1871. Neugründung des Reiches: „Nach der Reichsgründung und der Angliederung Elsaß-Lothringens umfaßte das deutsche Staatsgebiet 541.244 km2. Das deutsche Kaiserreich war damit der Fläche nach der drittgrößte Staat in Europa, nach Rußland und Österreich-Ungarn. Jedoch war das deutsche Zollgebiet bis 1918 größer als das Reichsgebiet. Denn bis 1918 blieb Luxemburg in einer Zollunion mit dem deutschen Reich verbunden. Das kleine Großherzogtum (2.586 km2) hatte dem Deutschen Bund angehört und blieb nach der Reichsgründung im deutschen Zollverband. Im Süden Luxemburgs war damals bereits ein Industriegebiet mit bedeutender Eisen- und Stahlproduktion in den Zentren Esch, Düdelingen und Differdingen, am Nordrand des lothringischen Erzgebietes von Briey, entstanden.“
Karl Erich Born, „Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Deutschen Kaiserreichs (1867/71 - 1914)“, Steiner-Verlag -GmbH, 1985, Seite 11, 12
Der Konjunkturaufschwung, der 1893 langsam einsetzte und 1895 voll zum Durchbruch kam, verdankte seine wesentlichen Impulse einer starken Nachfragebelebung in der Bauwirtschaft und vor allem einer Innovation (tech. Neuerung) in der elektrotechnischen Industrie, dem Drehstrom-Motor. 1889 hatte der Chefelektriker der AEG, Michael von Dolivo-Dobrowolski, einen Motor entwickelt, der mit dreiphasigem Wechselstrom betrieben wurde. Dieser Strom, der bald als Drehstrom bezeichnet wurde, machte die Übertragung elektrischer Energie über weite Entfernungen möglich.
Die erste Fernübertragung mit hochgespanntem Drehstrom wurde 1891 von Lauffen (Neckar) nach Frankfurt a. M. gemacht. Damit begann der Aufbau und Ausbau lokaler und regionaler Kraftwerke und Stromversorgungsnetze. Von dem gewaltigen Aufschwung, den die elektrotechnische Industrie dadurch erhielt, wurden auch die Montanindustrie und die anderen Zweige der Metallindustrie mitgezogen. Das Kapital der an der Berliner Börse notierten Aktiengesellschaften hat sich von 1895 bis 1900 fast verdoppelt. Die niedrigen Zinssätze am Kapitalmarkt und am Geldmarkt förderten die Investitionstätigkeit und damit den Aufschwung.
Im Jahre 1896 machte das Buch von Ernest Edwin Williams ‚Made in Germany‘ in England und Deutschland großes Aufsehen. Das Buch war eine Sammlung von Aufsätzen, die vorher anonym in der NEW REVIEW erschienen waren. In diesen Artikeln wurde der Rückgang des relativen Anteils Englands am Welthandel, die starke Zunahme des deutschen Anteils und der drohende Verlust der kommerziellen Suprematie (Vormachtstellung) Großbritanniens analysiert. Williams sah die Hauptursache in Schwächen der britischen Industrie und des britischen Handels. Die von der deutschen Konkurrenz vor allem betroffenen Industrien (Stahlindustrie, Elektrotechnische Industrie, Chemische Industrie, Maschinenbau) sahen die Ursachen freilich woanders: nämlich in den deutschen Schutzzöllen.“
Quelle: Karl Erich Born, „Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Deutschen Kaiserreichs (1867/71 - 1914)“, Steiner-Verlag -GmbH, 1985, Seite 135
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wo die Bayernpartei Recht hat hat sie Recht da hilft euch Preußenfanboys auch eure Pöbelei nicht.
Wo ist Merkels Stasiakte?
