Wer erkennt sie?


1. Es ist eine etwas unüberschaubare Geschichte, in der mehr Personal vorkommt, als man es gerne hätte. Die Moral ist recht altmodisch und die Mittel ausgesprochen grobschlächtig. Der Umgangston aber ist exzellent, woran man erkennt, dass die Menschen früher zwar schrecklicher und schneller gemordet, dabei aber viel schöner gesprochen haben. Vor allem ist es ein Stück über die Frivolität der Melancholie – wo sonst setzt ein Mensch seine ganzen Hoffnungen darin, einem Totenkopf gegenüber die Fragen nach dem Sein aufzuwerfen?


2. Ein junger Mann ist so arm, dass sein Hut nicht einmal über eine Krempe verfügt. Damit er eine kaufen kann, spaltet er einer alten Wucherin mit dem Beil den Schädel. Danach wird er sehr philosophisch und fragt sich, ob das richtig war.


3. Es ist grundsätzlich nicht empfehlenswert, sein Anwesen an windgepeitschter Lage zu errichten. Der permanente Ausnahmezustand der Natur wirkt sich denkbar schlecht auf die Psyche aus, besonders, wenn man empfindsam ist und ein Buchclubabo hat. Der immerkreischende Wind verunmöglicht denn auch jedes ursächliche Gespräch («Ich liebe dich» – «Was?»), was zu noch mehr blindem Handeln und blossem geistesgestörtem Dulden führt, weshalb man schliesslich keine andere Wahl hat, als im Zustand der Ekstase zu sterben.


4. Dies ist die Geschichte eines Schweiz-Hassers, der denkt, wenn er pausenlos behauptet, ein anderer zu sein, sei er auch ein anderer. Seine Frau weiss es allerdings besser. Zu seiner Verteidigung muss man jedoch sagen: Nahtoderfahrung, das lässt einen schon auf Ideen kommen.


5. Es ist noch keiner seine Melancholie losgeworden, indem er zur See gefahren ist. Ganz im Gegenteil. Der Skorbut. Die immergleichen Gespräche («Wo bisch geschter gsi?» – «Ufem Schiff. Du?» – «Au.»). Die schwelende Homosexualität («Chunsch nacher no chli i mini Kaiütä?»). Und auch dieser einbeinige Kapitän mit dem exzentrischen Bart und den wirren Reiserouten ist nicht wirklich eine Motivationsspritze.