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OneDownOne2Go
So pauschal kann man das nicht sagen. Die anglo-amerikanische Luftoffensive, ohne die eine spätere Invasion in der Normandie kaum denkbar gewesen wäre, war auf fortlaufende Zufuhr auf die britische Insel angewiesen. 1942 hatten die deutschen U-Boote diese Zufuhr fast abgewürgt, und das mit einer Hand voll U-Booten der alten Bauart. Dann begannen die Alliierten, die Oberhand in der Schlacht im Atlantik zu gewinnen, und die Zufuhrlage normalisierte sich allmählich wieder.
Hätten 1943 U-Boote des neuen Typs in nennenswerter Zahl zur Verfügung gestanden, hätte sich der Tonnagekrieg ganz anders entwickeln können, bis hin an einen Punkt, an dem es England nicht mehr möglich gewesen wäre, Kriegshandlungen in Europa zu unterstützen. Die Hauptursache für U-Bootverlust waren ab Ende 1943 Luftangriffe, die sich logischer Weise nur gegen aufgetauchte U-Boote richten konnten, der Anmarsch zum Einsatzgebiet war phasenweise gefährlicher, als die Konvoikämpfe selbst. Boote vom Typ XXI hätten ihr Einsatzgebiet getaucht aufsuchen können, wären also dieser Gefahr wirksam entzogen gewesen. Bei Konvoikämpfen selbst war das erreichen einer guten Angriffsposition (durch Vorsetzen) oft nur aufgetaucht möglich, so konnten die Boote ab Mitte 1943 vom jetzt verfügbaren britischen Radar recht leicht erfasst und dann bekämpft werden. Mit den neuen Booten wäre ein Vorsetzen auch unter Wasser möglich gewesen, was die Boote dieser Gefahr entzogen hätte. Die Boote vom Typ XXI waren mit speziellen "Schleichmotoren" ausgestattet, was ihre passive Sonar-Signatur gegenüber den alten Booten stark reduzierte, außerdem hätten sie mit der Alberich-Beschichtung versehen werden können, was auch die aktive Sonarortung erschwert, evtl. sogar ganz unmöglich gemacht hätte.
Das, zusammen mit Torpedos speziell zum Kampf gegen die Geleitschiffe (LUT, FAT), hätte den Kampfwert der U-Boote zu einem Zeitpunkt auf hohem Niveau gehalten, als er wegen der sich organisierenden Abwehr merklich abfiel. So hätte England die Zufuhr abgeschnürt werden können. Das hätte vermutlich nicht zu einer Kapitulation geführt, es wäre jedoch nicht möglich gewesen, England zur Ausgangsbasis einer Luftoffensive zu machen. Ebenso hätten sich die Invasionstruppen für die Normandie nicht bereitstellen und versorgen lassen.
Das alles hätte zu einem ganz wesentlich anderen Kriegsverlauf und evtl. auch Kriegsausgang geführt. Zumal dieser kurze Blick nur dem Kampf im Atlantik gilt. Was die neuen Boote auf anderen Schauplätzen - indischer Ozean, Arktischer Ozean, englischer Kanal - hätten bewirken können, lässt sich schwer sagen.