Kaiser Wilhelm II., richtiger Name: Wilhelm von Preußen:
„Sehr bezeichnend ist der Eindruck, den fremde Arbeiter beim Studium der sozialen Gesetzgebung in Deutschland gewannen. Wenige Jahre vor dem Kriege erwachte man in England, unter dem Druck der Arbeiterbewegungen, zu der Überzeugung, daß es geboten sei, für die Arbeiter besser zu sorgen. Es kamen Kommissionen nach Deutschland, auch solche von Arbeitern. Sie besuchten, unter Führung von deutschen Vertretern, auch von Sozialisten, die Industriegebiete, Fabriken, Wohltätigkeits-anlagen, Heilstätten der Versicherungsgesellschaften usw. und waren überrascht von allem, was sie sahen. Bei dem Abschiedsmahl, das ihnen gegeben wurde, wandte sich der englische Führer der Arbeiterdeputationen an Bebel mit der Schlußbemerkung: ‚Nach dem, was wir alles gesehen haben, was in Deutschland für die Arbeiterwelt geschieht, frage ich Sie: da sind Sie auch noch Sozialisten?!‘
Einem Gewährsmann gegenüber bemerkten die Engländer, wenn es ihnen gelänge, nach langen Kämpfen in ihrem Parlament den zehnten Teil von dem durchzusetzen, was in Deutschland schon seit Jahren für die Arbeiter geschähe, würden sie sehr zufrieden sein. Weder (der britische) König, noch das Parlament besaßen das Gewissen oder Zeit oder Luft, sich mit der Erhebung der (eigenen) Arbeiterklasse zu beschäftigen. Die ‚Einkreisungspolitik‘ zur Vernichtung Deutschlands, war ihnen viel wichtiger und lohnender.“
Quelle: Kaiser Wilhelm II, „Ereignisse und Gestalten aus den Jahren 1878 - 1918“, K. F. Koehler Leipzig, 1922, Seite 34, 35
1915. Oxfordprofessor Gilbert Murray (1866 - 1957): „Deutschland war ohne Zweifel vor dem Kriege die führende Nation, sowohl Europas, als auch der Welt. Sein Handel und seine Industrie schienen auf den sichersten Grundlagen zu ruhen und mit den schnellsten Schritten voranzukommen. Sein Volk war hoch organisiert, außerordentlich gebildet und unvergleichlich diszipliniert, gleichzeitig, sehr zufrieden und begeistert loyal. Seine Philosophen und Männer der Wissenschaft, seine Historiker und Philologen gaben in der ganzen Menschheit durch ihre Gelehrsamkeit den Ton an."
Quelle: Gilbert Murray, „The Foreign Policy of Sir Edward Grey 1906-1914”, Oxford University Press, London 1915, Seite 104
Wilhelm von Preußen über Bismarcksche Sozialpolitik:
„Der Gegensatz der Anschauungen des Kaisers und des Kanzlers über die soziale Frage, d. h. die Förderung des Wohles der Arbeiterbevölkerung unter Anteilnahme des Staates, ist der eigentliche Grund zum Bruche zwischen uns gewesen und hat mit die Feindschaft Bismarcks und damit die eines großen Teiles des ihm ergebenen deutschen Volkes, und insbesondere des Beamtentums, auf Jahre hinaus eingetragen. Dieser Gegensatz zwischen dem Kanzler und mir entstand durch seine Meinung, daß die soziale Frage mit scharfen Maßregeln und eventuell mit der Truppe gelöst werden könne, nicht aber mit Grundsätzen allgemeiner Menschenliebe oder Humanitätsduselei, die er bei mir annehmen zu müssen glaubte. Er war ein viel zu großer Staatsmann, um die Wichtigkeit der Arbeiterfrage für den Staat zu verkennen. Er faßte diese Angelegenheit aber rein vom staatlichen Zweckmäßigkeitsstandpunkt auf.
Der Staat sollte für die Arbeiter sorgen, soweit und wie dies der Regierung gut schien. Von einer Mitwirkung der Arbeiter bei diesem Werke war (jedoch) kaum die Rede. Verhetzungen und Auflehnungen sollten scharf, nötigenfalls mit Waffengewalt unterdrückt werden. Fürsorge auf der einen, die Panzerfaust auf der anderen Seite, das war die Bismarcksche Sozialpolitik.
