ch bin Amerikaner und habe zwischen 1976 und 1988 in mehreren afrikanischen Universitäten Philosophie gelehrt und seither in Südafrika gelebt. Als ich das erste Mal nach Afrika kam, wusste ich praktisch nichts über den Kontinent oder seine Menschen, aber ich lernte schnell. Mir fiel zum Beispiel auf, dass Afrikaner nur selten Versprechen hielten und auch keinen Anlass sahen, sich zu entschuldigen, wenn sie eines brachen. Es war, als ob ihnen nicht bewusst wäre, dass sie irgendetwas getan hatten, für das man sich entschuldigen müsse. Ich brauchte viele Jahre, um zu verstehen, warum Afrikaner sich so verhalten, aber ich denke, dass ich jetzt in der Lage bin, das und andere für Afrika typische Verhaltensweisen zu erklären. Ich glaube, dass Moral abstraktes Denkvermögen voraussetzt – wie es auch Zukunftsplanung tut – und dass ein relativer Mangel an abstraktem Denkvermögen vieles erklären könnte, was typisch afrikanisch ist.
Das Nachfolgende sind keine wissenschaftlichen Erkenntnisse. Es könnte auch alternative Erklärungen für meine Beobachtungen geben, aber meine Schlussfolgerungen sind aus mehr als 30 Jahren des Lebens unter Afrikanern gezogen.
Meine ersten Ahnungen über einen Mangel an abstraktem Denkvermögen speisten sich aus dem, was ich über afrikanische Sprachen zu lernen begann. In einem Gespräch mit Studenten in Nigeria fragte ich, wie man in ihrer lokalen Sprache ausdrückt, dass sich eine Kokosnuss auf halber Höhe des Baumes befindet. „Das können Sie nicht ausdrücken“ erklärten sie. „Alles, was Sie ausdrücken können, ist, dass sie ‚oben‘ ist.“ „Ganz oben an der Spitze?“ „Nein, einfach nur ‚oben‘.“ In anderen Worten schien da keine Möglichkeit zu bestehen, Abstufungen auszudrücken.