...
Im Mai 1945 fiel zuerst US-Ermittlern ein Exemplar der Hoßbach-Niederschrift in die Hände. Sie erkannten ihre Bedeutung und fotografierten sie. Dennoch ging das Original kurz darauf verloren, so dass nur Rückvergrößerungen des Mikrofilms überdauerten. Darauf stützte die Verteidigung im Nürnberger Verfahren die Behauptung, das Dokument sei ge- oder wenigstens verfälscht worden. Bis heute ist die Originalfassung nicht wieder aufgetaucht – wahrscheinlich ist sie versehentlich in einer falschen Akte verschwunden.
Hoßbach selbst, der trotz seiner tiefen Skepsis gegenüber Hitler bis zum General der Infanterie aufsteigen sollte, bestätigte 1946 die Echtheit der Kopie. Fünf Jahre später aber bestritt er in seinen Memoiren genau das. Darauf stützen sich seither vor allem Rechtsextremisten und reaktionäre Geschichtsrevisionisten, die Hitlers Willen kleinzureden versuchen, einen europäischen Krieg vom Zaune zu brechen.
Ein Neufund in britischen Archiven
Erst der überraschende Fund einer verschollen geglaubten Abschrift des Hoßbach-Papiers aus dem Jahr 1943 änderte das. Diese Version, die britischen Nachrichtenoffizieren Ende 1945 völlig unabhängig von den Amerikanern in die Hände fiel, war bis auf irrelevante Unterschiede in Zeilenabstand, Orthografie und Interpunktion identisch mit den Rückvergrößerungen des verschollenen Originals.
Obwohl diese Tatsache 1990 öffentlich bekannt wurde, gibt es aber bis heute Autoren, die in der Hoßbach-Niederschrift eine Fälschung sehen. Daher rührt ihre historische Bedeutung. ...
[Links nur für registrierte Nutzer]