Ich aber wollte die Seele des deutschen Arbeiters gewinnen und habe um dieses Ziel heiß gerungen. Ich war von einem klaren Pflicht- und Verantwortungsbewußtsein meinem ganzen Volke, also auch den arbeitenden Klassen gegenüber, erfüllt. Was diesen von Rechts wegen und billigerweise zukam, sollte ihnen werden, und zwar, soweit angängig oder notwendig war, wo der Wille und das Vermögen der Arbeitgeber aufhörten, von seitens des Landesherrn und seiner Regierung. Sobald ich erkannt hatte, daß Verbesserungen notwendig waren, zu denen sich die Industrie zum Teil nicht verstehen wollte, griff ich aus Rechtsgefühl für die Arbeiterschaft ein.“
Quelle: Kaiser Wilhelm II, „Ereignisse und Gestalten aus den Jahren 1878 - 1918“, K. F. Koehler Leipzig, 1922, Seite 32, 33
„Das größte und schwierigste soziale und zugleich politische Problem des Kaiserreichs war die Arbeiterfrage, das Problem der Eingliederung der Arbeiter in die soziale und politische Ordnung des Reiches. Soweit die Arbeiterfrage ein Problem der Vorsorge und Fürsorge war, hat das Kaiserreich für die damalige Zeit hervorragende und vorbildliche Arbeit geleistet. Mit den Sozialversicherungsgesetzen leitete es eine soziale Reform ein, die auch politische Bedeutung hatte, nämlich die Entwicklung zum modernen Sozialstaat. Die Sozialversicherung war so gut konzipiert, daß sie drei politische Umbrüche überdauerten. … Es wäre abwegig, das politische System und die Gesellschaft des kaiserlichen Deutschlands deshalb als ‚autoritär‘ zu klassifizieren. Die Bürger des deutschen Kaiserreichs hatten mehr politische Freiheit, mehr Meinungsfreiheit und mehr Rechtsicherheit, als die überwältigende Mehrheit der heutigen Weltbevölkerung.“
Karl Erich Born, „Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Deutschen Kaiserreichs (1867/71 - 1914)“, Steiner-Verlag -GmbH, 1985, Seite 148
1913. Handelsbilanz. Dr. Karl Helfferich:
„In welchem Maße unsere Volkswirtschaft als Ganzes auf dem Wege der Arbeitsteilung mit anderen Volkswirtschaften in eine größere Einheit, die Weltwirtschaft, hineingewachsen ist, zeigt sich schlagend in den Ziffern unseres Warenaustausches mit dem Auslande. Im Jahre 1912 erreichte unser Außenhandel den Betrag von 19,6 Milliarden Mark, davon entfielen 10,7 Milliarden auf die Einfuhr, 8,9 Milliarden auf die Ausfuhr. Von unserer Einfuhr kamen im Jahre 1912 auf Nahrungs- und Genußmittel, Vieh, industrielle Rohstoffe und Halbfabrikate nicht weniger als 9,1 Milliarden Mark, auf fertige Waren dagegen nur 1,6 Milliarden Mark. Umgekehrt entfielen von den 8,9 Milliarden Ausfuhrwert auf fertige Waren nicht weniger als 5,8 Milliarden Mark. Deutschland tauscht also in ganz großem Umfang die Erzeugnisse seiner gewerblichen Arbeit gegen die Erzeugnisse der land- und forstwirtschaftlichen, sowie der bergbaulichen Urproduktion, die es auf dem im Verhältnis zur Bevölkerung eng begrenzten und
in seinen klimatischen Produktions-bedingungen beschränkten eigenen Boden teils nicht in genügender Menge, teils überhaupt nicht gewinnen kann. Die im Außenhandel zutage tretende internationale Arbeitsteilung hat also in ihrer Entwicklung nicht nur dazu beigetragen, dem deutschen Volk eine reichlichere und vielgestaltigere Befriedigung seiner Bedürfnisse zu ermöglichen, sondern sie hat geradezu die Voraussetzung dafür geliefert, daß der große Bevölkerungszuwachs der letzten Jahrzehnte auf deutschem Boden seine Daseinsbedingungen finden konnte.“
Quelle: Dr. Karl Helfferich, „Deutschlands Volkswohlstand 1888 - 1913“, 3. Aufl., Verlag v. Georg Stilke, Berlin, 1914, Seite 38, 39
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