Zitat von
solg
"Aber bei einer immer politisch unmündiger werdenden Bevölkerung sollte man tatsächlich darüber nachdenken, wem die Wahl einer hoffentlich fähigen und qualifizierten Führung zu überlassen ist: Einer manipulierbaren, da ungebildeten Masse oder denjenigen, die sich nachweislich für ihr Land und dessen Gemeinschaft interessieren."
Und wie willst du deren Interesse testen? Vorangegangene Prüfung?
Wenn du dafür zahlst, um deine Macht als Teilsouverän dieser Demokratie zeigen zu dürfen, dann ist doch schonmal davon auszugehen, dass es dir nicht nur und ausschließlich darum geht bei einem gehypten, interaktiven und nationalen Event mitzumachen, nur um irgendwie "dabei zu sein" oder weil du sonntag vormittags eh nix zu tun hast, das Wahllokal um die Ecke und auf der Lieblingsstrecke vom Hündchen ist, sondern deine Absichten tiefgründiger sind.
Und eine unmanierpulierbare Masse gibt es nicht. Das können wir uns ja mal ganz aus dem Kopf schlagen. Einen einzelnen unmanierpulierbaren Menschen zu finden, dürfte sich schon als sehr schwieriges Unterfangen herausstellen. Mag sein, dass es solche Menschen gibt. Allerdings werden die dann auch gleichzeitig höchst asozial, evtl sogar psychopathisch drauf sein.
Überhaupt:
Zu denken, dass das Problem einer Demokratie die Wähler seien, ist eigentlich Staats- und Systemsprech und suggeriert, dass der Fisch vom Kopf her stinkt. Der Kopf ist in der Definition der Demokraten ja der Wähler (Souverän). Und genau das wird immer die Demokraten aus der Schusslinie und eine Demokratie gleichzeitig und praktischerweise unrevolutionierbar halten.
Vor einem postdemokratischen Tribunal könnte sich jeder angeklagte Demokrat damit rausreden, dass er ja von den meisten Bürgern freiwillig gewählt wurde, von gebildeten wie ungebildeten, nicht selten sogar mehrmals und über Jahre und Jahrzehnte... Ohne Showprozess wirst du dagegen argumentativ kaum ankommen können.
Nein, das Problem der Demokratie ist ein von grundauf strukturelles, eigentlich dem Problem des Kommunismus ganz ähnlich, nämlich ein ganz menschliches.
Denn bevor "er" gewählt wird, ist "er" demütig, denn nur so kann "er" sich als Interessenvertreter der Bürger verkaufen. Sobald "er" gewählt wird, wird "er" hochmütig, weil "er" dann andere Probleme hat als die Interessen der Bürger.
Diejenigen, die mit viel Idealismus und Herzblut in die Demokratie reingehen, anfangs vielleicht aufsteigen, werden irgendwann von den Ellbogen derjenigen Demokraten gestoppt, die aus einem ganz anderen Holz geschnitzt sind wie sie selbst, unter ihre Fittiche genommen ODER gleich wieder nach unten gedrückt (kehren dann desillusioniert in die Lokalpolitik zurück) oder letztlich eben selbst korrumpiert....
Nein, man müsste viel mehr einen potentiellen Führer (ob du es glaubst oder nicht, das meine ich zunächst mal völlig wertfrei, trotz dieser Wortwahl) überprüfen als die Wähler.
Denn mal die Demokratenromantik außen vor: Wer sind die Wähler schon?
Grundsätzlich:
Die Masse ist eh dumm, träge und (gerade im heutigen Zeitalter) von viel weniger Menschen kinderleicht gegeneinander auszuspielen. War schon immer so, wird immer so bleiben.