Zitat von
goldi
Ein Appell an die Stadt
„Die Stadt lässt das Bahnhofsviertel im Stich“
2.8. 2022
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Annette Reschke arbeitet für den Verlag der Autoren, der seinen Sitz an der Taunusstraße hat
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Ein erstes Zeichen für die Verwahrlosung 2020: Plötzlich gab es Kakerlaken, Waldschaben und weiteres Ungeziefer in rauen Mengen. Die Schädlingsbekämpfer wussten zu berichten, weshalb: Viele der geschlossenen, finanziell in die Enge getriebenen Restaurants und Kneipen kündigten als Erstes ihre regelmäßige, professionelle Schädlingsvorsorge in Klo und Küche. Das hat, obschon vorhersehbar, niemanden interessiert.
Sämtlicher illegaler Handel verlegte sich offen auf die unbeobachtete Straße, mit allen Begleiterscheinungen und Auswirkungen. Und das ist in großen Teilen so geblieben. Wer abends zwischen Taunus-, Kaiser-, Weser- und Moselstraße unterwegs ist, kann die Autos cruisen sehen.
Und wer Menschen sieht, die auf dem Boden hockend mit verhornten Fingern in den Fugen zwischen den Pflastersteinen herumpulen – neben sich oft einen beiläufig dabeistehenden Aufpasser –, muss wissen: Sie suchen Cracksteine. Die Not ist inzwischen so groß, dass selbst für die Billigpfeifenputzer zum Reinigen der Crackpfeifen kein Geld mehr da ist, weshalb den im Viertel geparkten Fahrrädern oft ein Stück Lichtkabel herausgeschnitten wird. In Fahrradreparaturläden kennt man das schon seit ein paar Jahren.
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Dass man vom Hauptbahnhof nicht durch die Taunusstraße in die Innenstadt laufen sollte, weiß man selbst als Neuankömmling seit Langem. Doch auch die Kaiserstraße, bisher im Vergleich geradezu gediegen, bietet inzwischen keine echte Alternative mehr.
Die am Kaisersack 24/7 versammelten Männer (ja, zu 99,9 Prozent Männer) allen Alters pöbeln, pissen und prügeln wie in den schlimmsten Abschnitten der Taunusstraße, sodass man täglich beobachten kann, wie Passanten verängstigt Slalom laufen.
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Simon W. ist 33 Jahre alt und kam für ein Konzert als Tourist nach Frankfurt
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Als wir unser Hotel suchten, waren wir vor allem von dem strengen Uringeruch sehr irritiert. Vor dem Hotel krochen Menschen auf der Straße, sie schenkten uns aber keine Beachtung. Ein solcher Anblick war uns gänzlich neu, und wir waren ziemlich erschrocken.
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Petra L. wohnt seit sieben Jahren im Bahnhofsviertel
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Während der Corona-Zeit haben sich, wahrscheinlich unter anderem durch den Straßenstrich, auf der Kaiserstraße einige „Herrengruppen“ dorthin „verlagert“.
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Alles, was nördlich der Kaiserstraße ist, meide ich inzwischen leider komplett. Moselstraße, Karlsplatz und Niddastraße würde ich, im Gegensatz zu früher, nicht mal mehr tagsüber allein betreten. Ich habe die Situation dort aus dem Taxi gesehen und war entsetzt.
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Leider passiert es immer wieder, dass Leute in unser Haus kommen, im Hausflur nächtigen oder Sonstiges. Kürzlich wurden im Hausflur menschliche Exkremente gefunden.
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