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Dabei wird einer Ideologie gehuldigt, die aus den tiefsten Tiefen einer Mottenkiste des letzten Jahrhunderts stammt und einst zahlreiche Unzufriedene im Westen inspirierte, von Rudi Dutschke über Winfried Kretschmann bis zu Ulrike Meinhof und Andreas Baader (siehe Zusatz). Die übrig gebliebenen Maoisten glauben bis heute, dass der sowjetische Diktator Josef Stalin (1878–1953) mit seinem Terrorstaat den «wahren» Sozialismus verkörpert habe; seine Nachfolger, die zumindest auf Massenhinrichtungen verzichteten, gelten dagegen als «Verräter».
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Myrdal gehört zu den eifrigsten Verharmlosern kommunistischer Verbrechen; selbst von seinem einstigen Idol Pol Pot, das in Kambodscha 1,7 bis 2,2 Millionen Menschen verhungern, foltern und ermorden liess, mag er sich partout nicht distanzieren. Für «Denunzianten und Kollaborateure», so erklärte er einmal, habe er noch nie eine Träne vergossen. Sein Übersetzer, der ebenfalls in die Schweiz eingeladen wurde, betreibt ein Blog, auf dem er Myrdal’sche Huldigungen für verstorbene «Kameraden» der Roten Khmer oder Beiträge à la «Pol Pot in neuem Licht» veröffentlicht.
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Gewiss seien auch im Sozialismus unschuldige Menschen zu Tode gekommen, aber eine Massenerscheinung sei das nicht gewesen, und die Gründe dafür müsste man genauer anschauen. «Für mich», so lautet ihr Fazit, «waren China bis 1974 und die Sowjetunion bis 1956 sozialistische Länder. Die Frage ist nun, was wir von ihnen lernen können.»
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