Wie lang war der gesamte Atlantikwall? 5.000 Kilometer? Bei dieser Länge sind die Verteidigungslinien relativ dünn. Auch wenn die Wahrscheinlichkeiten für eine Landung in der Bretagne, in der Normandie, am Pas-de-Calais, und in Belgien aufgrund ihrer Nähe zu Großbritannien ungleich höher waren als in Nordnorwegen oder bei Bordeaux, so ist selbst bei diesen Annahmen eine Verteidigung gegen einen konzentrierten Angriff schwer bis unmöglich. Und wenn eine Abweisung einer Invasion dennoch gelungen wäre, wäre das Sterben an den Kriegsschauplätzen nur verlängert worden. Die Niederlage Deutschlands war bereits - je nach Sichtweise - zwischen Ende 1941 und Anfang 1943 relativ sicher. Die industrielle, personelle und materielle (Rohstoffe) Überlegenheit der drei Großmächte USA, Großbritannien und Sowjetunion war einfach viel zu groß um einen solchen Krieg gewinnen zu können - auch für Japan. Die Zahl der Flugzeugträger, die die USA gebaut hatten, und die sich im Bau und in der Planung befanden, betrug ein Vielfaches im Vergleich zu Japan. Auch Japan hatte in einem solchen Abnutzungskrieg nicht die geringste Chance. Hinzu kommt der technische Vorsprung (Atombombe!) der Alliierten gegenüber den Achsenmächten.
Es ist ein Verderben für ein Volk, wenn es nicht eine Regierung verhindert oder absetzt, die jeglichen Bezug zur Realität verloren hat. Das galt in abgeschwächter Form auch für Frankreich, als Napoleon nach der Verbannung von Elba zurückkehrte und sich mit der fünffachen Übermacht (200.000 Soldaten versus 1.000.000 Soldaten) anlegte. Selbst wenn er Waterloo gewonnen hätte, wäre nach jeder solcher Schlachten seine Armee weiter dezimiert worden - 150.000, 100.000, 50.000... bis er kein Heer mehr gehabt hätte. Seine Gegner dagegen hätten immer noch hunderttausende Soldaten gehabt.
Auch die größten militärischen Genies und Taktiker können in modernen Abnutzungskriegen auf Dauer nicht gegen eine vielfache Übermacht gewinnen. Sie können zwar, wie General Lee im US-Sezessionskrieg, oder Naopoleon in seinen Kriegen immer wieder einzelne Schlachten gegen einen zahlenmäßig überlegenen Gegner gewinnen, aber im Lauf der Jahre verlieren sie dennoch den Krieg aufgrund personeller und materieller Erschöpfung.