Problem, das ich an einem anderen Beispiel beschreiben will. Busfahrer wird es in absehbarer Zeit nicht mehr geben, weil die Busse automatisch fahren. Für einen Busfahrer, sagen wir, 55 Jahre alt, gibt es keinen adäquaten Beruf, in den er reinschlüpfen kann. Er könnte eine Kaffeebude aufmachen oder auf Basis seines Grundeinkommens einen Kinderspielplatz bauen.
    Das ist ja sehr wahrscheinlich.
    Wir wissen, dass neunzig Prozent der Busfahrer weder das eine noch das andere machen würden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht kreativ werden, sondern destruktiv und depressiv, ist deutlich höher. Jetzt kann man aber sagen, das wächst sich raus. Der Busfahrer ist einfach nur Frührentner, und irgendwann im Laufe der nächsten zwanzig, dreißig Jahre ist das Problem weg. Dann kommt eine Generation, die durch ein anderes Bildungssystem überhaupt nicht mehr auf Erwerbsarbeit programmiert ist. Wenn für die genug Möglichkeiten da sind, sich zu entfalten, finde ich das nicht schlecht.
    Wenn wir uns noch ein paar Jahre neidgetrieben sorgen, dass Menschen in der Hängematte liegen könnten, setzt das Silicon Valley das Grundeinkommen durch, weil sie Arbeitsplätze vernichten, aber User mit Kleingeld brauchen, damit ihre Daten einen Wert behalten.
    Ja, aber es gibt noch eine andere Gefahr: Sozialabbau. Die FDP liebäugelt mit dem Grundeinkommen am stärksten, weil man damit soziale Errungenschaften abbauen könnte, die die Sozialdemokratie über Hunderte Jahre erkämpft hat. Wir haben hier ein eigenartiges Bündnis von Esoterikern und Zynikern für das Grundeinkommen.

    Was sind die zivilisatorischen Essentials der nächsten Gesellschaft?

    Wir haben es mit einer Globalisierung zu tun gehabt, die globalisiert hat, was zu globalisieren war. Das, was noch fehlt, Kongo oder Somalia, kommt auch in den nächsten zwanzig Jahren nicht dazu. Man kann die Effizienzsteigerungen nicht mit einer weiteren Vergrößerung des Kuchens ausgleichen. Deshalb ist große Arbeitslosigkeit sehr wahrscheinlich. Und dieser Crash wird entweder einen rechten oder reaktionären oder einen progressiven Visionär hervortreiben. Da bin ich ziemlich sicher.
    Wie ist das mit dem Naturverhältnis? Wie geht das auf der Grundlage einer digitalisierten Gesellschaft?
    Die gleichzeitige Notwendigkeit von radikaler Verzichtskultur und qualitativem Wachstum stärker zu verankern, ist wichtig. Und da versagen die Grünen, weil sie sich eindeutig auf eine Position des Nichtverzichts festgelegt haben.
    Effizienz ist keine Lösung.
    Komplexitätsreduzierung auch nicht. Mein Freund Elmar Anhalt beschäftigt sich mit Komplexität und seine These lautet, dass jeder Versuch der Komplexitätsreduzierung die Komplexität erhöht. Dasselbe passiert beim Versuch der Reduzierung des Naturverbrauchs durch Effizienz: Der gegenteilige Effekt tritt ein.


