Die folgende Rede hatte der damalige sowjetische Staatenlenker Josef Stalin auf dem XVI. Parteitag der WKP(B) am 27. Juni 1930 gehalten:


Denken Sie doch einmal an den Stand der Dinge in den führenden Volkswirtschaften der Welt vor zweieinhalb Jahren zurück. Die Industrieproduktion und der Handel wuchsen in nahezu allen kapitalistischen Ländern. Ebenso ließ sich auch ein Wachstum bei der Förderung von Rohstoffen und Herstellung von Lebensmitteln in fast allen landwirtschaftlich geprägten Ländern feststellen. Die Vereinigten Staaten als ein Land des Vollblut-Kapitalismus trugen einen Heilgenschein. Es wurden Lobeshymnen auf den „Wohlstand“ gesungen. Man verneigte sich demütig vor dem Dollar. Man lobte und ehrte die neuen Technologien und den technischen Fortschritt. Auch erklärte man, dass der Kapitalismus nun „genesen“ sei und eine nie dagewesene kapitalistische Stabilität mit sich bringen würde[…]

So war es gestern.

Was bietet sich aber heute für ein Bild? Heute gibt es in fast allen Industrieländern der Welt eine Wirtschaftskrise. Heute gibt es in allen Agrarländern eine Agrarkrise. Und anstelle von „Wohlstand“ gibt es Massenarmut einhergehend mit einem kolossalen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Anstelle eines Aufschwungs in der Landwirtschaft kommt der Ruin der riesigen Massen der Bauernschaft. Die Illusionen über die Allmacht des Kapitalismus im Allgemeinen und die Allmacht des nordamerikanischen Kapitalismus im Besonderen brechen zusammen. Die Lobgesänge auf den Dollar und den technischen Fortschritt verstummen. Das pessimistische Heulen über die „Fehler“ des Kapitalismus dagegen wird stärker.

So ein Bild bietet sich heute[…]

Ich denke, dass es keinen Anlass dafür gibt, sich an konkreten Zahlen festzuhalten, um festzustellen, dass es eine Krise gibt. Die Tatsache, dass es sie gibt, steht außer Diskussion[…]

Wenn nun die Weltwirtschaftskrise ihre zerstörerische Wirkung entfaltet, ganze Schichten von Mittel- und Kleinkapitalisten absteigen lässt, ganze Gruppen von Arbeitnehmern und Bauern ruiniert und sie zu einer Verschlechterung ihres Lebensstandards verurteilt, fragen sich alle: Worin liegt die Ursache der Krise? Was ist ihre Grundlage, wie geht man mit ihr um, wie beseitigt man sie? Die verschiedensten „Krisentheorien“ werden erfunden. Ganze Projekte werden ins Leben gerufen, um die Krise zu „mildern“, sie zu „verhindern“ oder zu „beseitigen“. Die Opposition weist auf die Regierung hin, die „nicht genügend Maßnahmen ergriffen hat“, um die Krise zu verhindern. Die Demokraten beschuldigen die Republikaner, die Republikaner beschuldigen die Demokraten und gemeinsam das Federal Reserve System, das die Krise nicht „eindämmen“ konnte[…]

Die aktuelle Krise kann nicht als eine bloße Wiederholung alter Krisen betrachten. Sie findet statt und entfaltet sich unter einigen neuen Bedingungen, die erst identifiziert werden müssen, um ein vollständiges Bild der Krise zu erhalten. Die Krise wird durch eine Reihe von Umständen komplizierter und vertiefter, ohne die es unmöglich ist, sich eine klare Vorstellung von der aktuellen Wirtschaftskrise zu machen.
Was für Umstände sind das nun?

1. Die Krise traf am das Hauptland des Kapitalismus, seine Zitadelle, die USA, die mindestens die Hälfte der gesamten Produktion und des gesamten Verbrauchs aller Länder der Welt in ihren Händen konzentriert, am härtesten[…]

2. Der gegenwärtige Kapitalismus ist im Gegensatz zum alten Kapitalismus ein Monopolkapitalismus[…]

Es besteht kein Zweifel daran, dass im Zusammenhang mit der sich entwickelnden Krise der Kampf um die Absatzmärkte, um Rohstoffe und um die Kapitalausfuhr jeden Monat und jeden Tag zunehmen wird. Die Kampfmittel sind: Zollpolitik, billige Waren, billige Kredite, Umgruppierung von Kräften und neue militärpolitische Allianzen, die Aufrüstung und Vorbereitung auf neue Kriege und schließlich den Krieg selbst.

Ich spreche von einer Krise, die alle Produktionszweige erfasst hat. Aber es gibt eine Branche, die nicht in die Krise geraten ist. Diese Industrie ist die Militärindustrie. Diese wächst weiter, der Krise zum Trotz. Verschiedene Staaten rüsten wahnsinnig auf. Wofür? Natürlich nicht, um Gespräche zu führen, sondern um Krieg zu führen. Krieg ist notwendig, da er das einzige Mittel ist, um die Welt neu zu verteilen, um Absatzmärkte, Rohstoffquellen und Kapitalinvestitionsbereiche neu zu verteilen.

Es ist durchaus verständlich, dass in dieser Situation der sogenannte Pazifismus seine letzten Tage durchlebt, die Vereinten Nationen lebendig verrotten, „Abrüstungsprojekte“ in den Abgrund fallen und Konferenzen zur Rüstungsreduzierung zu Konferenzen zur Neu- und Weiterbewaffnung werden.

Dies bedeutet, dass die Gefahr eines Krieges schneller zunehmen wird.
Quelle: Stalin J. W. Reden. Band 12. Moskau: Gospolitisdat, 1953. S. 235 - 249.

Ohne irgendwelche Querverweise auf den Zweiten Weltkrieg oder die Repressionen muss man doch eines feststellen: Das, was Stalin 1930 sagte, ist auch heute, anno 2021, noch absolut aktuell. Ganz klare Paralellen auch zu den COVID-19-begründeten Einschränkungen und der dadurch ausgelösten Krise!

Wie seht ihr das?