Der Fisch fängt immer am Kopf an, zu stinken. Wies G`scherr, so der Herr - oder umgekehrt. Ich als Vorgesetzter habe mir - Niemals! - auch nur eine Schraube mitgenommen. Jedenfalls nicht, wenns jemand mitbekommen hätte. Firmenwerkzeug wie Hilti - Bohrmaschine und sowas konnte von mir ausgeliehen werden - war aber im Kofferraum mitzubringen wegen der Verfügbarkeit, und wenn sie zurückgebracht wurde, wurden die Meißel wieder angeschliffen - oder auch erneuert, egal. Auf der anderen Seite konnten wir abends auch privat anrufen, wenn irgendwas aussergewöhnliches war - ein Geben und Nehmen eben.
Unser Betriebsleiter hatte eine ganz tolle schwarze Kasse, mit der er die Weihnachtsfeiern organisierte. Wenns eine Änderung gab, die von uns - auf Kosten der Kunden - zu machen war, (es handelte sich um eine Naht oder so), legten die Kunden dann für 5 € Briefmarken mit ins Päckchen, um das zu bezahlen. Die klebte er dann als Porto auf die Ausgangspost - oder auch nicht, es gab ja einen Freistempler. Jedenfalls fanden die Weihnachtsfeiern in eigenen Räumen - sozusagen familiär - statt, eine große Familie sozusagen - bis das neue Regiment im Hotel das mit riesigem Aufwand machte, was werder schön noch preiswert noch familiär war.
Die Bindung an die Firma ist immens wichtig, reisende soll man nicht aufhalten - ein guter Chirurg schneidet - und es zahlt sich alles aus. Wie man in den Wald reinruft -
Sozialfälle gibts immer, aber wir hatten mal einen Chef, der die Elasthangarne zu 100% überteuert einkaufte. Die Differenz ging auf sein Konto in den USA, mit dem er sich dort eine Kosmetikfabrik aufbaute. Die Firma, aus der er das Geld rauszog, wurde verkauft - wäre sonst bankrott gewesen.
Daher der Spruch: "Lieber jemand, der im Schneckentempo die richtigen Ziele verfolgt, als jemand, der im Eilschritt den falschen nachläuft."
Es ist schwierig, so viel Vertrauen zu gewinnen, dass man das wichtigste einer Firma - Humankapital - nicht zerstört. Drei Mann auf einem Boot bei einer Segelregatta ist nicht zwangsweise eine gute Mannschaft - die Platzierung beweist es.
Die Unternehmensberatungsfirmen hatten wir auch. Immer, wenn plötzlich rote Zahlen geschrieben wurden. Unser Betriebsleiter hat dann - ganz konstant - für etwa 3,5% Gewinn vom Umsatz gesorgt. War zu viel Gewinn da, hat er Rohware abgeschrieben, und umgekehrt aktiviert. Ein ganzes Jahrzehnt ging das gut - bis der Herr Chef bauen wollte - Standort Deutschland, wo nur noch die bessere Ware ging. Kapitalerhöhung sagt alles, und dann gehts rund.
Das ist doch alles nur klein-klein. Die richtigen Compliance-Fehlleistungen sind viel schwieriger aufzudecken. Vor zwei Jahren habe ich fast eine CFO hochgehen lassen. Das war allerdings kein Vorwand, sondern Blödheit. Sie hatte ein Unternehmen gekauft, dessen Bilanz völlig unzureichend war. Es fehlten ca. 3 Millionen EUR im Aufwand und den Verbindlichkeiten für Rohstoffe, die allerdings schon im Vorratsvermögen aktiviert waren. Die Buchhalterin hatte vom Alteigentümer die Anweisung bekommen, nur das in den Aufwand zu buchen, was sie aktuell bezahlen wollte. Und bei Zahlungszielen bis zu 60 Tagen kommt da einiges zusammen, was gefehlt hat. Bei Übernahme der Buchhaltung habe ich dann ein Loch ins Reporting gerissen. Es kamen nacheinander 3 andere Unternehmensberater, die meinen Fehler suchen sollten. Es war allerdings alles korrekt. Der Stuhl der CFO war am Wackeln, und mein Vertrag wurde natürlich nicht verlängert. Aber mir war es den Spaß wert.
Wenn Rechnungen zurückgehalten werden, sieht man das nicht sofort. Aber man kann auf erheblichen Widerstand stoßen, wenn diese nicht herausgegeben werden. Selbst der jahrelange Steuerberater spielte das dreckige Spiel mit. Denn es trieb im Jahr des Verkaufs natürlich den Verkaufspreis des Unternehmens nach oben. Der Alteigentümer hatte eine unvorstellbare Wut auf mich, und auch der amtierende Geschäftsführer. Keiner hatte ein Interesse daran, den Betrug aufzudecken, weil alle ihr Gesicht verloren hatten.
Don't ask for sunshine!
Die LANGFRISTIGE Zielsetzung hat halt gefehlt, das Konzept. Es gibt schon Firmen, die sowas über viele Jahrzehnte planen. In Deutschland eher nicht mehr möglich. Und wenn du ein Unternehmen kaufst - die strategische Ausrichtung und die Bilanz sind zwei Paar Schuhe. Wie ein Unternehmer das so schultern will - wenn ich mir überlege, was ich für Spielräume habe - nach einer Steuererklärung buchen die einfach ab - was interessieren mich da 60 Tage. Ich denke über Jahre.
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