Die Zeit / 15. Maerz 2023
Energiepolitik
Großbritannien stuft Atomkraft als umweltfreundlich ein
Mit einem neuen Label will die Regierung in London private Investoren für Nuklearprojekte gewinnen. In Großbritannien ist Atomkraft kaum umstritten. Großbritannien will Atomkraft – wie auch die EU – als "umweltfreundlich" einstufen. Damit sollten
zusätzliche Investitionen in die Energiewirtschaft angelockt werden, sagte Finanzminister Jeremy Hunt im Parlament. Privatunternehmen erhielten damit dieselben Anreize, in Nuklearprojekte einzusteigen, wie für erneuerbare Energien. "Hinzu kommen weitere öffentliche Investitionen", sagte Hunt. In der EU werden unter der sogenannten
Taxonomie seit diesem Jahr Investitionen in bestimmte Gas- und Atomkraftwerke als klimafreundlich eingestuft.
Ein Programm namens
Great British Nuclear soll Hunt zufolge dabei helfen, Kosten zu senken. Ziel sei es, dass bis
2050 bis zu
ein Viertel des Stroms im Land aus Atomkraft stamme, sagte Hunt. Zudem schreibt die Regierung
kleine Atomreaktoren aus.
In Großbritannien ist Atomkraft anders als in Deutschland kaum umstritten und gilt als Chance im Kampf gegen den Klimawandel. Das Land hat derzeit
fünf Kernkraftwerke mit insgesamt
neun Reaktoren in Betrieb, die etwa
13 Prozent des Strombedarfs im Land abdecken. Sie alle sollen bis spätestens
2035 das Ende ihrer Laufzeit erreichen.
Hunt kündigte weiter an, die Entwicklung von Technologien zur Nutzung und Speicherung von Kohlendioxid mit bis zu
20 Milliarden Pfund (22,9 Milliarden Euro) zu unterstützen. Damit soll Kohlenstoff aus den Emissionen umweltschädlicher Branchen wie der Stahl-, Glas- oder Energieindustrie aufgesaugt werden. Hunt hofft, dass dadurch 50.000 neue Jobs entstehen. Allerdings wird das Geld
frühestens nach der nächsten Parlamentswahl fließen – wobei fraglich ist, ob die Konservativen dann noch die Regierung stellen.
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