Atomkraft in der Schweiz
Nach Beginn der Reaktorkatastrophen von Fukushima beschloss die Schweiz keine neuen Atomkraftwerke zu bauen. Die bestehenden Anlagen sollen bei Erreichen eines Betriebsalters von 50 Jahren, also bis 2034, abgeschaltet werden, was in Hinblick auf die technische Ausstattung (z. B. Mühleberg ist ein Fukushima-1 baugleicher Reaktor in einem von Hochwasser bedrohten Flusstal nahe Bern) und das Alter von 4 der 5 laufenden Reaktoren von Umweltschutzorganisationen als viel zu spät beurteilt wird.
Atomenergienutzung
In der Schweiz sind derzeit fünf Atomreaktoren an vier Standorten in Betrieb, darunter auch zwei Siedewasserreaktoren, die als besonders unsicher gelten. Die Anlagen stammen teilweise aus den 1970er Jahren und hatten 20176 einen Anteil von 33,39 Prozent an der schweizerischen Stromproduktion.
Standort Beznau
Blocknr Typ Nettoleistung Inbetriebnahme
Block 1 Druckwasserreaktor 365 MW 07/1969
Block 2 Druckwasserreaktor 365 MW 10/1971
Alle Blöcke: Hochrisikoreaktor, älter als 30 Jahre
Störfälle (Auswahl):
1992: nach Austritt des Edelgases Argon sterben zwei Arbeiter.
2012: Riss im Reaktordeckel wird entdeckt, neuer Reaktordeckel bestellt, und der Reaktor mit Riss weiterbetrieben (voraussichtig 2 Jahre bis zur Lieferung des neuen Deckels).
Standort Leibstadt
Blocknr Typ Nettoleistung Inbetriebnahme
Block 1 Siedewasserreaktor 1165 MW 05/1984
Hochrisikoreaktor, älter als 30 Jahre
Störfälle (Auswahl):
1990: Ausfall der Sicherheitsvorkehrungen: die Schnellabschaltung funktioniert nicht, dank der Steuerstäbe kann der Reaktor noch langsam herunter gefahren werden.
2010: ein Taucher wird bei Revisionsarbeiten stark an der Hand verstrahlt.
2012: tiefer, aber nicht wanddurchdringenden Riss bei Ultraschallprüfung eines Speisewasserstutzens festgestellt
2014: Hüllrohrleck an Brennelement mit Austritt von radioaktiven Stoffen in den Kühlkreislauf, wird erst 2017 bekannt
2016: bei Revision wird Oxidation der Brennelemente im Reaktorraum festgestellt, Kern muss neu ausgekleidet werden
2017: jahrelange "systematisch kritishce Siedezustände" an Brennelementen, die teilweise trocken lagen, werden entdeckt
2017: Ein Tag nach Wiederanfahren nach halbjährigem Stillstand wegen oxidierter Brennelemente wieder von Netz wegen Fehlfunktion der Abgasanlage
2017: die Wiederinbetriebnahme nach der Jahresrevision muss wegen weiteren acht fehlerhalften Brennelementen verschoben werden, zuvor waren beirets 16 Brennelemente ausgetauscht worden, die "nicht den Spezifikationen" entsprachen"
Standort Gösgen
Blocknr Typ Nettoleistung Inbetriebnahme
Block 1 Druckwasserreaktor 970 MW 02/1979
Hochrisikoreaktor, älter als 30 Jahre
Störfälle (Auswahl):
2015: Defekt in Schutzschalter Leittechnikschrank, Notabschaltung, Wasserdampf wird aus der Anlage abgelassen
Standort Mühleberg
Blocknr Typ Nettoleistung Inbetriebnahme
Block 1 Siedewasserreaktor 355 MW 07/1971
Hochrisikoreaktor, GE Mark I (Fukushima-Typ)
Störfälle (Auswahl):
1971: Brand im Maschinenraum kurz nach Betriebsbeginn, mehrere Sicherheitssysteme fallen aus. Erst nach Stunden gelingt es den Reaktor kontrolliert herunterzufahren.
1990: Entdeckung von Risse im Kernmantel um die Brennelemente, die Risse einer Schweißnaht reichen bis zu 90 Prozent in die Wandstärke hinein. Drei weitere Schweißnähte haben Risse, die stetig wachsen. 2009 wird entdeckt, dass ein Riss die gesamte Länge des Kernmantels durchzieht, diese Entdeckung aber nicht öffentlich gemacht. Wegen Kernmantel-Problemen wurden bereits ähnliche Reaktoren in Würgassen (Deutschland) und Millstone I (USA) stillgelegt.
2013 wird bekannt, dass um 2000 im nahe gelegenen Bielersee, der 70 % des Trinkwassers in Biel liefert, erhöhte Cäsium-Werte gemessen wurden – die Öffentlichkeit wurde jedoch nicht informiert, als Quelle werden Reinigungswasser des AKW vermutet
2014: 8 neue, 0,4-10 Zentimeter lange vertikale Anrisse werden entlang einer horizontalen Schweißnaht im Kernmantel festgestellt - aufgrund Spannungsrisskorrision sei dies laut Nuklearaufsicht Ensi "erwartbar".
2015: Reglerstörung im Speiswassersytsem, Wasserniveau im Reaktordruckbehälter sinkt, Notabschaltung
2018: Im März kommt es im Rhmen eines Tests zum Anstieg von Wasserstoff in der Wassereinspeisung des Reaktors, der Anstieg der Radioaktivität in den Dampfleitungen führ zur Schnellabschaltung
Im Fall eines Bruchs des nahe gelegenen Staudamms könnten bei Überflutung alle Pumpen dieses Kraftwerks ausfallen, eine Kernschmelze wie in Fukushima wäre dann nicht mehr vermeidbar.
Forderung von GLOBAL 2000: Sofort abschalten
Standort Lucens CNL
Blocknr Typ Nettoleistung Inbetriebnahme
Block 1 Gasgekühlter Reaktor
(schweres Wasser) 8 MW 01/1968 - 01/1969
stillgelegt partielle Kernschmelze
Störfälle (Auswahl):
1969: nach Wassereintritt kommt es zu einer partiellen Kernschmelze und zum Austritt von radioaktiven Gasen aus dem in einem Bergstollen gelegenen Reaktor. Der Störfall gilt als der achtschwerste Reaktorunfall der Geschichte. Pannen und Störfälle: In den Schweizer AKWs kam es 2015 zu 34 meldepflichtigen Ereignissen (Quelle: Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat).
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