Eine Lüge, als Mittel zum Zweck
Es besteht ein flächendeckender, und branchenübergreifender Fachräftemangel
sowohl als auch
andere Meinung
Das ist keineswegs abwertend gemeint. Gute Softwareentwicklung ist Kunsthandwerk - so würde ich beispielsweise das "Craft" in [Links nur für registrierte Nutzer] oder [Links nur für registrierte Nutzer] übersetzen. Wenn alles stimmt, wirkt die Lösung am Ende einfach, man liest den Code und denkt "Ja, natürlich". Das hat durchaus eine gewisse Eleganz und Schönheit. Alles wirkt wie aus einem Guß.
In seiner typischen Bescheidenheit sagte Bach: "Ich habe fleißig seyn müssen; wer eben so fleißig ist, der wird es eben so weit bringen können." Was sicher nicht stimmt und womit Bach sein Licht unter den Scheffel stellt. Aber ich bin keinewegs das Pendant zu Bach in der Softwareentwicklung; und tue dennoch oder gerade deshalb gut daran, dem Bachschen Motto zu folgen. Auch wenn meine Ergebnisse weit weniger zeitlos sind.
Ich glaube, es gibt überall solche und solche. Ich hatte in NZ ja recht viele indische Kommilitonen. Die haben meiner Beobachtung nach in der Regel die eher praktisch ausgerichteten und weniger die abstrakteren, theoretischen Kurse belegt.
Meiner Erfahrung nach ist das wirkliche Problem mit indischer Softwareentwicklung aber tendentiell kommunikativ und irgendwie kulturell bedingt: Die Inder setzen das, was sie verstanden haben, sauber und schematisch um, neigen aber dazu, im Zweifel nicht nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstehen. Fragt man selbst nach, bestätigen sie immer, alles verstanden zu haben. Das Ergebnis zeigt, daß das oft nicht stimmt. Letztlich fährt man gut damit, sich alles unmittelbar erklären zu lassen, was sie verstanden zu haben meinen. Projektgespräche sind deshalb ermüdend und nicht ganz einfach. Wobei ich sehr, sehr clevere Inder kennengelernt habe.
Ein grundlegendes mathematisches und logisches Verständnis ist als ITler durchaus hilfreich; letztlich hat die IT aber auch ihre mathematischen Eigenheiten. Ein Beispiel: Computer rechnen schnell, aber nicht immer mathematisch korrekt: Die Fließkommadarstellung nach IEEE 754 erlaubt halt nur - bei double - 2^64 (minus ein paar Sonderfälle) verschiedene Zustände, die auf dem Zahlenstrahl "verschmiert" werden. Da schon [0, 1] dieselbe Mächtigkeit wie ℝ hat, muß ggf. gerundet werden (mathematisch: die Menge der von double darstellbaren Zahlen liegt nicht dicht in ℝ). Es lassen sich sehr leicht Rechnungen konstruieren, die streng mathematisch zum selben Ergebnis kommen, jedoch nach IEEE 754 unterschiedliche Darstellungen ergeben, weshalb der "=="-Operator versagt. Das ist ein konzeptionelles Problem, da muß man irgendwie durch.
Auf jeden Fall!
Ich habe in nicht unerheblichem Umfang mit Datenmigrationen aus verschiedensten Quellen (häufig Excel, Access und dergleichen) zu tun, die beim Kunden "historisch gewachsen" sind. Der Code für die reine Datenmigration wird als reiner Wegwerfcode (er läuft ja nur zweimal: einmal bei der Test- und einmal bei der Produktivmigration) auch nicht sonderlich poliert; das wäre in Teilen ja auch reine Zeitverschwendung. Schwierig ist dabei nicht die Migration (Datenbankentwurf und Mapping), sondern die Tatsache, daß anschließend oft überhaupt erst klar sichtbar wird, wie mies die Qualität der Augangsdaten (in denen Mannjahre stecken) ist. Da einen gangbaren, praktikablen Weg zu finden, ist oft nicht einfach. Der Code selbst ist oft nur die halbe Miete.
Volle Zustimmung!
Γνῶθι σεαυτόν
Wenn man ehrlich ist, kennt jeder Entwickler das Schamgefühl, das sich einstellen kann, wenn man eigenen Code von vor 5, 10, 15 Jahren betrachtet. Q&D-Code ist nicht zwingend schlimm. Die Frage ist: ist es Code, der einigermaßen dauerhaft bleibt? Bleibt er, weil aufgrund seiner Unverständlichkeit sich niemand traut, ihn anzufassen? Der Zeitdruck ist hoch, das nächste Projekt wartet. Mit Erfahrung, Disziplin und Fleiß kann man gute Resultate erzielen, es kann nicht immer und von jedem Spitzencode entstehen. Ken Thompson, Donald Knuth und Anders Hejlsberg können allein nicht allen Code, der zu schreiben ist, bewältigen.
Das Handwerk muss lernen, DIREKT und BILLIG einzukaufen. Das spart den Importeur, den Grosshandel, ... Ich weiss, wovon ich rede. Wir haben Union Spezial Naehmaschinen aus den USA in der Tuerkei viel billiger eingekauft, als dass fuer die Laendergruppe Tunesien ueblich war. Und andere fliegen extra nach Tunesien, um Naehnadeln dort einzukaufen, und diese in Deutschland zu verkaufen - Made in Germany. Es ist schon paradox, wie der Preis kaum noch was mit der Ware zu tun hat.
Wie man die hiesigen Steuern und Abgaben in den Griff bekommt, ist eine andere Geschichte. Voellig ueberteuert das Ganze.
Dieser Einwand ist zwar richtig, hat jedoch bis auf Extremfälle nur marginale Auswirkungen. Zu bedenken ist für viele Bereiche sogar eine zunächst einmal vorteilhafte Ausgangslage. Der wichtigste Aspekt ist jedoch die Möglichkeit, anders als ein privater Haushalt zu rechnen. Richtig strukturiert fallen ggf. so viele Zinsen/Finanzierungskosten an, dass überhaupt kein Gewinn übrig bleibt. Ein intelligenter Weg, der mir kürzlich begegnete, ist die Emission einer ersten Serie von Anleihen durch die kreditwürdige inländische Gesellschaft an die ausländische Struktur (Holding/SPV/...). Woraufhin Schritte eingeleitet werden, um jene Anleihen in einen der großen Collateral Baskets (bei großen Gegenkontrahenden (CCPs) beleihfähige Sicherheiten) zu bringen. Einmal dabei kann die erste Serie zu billigsten Geldmarktsätzen hinterlegt und bis zur Fälligkeit gegen Geld getauscht werden, welches die gleichzeitig ausstehende zweite Serie finanziert, was sich relativ oft wiederholen lässt, wodurch ein billiger Fremdkapitalhebel entsteht.
Zinsen ist auch ein Thema, wenn ein Unternehmen gefuehrt werden muss. Ohne Fremdkapital koennen die wenigsten. Das ist eine Kostenart, und davon gibts sehr, sehr viele. Energiekosten, Buerokratiekosten, Marketingkosten, Steuern, Versicherungen, Abgaben, Behoerden, .... und nicht zuletzt: Personalkosten.
Dagegen muss der KOSTENDECKUNGSBEITRAG mindestens die gleiche Hoehe wie die Gesamtkosten in der SUMME sein; besser, etwas mehr. Wenn da 3% uebrig bleiben, ist die Welt in Ordnung. Schau dir mal die Liste an, wer da alles auf der Strecke geblieben ist:
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