    Wie kann man die Spaltung der Gesellschaft durch ungebremste und ungesteuerte Digitalisierung verhindern?
    Die Fragen lauten: Welche technischen Lösungen braucht es? Und wie sorgt man dafür, dass das Geld nicht komplett bei den gegenwärtigen Profiteuren landet, sondern in einen gesellschaftlichen Kreislauf reinkommt und in neue Bereiche wie Grundeinkommen und Bildung geht? Dafür habe ich Vorschläge gemacht.
    Aber?
    Die schwierige Frage ist die psychologische. Wir leben in einer Arbeits-, Tüchtigkeits-, Leistungsgesellschaft. Das geht zu Ende. Nun ist das Wort Leistung positiv konnotiert, das macht es schwierig. Aber die Utopie lautet, dass wir rausgehen aus einer Gesellschaft, in der der Mensch danach bewertet wird, was er – in Erwerbsarbeit – geleistet hat. Und die gute Voraussetzung dafür ist: Wir leben ja in Wahrheit gar nicht in einer Leistungsgesellschaft. Wenn ein Millionär seine Häuser vererbt, hat der Erbe nichts geleistet und kriegt trotzdem hohe Anerkennung. Wir leben in Wirklichkeit in einer Gesellschaft, die nicht Leistung bewundert, sondern Erfolg. Oder Geld. Klarzumachen, dass der Ausstieg aus der Leistungsgesellschaft ein positives Versprechen ist, ist das, was bei Vorträgen vor Managern am schwierigsten zu vermitteln ist.
    Was ist das Gegenargument?
    Es wird immer gesagt, der Mensch sei so. Da sage ich: Liebe Freunde, dieses Bild ist in der ersten industriellen Revolution entstanden. Der alte Grieche hat sich dadurch geadelt, dass er nicht gearbeitet hat. Wenn man sagt, damals haben aber die Frauen, Sklaven und Ausländer gearbeitet, dann kann man sagen, ja, aber künftig arbeiten die Roboter für uns. Das ist doch ein Gesamtmenschheitsversprechen. Platon hat sich doch nicht nutzlos und wertlos gefühlt, weil er keiner Erwerbsarbeit nachging. Es geht darum, zu verstehen, dass wir uns in einem kleinen Zeitfenster auf etwas konditioniert haben, was wir mit der conditio humana verwechseln.
    Nicht die „Vereinigten Staaten von Europa“ nach Vorbild der militärisch aggressiven USA ist das politische Ziel, sondern eine transnationale EU ohne Nationalstaaten. Wir Europäer überwinden die Idee der Nation und bauen den ersten nachnationalen Kontinent in der Geschichte auf! Ulrike Guérot

  10. #160
    Batterie "Lindemann" Benutzerbild von amendment
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    Standard AW: Der Wahnsinn ist auf der Autobahn zu Hause

    Zitat Zitat von Larry Plotter Beitrag anzeigen
    Nein.
    Der Zusammenhang besteht direkt mit der Möglichkeit schnell zu fahren.
    Daraus folgt, das man ja schnell fahren könnte und demzufolge die Autos entspr. qualitativ ausgelegt sein müssen, was wiederum nicht ein Verkaufsargument, sondern DAS Verkaufsargument ist.


    Wie soll man die Autoindustrie neu aufstellen, wenn das Verkaufsargument weg fällt.
    Vmax-beschränkte Autos mit entspr. geringer Qualität bauen auch Andere.
    Opel ist ein Beispiel dafür gewesen,
    wie "Andere" in dem Falle GM, mit der Meinung diese hohe Qualität wäre ja nicht notwendig
    zum Niedergang führt. Die Gier nach "Einsparungen" und Gewinnmaximierung bedeutet dann
    zwangsläufig Qualitätsverlust und mittelfristig die Beliebigkeit und damit den Weg den Opel ging.
    Wir müssen uns gesamtgesellschaftlich vom Begriff der Gewinnmaximierung "befreien", ja diesen im Grunde sogar soziologisch stigmatisieren. Es gehört sich, Gewinne zu erzielen. Das ist sozialethisch vertretbar und erwünscht. Es gehört sich jedoch nicht, skrupellos und menschenverachtend permanent das Ziel der Gewinnmaximierung anzustreben.
    Nicht die „Vereinigten Staaten von Europa“ nach Vorbild der militärisch aggressiven USA ist das politische Ziel, sondern eine transnationale EU ohne Nationalstaaten. Wir Europäer überwinden die Idee der Nation und bauen den ersten nachnationalen Kontinent in der Geschichte auf! Ulrike Guérot

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