Zitat von
Coriolanus
"Ideologisches Näheverhältnis Marxismus / Kapitalismus.
Das Verhängnisvolle an dieser geistigen Wendung war, daß der Marxismus seinem erklärten Gegner, dem Kapitalismus, von Anfang an ideengeschichtlich nichts Eigenes, nichts Originelles, entgegenzusetzen wußte und statt dessen ausgetretenen Holzwegen folgte: In bewußter Abkehr, ja Verachtung der deutschen Romantik, die sich bis zuletzt mit souveränen geschichtsphilosophischen Argumenten ebenso wie mit schöngeistigem Tiefgang dem Primat der Ökonomie und der Antireligion der Technizität entgegengestemmt hatte, erklärte Marx die Wirtschaft zum Alpha und Omega, zum »Unterbau« der von ihm aus der Taufe gehobenen Philosophie des Proletariats.
Diese macht sich eine anthropologische Triebfeder des Menschen gezielt zunutze: Der soziale Instinkt des einzelnen, der spürt, daß er nur in Gemeinschaft mit anderen existieren kann, wurde zweckentfremdet zu einer kollektivistischen Ideologie, bei der die schöpferische Energie des Individuums unter die Räder einer immer kräftiger stiebenden Ökonomielokomotive kam. Die Tyrannei der entfremdeten Arbeit, der »Monotheismus des Marktes« (Alain de Benoist: Gegen den Liberalismus, Dresden 2021, S. 256) und ein trostlos-materialistischer Geldfetisch, die Hauptkennzeichen des Kapitalismus spätestens seit Ende des 18. Jahrhunderts, wurden damit zum unverrückbaren Merkmal linker Ideologie.
Mit dieser Engführung menschlichen Lebens auf das Wirtschaftlich-Mechanische, auf die »ganze ökonomische Scheiße« (Karl Marx: Brief vom 2. April 1851 an Friedrich Engels, in: Karl Marx, Friedrich Engels: Der Briefwechsel, Bd. 1, München 1983, S. 180), beraubte sich die Linke ab origine der Chance, der kalt gekachelten Welt der Plutokraten einen Ideenkosmos entgegenzustellen, der den Gemeinschaftssehnsüchten der Menschen eine würdige Heimat gibt.
Die mit einem bemerkenswerten theoretischen Aufwand und einem unablässigen rhetorischen Geklappere in Szene gesetzte Dichotomie zwischen Kapitalismus und Marxismus war also nie etwas anderes als eine Luftspiegelung für Ahnungslose. Tatsächlich findet man im Werkzeugkasten beider Anschauungsweisen immer nur ein und dasselbe Instrument: den – einmal individualistisch, einmal umverteilungswütig etikettierten – Geldhammer, mit dessen monotoner Handhabung man glaubt, alle Problemnägel dieser Welt in die Wand schlagen zu können."
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"Allen »Ho, Ho, Ho Chi Minh«-skandierenden Demos, allem Che-Guevara-Kult und dem ganzen Vietnam-Gedöns zum Trotz: Die antifaschistischen Linken in Deutschland waren nie etwas anderes als die nützlichen Idioten der US-Amerikaner. Deren Reeducation-Konzepte konnten gerade deswegen auf der ganzen Linie obsiegen, weil es auf seiten der Linken niemanden gab, der den Mut hatte, sich der moralischen Verdammung eines ganzen Volkes entgegenzustemmen. Eine solche Widerstandsleistung wäre indes – aufgrund der fehlenden NS-Belastung ihrer maßgeblichen Repräsentanten – die genuine Aufgabe der deutschen Linken gewesen.
Statt diese Handlungsfreiheit für den Versuch eines Neustartes der eigenen Nation jenseits kapitalistischer Irrwege zu nutzen, unterwarfen sich die Linken freiwillig einer raumfremden Großmacht. Diese installierte mit ihrem Freedom-and-democracy-Verständnis 1945 ff. in Westeuropa und 1990 ff. in Osteuropa ein willfähriges Brainwash-Personal, dem es an jeder Urteilskraft gebricht und das man mit – jenseits und diesseits des großen Teiches befindlichen – atlantischen Thinktanks vergleichsweise einfach lenken kann."
"Bei dieser Vorgeschichte kann es nicht weiter verwundern, daß die alte Fuhrwerkerweisheit, daß, wer gut schmiert, gut fährt, im real existierenden Linksliberalismus von betörender Aktualität ist. Die Obszönität des Geldes, das gerade in politicis die Tendenz hat, »alle sozialen Beziehungen in Prostitutionsverhältnisse um[zuformen]« (Alain de Benoist: Gegen den Liberalismus, S. 408), begleitet hierzulande nahezu jeden politischen Prozeß von Relevanz. Die effektivste Schmierspritze befindet sich dabei in Händen des Staates, der nicht nur ein Millionenheer von Beamten und Rentnern alimentiert, sondern vor allem durch ein filigranes Umverteilungs‑, Subventions- und Steuersystem die (Fehl-)Anreize setzt, mit denen er einen Gutteil seiner Macht ausübt. Dorthin, wo es am besten, weil am geräuschlosesten flutscht, strömen die Linksliberalen wie die Motten zum Licht."
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