Zur Zeit ist so einiges riskant. Außer eine Handvoll Aktien habe ich alles verkauft. 3-4 Unzen Gold werde ich mir noch ins Schließfach legen und mehr werde ich während dieser Pandemie auch nicht unternehmen. Seid vorsichtig.
An den modernen Gemälden ist nur noch eins verständlich: die Signatur.
"Stay at home and work at home" Aktien
Zu den Corona Gewinnern gehören neben den einschlägigen Pharmawerten vor allem die sogenannten "Stay at home" und "Work at home" Aktien.
So hat etwa der homeoffice Anbieter Zoom seine Nutzerzahl in der Zeit des Shutdowns verdreißigfacht. Facebook kommt jetzt auch mit einer eigenen Plattform heraus.
Im stay at home Bereich schossen z.B. netflix oder der Spieleanbieter ATVI oder auch Versandhändler in die Höhe. Diese Aktien sind jetzt teuer,und das mit Recht, denn die Gewinne schießen ebenso in die Höhe. Von vielen Analysten werden sie aktuell zum Kauf empfohlen.
Von den typischen Corona-Verlierern aus Tourismus und Verkehr dagegen wird abgeraten. Diese Aktien bekommt man quasi nachgeworfen. Analysten empfehlen jetzt noch den Verkauf.
Ich bin da skeptisch, denn an der Börse wird die Zukunft gehandelt. Bei den riesigen Wachstumsraten der Corona-Gewinner wird es nicht bleiben. Der Shutdown wird demnächst beendet. Dann sinken auch die Nutzerzahlen wieder und die großen Vorschußlorbeeren, die heute in mancher Bewertung einer Pharmaaktie steckt, wird Enttäuschung und entsprechenden Kursverlusten weichen.
Warren Buffet hat möglicherweise recht, wenn er erwartet, daß die Menschen in Zukunft weniger fliegen werden als vor der Krise. Und gut möglich ist es auch, daß die Zugewinne beim Umsatz der Stay und work at home Aktien zu einem Teil dauerhaft sein werden.
Aber eben nur zu einem Teil. Und dieser Teil wird durch die aktuelle Bewertung der Aktien nicht widergespiegelt, sondern er wird meiner Ansicht nach in jedem Fall kleiner sein,sogar sehr viel kleiner.
Ebenso wie umgekehrt die Verlierer ihren Umsatz wieder steigern werden, wenn auch möglicherweise (aber nicht sicher!) nicht auf die alten Niveaus. Und dafür wiederum ist deren Bewertung aktuell viel zu niedrig.
Ich investiere daher antizyklisch in die Werte, die jetzt gerade nicht en vogue sind.
Microsoft hättest Du noch vor einem guten Monat im Crashtief für 135 Euro bekommen. Jetzt liegt sie bereits wieder bei 175.
Das ist Solidität.
Wenn Du solche Firmen hast, kannst Du auf etwas längere Sicht nichts falsch machen.
Wenn Du auf lange Sicht in Einzelaktien anlegst, dann schau immer auf folgende Faktoren:
- Solidität und langfristiges Gewinnwachstum
Die erkennst Du daran, daß der Chart über mindestens 20 Jahre kontinuierlich gestiegen ist. Die Dividende spielt keine Rolle.
Außerdem soll das Gewinnwachstum der Firma in diesem Zeitraum kontinuierlich gestiegen sein.
Das ist aber nur das Bild der Vergangenheit. Daraus kannst Du leider noch nicht notwendigerweise auf die weitere Entwicklung schließen (sonst wäre die Aktienanlage sehr einfach) Für die Chancen in der Zukunft zählt vor allem eins:
der Preis der Aktie.
Den erkennst Du alles in allem am besten am KGV. Das muß nicht ubedingt das Shiller KGV sein, Du kannst auch einfach die KGVs der letzten Jahre anschauen.
Dann vergleichst Du anhand des KGV, ob andere Aktien aus der gleichen Branche höher oder niedriger liegen. Wenn die anderen tendenziell niedriger liegen, ist die
Aktien eher teuer. Das mindert Deine Aussichten. Dafür braucht man aber Erfahrung.
Grundsätzlich zählen immer diese 3 Dinge:
- wie gut ist das, was Du kaufst?
- welchen Preis mußt Du dafür bezahlen?
- wie schätzt Du die Gesamtlage ein?
Aktienanlage und- auswahl ist immer auch eine Frage Deiner gesamten Weltanschauung und Deiner Einschätzung der Gesamtlage.
Das geht weit über die Börse hinaus. Deswegen ist Börse auch so interessant.
Z.B.: die Coronakrise. Ich z.B. neige stark zu der Einschätzung, daß diese sehr bald vorbei sein wird. Ich halte das ganze eher für eine normale Grippe und glaube auch nicht an eine "zweite Welle" der Infektionen. Daher gehe ich auch davon aus, daß der Shutdown bald beendet sein wird. Deswegen würde ich mir auch keine Aktien jetzt kaufen, die als Coronagewinner schon stark gestiegen sind.
Vielleicht stimmt meine Einschätzung, vielleicht auch nicht.
Jemand anders aber, der glaubt, Corona wird uns noch über Jahre beschäftigen und unser Leben stark verändern, der wird solche Aktien jetzt natürlich immer noch kaufen, auch wenn sie jetzt sehr teuer geworden sind.
Man sieht: Bei Anlageentscheidungen geht es nicht hauptsächlich darum, wieviel Ahnung Du von der Materie hast, ob Du jetzt "Experte" bist oder nicht. Es geht um Deine grundsätzliche Weltsicht. Und die ist unter Experten genau so unterschiedlich wie unter Nicht-Experten. Wissen über die Materie schadet natürlich nicht, es ist aber absolut keine Erfolgsgarantie. Experten können genauso krass daneben liegen, wie Laien Erfolg haben können, einfach weil sie die Gesamtsituation besser einschätzen.
Um Aktien im einzelnen einzuschätzen, benötigst Du Erfahrung und Interesse für die Börse. Wenn Du das nicht hast oder Dir die Zeit nicht nehmen willst, spar lieber regelmäßig in ein ETF an. Dann brauchst Du keine Einzelanalyse und versuchst gar nicht, den Markt zu schlagen sondern Du kaufst einfach den ganzen Markt.
Der Renditedurchschnitt aller Aktien weltweit inklusive Dividenden beträgt 8%.
Insofern kannst Du einfach sagen: wenn die Rendite Deines ETF unter 8% jährlich liegt, dann hast Du das falsche.
Geändert von derNeue (03.05.2020 um 09:39 Uhr)
"Lieber entdeckte ich einen Satz der Geometrie, als daß ich den Thron von Persien gewänne!"
Thales von Milet (Philosoph, Staatsmann und Mathematiker 624 v.u.Z. - 546 v.u.Z.)
Weil eine Staatsbeteiligung gegenüber einer Übernahme durch eine andere Firma für die betroffene Gesellschaft große Vorteile hat.
Weil der Staat daran nicht Geld verdienen will, wie der private Investor, sondern weil es da um übergeordnete Interessen geht: Arbeitsplätze erhalten, nationale Fluggesellschaft erhalten etc. Für den Staat ist das meist ein Verlustgeschäft, wie etwa im Fall der Commerzbank.
Bei einer "stillen Beteiligung" hat der Staat kein Mitspracherecht, die Gesellschaft muß nur Zinsen zahlen. Ein privater Investor dagegen würde die Firma auch komplett zerschlagen, wenn es ihm Vorteile bringt.
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