Ist unser Land nicht mehr an wissenschaftlichem Fortschritt interessiert? Jahrzehntelang vertraute die Welt zuverlässiger, durchdachter Technik aus Deutschland, unsere Autos galten als Statussymbol und waren ein Exportschlager. Im Bereich der Medizintechnik sind wir noch führend: Sieht man sich ausländische Wissenschaftsdokumentationen an, so ist auf manchem Laborgerät ein deutscher Markenname zu entdecken. Der Vertrauensvorschuß ist also da, er wird aber politisch nicht zum Wohl unseres Landes genutzt. Deutschlands Regierende üben in dieser Beziehung Zurückhaltung, obwohl das gar nicht erwartet wird.
Auch die NASA vertraut seit ihrem Bestehen auf deutsche Technik und Wissenschaft. Nur in Deutschland selbst wird sie politisch nicht mehr geschätzt.
Gerade heute, am 18. Februar 2021, gibt es für die Thüringer Bürger einen Anlaß, stolz auf die in unserem Bundesland hergestellte Technik zu sein. Denn heute landet die NASA-Sonde »Perseverance« nach ihrem siebenmonatigen Flug auf der Marsoberfläche. Die Landung kann auf YouTube ab 21.50 Uhr mitverfolgt werden. Mit an Bord ist Technik aus Jena, die eine wichtige Rolle bei der Erfüllung der Mission des Rovers spielen wird, der Suche nach Spuren vergangenen Lebens auf dem roten Planeten. Ein optischer Scanner wird den Boden am Landeplatz untersuchen, dort, wo es nach Auswertung der Bilder vergangener Missionen früher einmal Wasser gegeben hat. Eine nach heutigen Erkenntnissen unabdingbare Voraussetzung für die Entwicklung von Leben.
Sucht man in den Medien nach einer Äußerung der Landesregierung zu diesem Ereignis, so wird man nicht viel finden. Bodo Ramelow ist die Marsmission mit Thüringer Beteiligung offenbar keine Erwähnung wert – ihm reicht, daß er seine Brille einem Museum vermacht hat.
Nach Monaten des sogenannten »Lockdowns«, der Thüringens Wirtschaft verheert hat, hätte er damit ein Zeichen der Hoffnung setzen können: Thüringen ist als Standort für hochentwickelte Technik gefragt und schafft so Zukunftsperspektiven, die derzeit dringend benötigt werden. Eine Landesregierung sollte sich hier in der Verantwortung sehen, diese Standorte zu fördern, denn das Potential ist da, es wartet darauf genutzt zu werden. Jenaer optische Technologie wird weltweit verwendet – seit Jahrzehnten. Das Unternehmen hat sich nicht nur durch seine vorbildliche Sozialpolitik schon im frühen Industriezeitalter Anerkennung erworben, sondern steht auch für höchste Präzision bei der Herstellung optischer Geräte vom Brillenglas bis zur Kameratechnologie.
In Deutschland ist es generell beängstigend still geworden um technische Innovationen. Auch wenn wir mit Angela Merkel eine Naturwissenschaftlerin als Bundeskanzlerin haben, zeigt sie nur wenig Interesse daran, den Ruf unseres Landes als Technologiestandort im internationalen Vergleich hochzuhalten. Eine besorgniserregende Entwicklung, die schon seit einiger Zeit anhält – viele hochqualifizierte Forscher, Wissenschaftler und Unternehmer gehen deshalb ins Ausland. Auch in den Medien ist über vielversprechende Projekte aus Deutschland kaum etwas zu lesen, wenn es nichts mit erneuerbaren Energien oder anderen ideologisch genehmen Technologien zu tun hat. Der einst mit viel Aufwand geförderte Transrapid wird mittlerweile mit Erfolg in China eingesetzt, das sich auch für das in Deutschland entwickelte Konzept des Dual-Fluid-Reaktors interessiert, der, wenn die Hoffnungen berechtigt sind, saubere und sichere Kernenergie liefern könnte. Auch um den Wendelstein 7-X, die »künstliche Sonne« Mecklenburg-Vorpommerns, scheint sich die Politik nicht mehr zu kümmern. Seine erfolgreiche Weiterentwicklung könnte Deutschlands Energieproblem mit einem Schlag lösen, gleichzeitig die Verschandelung unserer Landschaft mit Windrädern beenden und es ermöglichen, daß unser Land wieder in einer Liga mit den »großen« Entwicklern spielt. Das sind nur einige Beispiele, andere mögen noch in den Laboren deutscher Universitäten schlummern.
Wir brauchen dringend wieder so etwas wie einen »Technikpatriotismus« und eine Politik, die junge Menschen für eine Ausbildung in diesen Bereichen begeistert. Technik hat in den letzten Jahrzehnten mehr zum Umweltschutz beigetragen als Ideologie, für bessere Wasserqualität unserer Flüsse und Bäche gesorgt und Industrieemissionen entscheidend verringert. Verantwortungsbewusste Politik muß ihren Fokus auf die Förderung von Innovationen legen, zum Wohle von Mensch und Umwelt. Grüne Träume allein retten unsere Zukunft nicht.