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Die Kondratieffzyklen aus historischer Sicht



Mit Kondratieffzyklen beschäftigen sich hauptsächlich Ökonomen, aber auch Vertreter anderer Disziplinen: Gesellschaftswissenschaftler, Naturwissenschaftler, Technologen, Psychologen. Zwei amerikanische Historiker – George Modelski und William Thompson – sind der Frage nachgegangen, wie der Aufstieg von Großmächten erklärt werden kann. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die wichtigste Voraussetzung für die Entstehung einer Großmacht die führende Beherrschung eines Kondratieffzyklus ist (Tab. 1).

Tab. 1: Zusammenhang zwischen Kondratieffzyklen und Großmächten

Quelle: In Anlehnung an George Modelski and William R. Thompson. Leading sectors and world powers: The coevolution of global politics and economics. 1996.





Die Begründung ist nachvollziehbar: Wer die Basisinnovation eines Kondratieffzyklus führend beherrscht, baut die leistungsfähigste Wirtschaft auf; wer die leistungsfähigste Wirtschaft besitzt kann die größten Armeen und Flotten und die modernsten Waffen finanzieren; wer die modernsten Waffen und die schlagkräftigsten Armeen und Flotten besitzt kann anderen Ländern seinen Willen aufzwingen und wird früher oder später eine politischen Großmacht.



Dieser Zusammenhang lässt sich am Beispiel Großbritanniens gut erkennen. Zwischen 1300-1800 herrschte in dem Land praktisch Stagnation, das Pro-Kopf-Einkommen wuchs nur um 0,2 Prozent pro Jahr. Von 1800-1900 baut das Land mit den ersten beiden Kondratieffzyklen die leistungsfähigste Wirtschaft der Welt auf und wird zur Großmacht des 19. Jahrhun-derts. Im Jahre 1880, auf dem Höhepunkt des zweiten Kondratieffs, kam fast ein Viertel der weltweiten Güterproduktion aus Großbritannien (Tab. 2).

Tab. 2: Anteile an der Weltindustrieproduktion in Prozent

Quelle: P. Bairoch: International Industrialization Levels from 1750 to 1980.
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Schon sehr interessant, daß China und Indien im Jahr 1750 einen Anteil von 60% an der Weltproduktion besaßen. Lanfristig werden die Anteile dieser Länder auch wieder wachsen.