ADAC Autofahrertest
Jeder vierte Autofahrer weiß nicht, wie man ein Warndreieck aufstellt. Das ist nur eins der erschreckenden Ergebnisse des "Pisa"-Tests für Autofahrer vom ADAC. Auch mit Nebelschlussleuchte und Promillegrenze wissen viele nicht Bescheid.
Schlechte Noten für die Autofahrer in Europa: Bei dem vom ADAC organisierten "Pisa-Test für Autofahrer" wurde im europaweiten Durchschnitt knapp die Hälfte der Fragen (46,1 Prozent) falsch beantwortet. Ein schwacher Trost für die Deutschen: Sie kamen mit 61,5 Prozent richtigen Antworten zwar auf den zweiten Platz, nach den Österreichern mit 64,4 Prozent. Doch auch bei den deutschen Testkandidaten hapert es gewaltig mit wichtigen Grundkenntnissen - egal, ob es um Nebelschlussleuchte, Pannensicherung oder Promillegrenze geht.
Kein Teilnehmer blieb fehlerfrei
Bei dem Test waren 2800 Kraftfahrer in zwölf europäischen Ländern befragt worden - und kein einziger konnte alle Fragen richtig beantworten. Lediglich drei Teilnehmer gaben nur jeweils eine einzige falsche Antwort: Eine 25-jährige Frau und 30-jähriger Mann aus Österreich sowie ein 36-jähriger Fahrer aus Deutschland. "Wir halten das insgesamt für ein erschreckend schlechtes Ergebnis", sagt ADAC-Experte Robert Sauter.
Am leichtesten fielen den deutschen Autofahrern die Fragen, wer sich anschnallen muss (alle Insassen) und ob man während der Fahrt das Handy benutzen darf (nur mit Freisprechanlage). Mehr als 75 Prozent kannten sich auch mit der richtigen Kindersicherung aus. Aber schon bei der Nebelschlussleuchte fehlte vielen der Durchblick - jeder zweite wusste nicht, dass sie erst ab einer Sichtweite unter 50 Meter eingeschaltet werden darf. Gut ein Viertel der Befragten kannte die in Deutschland geltende 0,5-Promillegrenze nicht.
Nur jeder Fünfte sichert Pannenfahrzeuge richtig
Trotz der ständigen Klagen über die hohen Spritpreise mussten fast 80 Prozent der deutschen Autofahrer auch auf die Frage passen, wie sie umweltschonend und Kraftstoff sparend fahren können - nämlich durch möglichst frühes Schalten in den nächsthöheren Gang und durch Vermeiden von schnellem Beschleunigen und Abbremsen. Und gerade mal 20 Prozent wussten Bescheid, wie man ein Pannenfahrzeug auf der Autobahn richtig absichert - dazu schaltet man die Warnblinkanlage an, stellt das Warndreieck mindestens 100 Meter hinter dem stehenden Fahrzeug auf und bringt die Insassen in Sicherheit (zum Beispiel hinter die Leitplanke).
Sauter nennt die Ergebnisse erschreckend, denn man habe ja nur Basiswissen abgefragt und keinesfalls komplizierte Dinge. "Die Ergebnisse stehen in eklatantem Widerspruch zur Selbsteinschätzung der Befragten: Denn 94 Prozent halten sich für gute oder sehr gute Autofahrer." Alles also sozusagen nur gefühltes Können? Angesichts des Umfrage-Ergebnisses spricht Projektleiterin Sabine Zuschrott von einer "ziemlichen Selbstüberschätzung" der Autofahrer.
"Hier wäre etwas mehr Demut und richtige Selbsteinschätzung wichtig", sagt Sauter. Die Autofahrer sollten sich immer mal wieder mit den Verkehrsregeln, ihrem eigenen Fahrzeug und dessen Technik befassen. Denn 90 Prozent der in Deutschland Befragten wussten zwar, wo ihr Warndreieck im Auto versteckt ist - mit dem Aufstellen haperte es dann aber bei jedem Vierten. Und gut 20 Prozent kannten sich mit dem Reifendruck nicht aus oder wussten nicht, wo der entsprechende Aufkleber am Auto zu finden ist.
Jürgen Balthasar/DPA
Quelle: Artikel vom 27. Oktober 2005; Stern
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