Kinder Morde sind nun normal in Schweden. Da geht es heftig bergab
In Schweden tobt ein Kinderkrieg
Pascal Sigg / 22.09.2023 Fast täglich sterben Minderjährige durch Gleichaltrige. Das milde Strafrecht und die freie Schulwahl stehen in der Kritik.
Mindestens sieben Tote allein in den letzten beiden Wochen: In Uppsala und Stockholm dreht eine Gewaltsspirale. Besonders an ihr sind Intensität und Akteure. So viel tödliche Gewalt in so kurzer Zeit. Und dass Täter und Opfer so jung sind. 15-Jährige werden verhaftet, ein 13-Jähriger wurde kürzlich erschossen.
Getötet durch Kopfschuss: Die Polizei veröffentlichte Bild und Name eines 13-jährigen Opfers. © Aftonbladet
Dass Schweden so stark von der Gewalt betroffen ist, verwundert hingegen weniger. Schiessereien kamen auch vorher wöchentlich vor. Kein anderes europäisches Land verzeichnet so viele Todesfälle durch Schusswaffen wie Schweden. Gemäss einem Bericht des schwedischen Rates für Verbrechensvorbeugung (Brottsförebyggande Rådet – BRÅ) von 2021 ist vor allem der Trend beunruhigend: Kein anderes Land in der Studie zeigt vergleichbare Anstiege. In den meisten anderen Ländern sinken die Zahlen der Fälle tödlicher Gewalt allgemein und tödlicher Gewalt mit Schusswaffen im Speziellen. Der Trend zeigt zudem, dass in Schweden die Opfer meist junge Männer unter 30 sind.
Fürs Jahr 2022 existiert kein Vergleichsbericht. Doch Schweden alleine verzeichnete 61 Fälle von tödlicher Gewalt durch Schusswaffen. Dänemark und Norwegen je 4. Finnland 2. Die Schweiz kam auf 11 Fälle (2021: 8).
Immer mehr Tote, immer jüngere Täter
Besonders an Schweden ist: Die allermeisten Morde finden in bestimmten Quartieren und im Rahmen organisierten Drogenhandels in Gang-Netzwerken statt. Die allermeisten Täter haben Migrationshintergrund, aber die Einwanderung lässt sich nicht als alleiniger Grund heranziehen. Zwischen 2000 und 2003 lag Schweden nämlich am anderen Ende der Statistik – trotz vergleichsweise hoher Einwanderung. Und andere europäische Länder mit hoher Einwanderung wie Frankreich oder Deutschland kennen das Problem nicht.
Alarmierend ist zudem ein weiterer Trend: Die Täter werden immer jünger. Die Zahl der Strafverfahren gegen 15- bis 17-Jährige ist wieder so hoch wie seit 2019 nicht mehr. Im ersten Halbjahr 2023 wurden 42 minderjährige Teenager eines Mordversuchs verdächtigt. Im gesamten 2022 waren es noch 38.
Ein fataler Zwischenzustand
Hauptgrund für die Gewalt sind nach Ansicht vieler Experten wie dem Journalisten Diamant Salihu tiefe Identitätkrisen als Folge gescheiterter Integration. Die Kinder aus geflüchteten Familien haben keine Perspektive innerhalb der schwedischen Gesellschaft. «
[Links nur für registrierte Nutzer]