Besteht ein Unterschied zwischen dem Reden und Sprechen? Wenn ja: worin?

Ich bin keine Sprachforscherin, sondern nur eine Schreiberin. Wäre ich eine Sprecherin, dann könnte man mutmaßen, eine Fürsprecherin zu sein. Das Hauptwort „Gegensprecherin“ ist mir nicht geläufig. – Wie dem auch sei: Der Unterschied zwischen dem Reden und Sprechen beschäftig mich schon von Kindesbeinen an. Mir fiel schon früh auf, daß ein jeder, der redet spricht. – Also achtete ich während des Zuhörens der Reden der Redseligen auf ihre Sprache und kam alsbald zum Schluß, daß sie nur Unsinn sprachen.

Mein seliger Vater führte während den 1960er-Jahre viele Gespräche mit einem Schweizer, der ein chilenischer Schiffskapitän war. Jene Gespräche mißfielen mir deshalb, weil er beinahe jedem von ihm gesprochenen Satz die Zustimmung erheischende Silbe „nid“ fragend hinzufügte [„nid?“ bedeutet auf Hochdeutsch „nicht wahr?“]

Im Verlauf meines Lebens wurde ich noch anderer Fragewörter gewahr, welche von Sprechern an ihre Sprüche angehängt wurden: „oder?“, oder amerikanisiert: das um Bestätigung und Zustimmung bettelnde [Links nur für registrierte Nutzer]. [Links nur für registrierte Nutzer]

Was den heutigen Deutschen ermangelt, ist die sprachlich geäußerte Redlichkeit, der Mut, ihr Empfinden und Denken offenherzig sprechend redend zu äußern. Als vom [Links nur für registrierte Nutzer] Eingeschüchterter und vom [Links nur für registrierte Nutzer] Bevormundeter traut sich heutzutage kein Journalist mehr zu schreiben was er denkt. 99 von 100 Journalisten halte ich für Prostituierte ihrer Verleger (welche ich für ideologische Zuhälter halte).