Zitat von
OneDownOne2Go
Und? Ich meine, was ist - aus US-Sicht - daran falsch/schlecht/böse? Wer wollte einem Hegemon - und das sind die USA nun mal faktisch - verübeln, Hegemon bleiben und seine Stellung möglichst noch ausbauen zu wollen? Das sind Thesen, denen jeder patriotische Nationalist für seine eigene Nation befürworten können sollte. Auf der Opferseite zu stehen ist natürlich "Mist", aber Europa hatte Jahrhunderte die nahezu unangefochtene Herrschaft über die bekannte Welt, wir hatten unsere Zeit, in Spanien, Portugal, den Niederlanden und natürlich in Groß Britannien ging die Sonne niemals unter, so war es sogar kurz vor der Mitte des 20. Jahrhunderts noch. Wieso hat Europa abgedankt und die Welt den USA überlassen?
Europa wollte den Preis nicht mehr bezahlen, wollte die dazu nötigen Mittel nicht mehr einsetzen. Es war schwach und feige geworden, schwach, weil es sich in einem Krieg verausgabt hatte, und feige weil es versuchte, die eigenen Lügen bezüglich ihres "anständigen Krieges" gegen das deutsche Reich (und diese barbarischen Japaner) und ihrer eigene hehren Moral als wahr zu beweisen. Macht bleibt nie lange vakant, die USA haben die Rolle übernommen, die primär Groß Britannien nicht mehr spielen konnte. Die Rolle als Antagonist der amtierenden Weltmacht, die lange von Spanien, dann Frankreich und schließlich von Deutschland gespielt worden war, fiel nun der UdSSR zu. Diese Welt war leicht recht stabil zu halten, zwar bekämpfte man sich dann und wann in Weitfortistan, stand sich auch mal mit dem Finger schon auf dem Knopf gegenüber, aber letztlich war immer Einigkeit zwischen den beiden Großmächten herzustellen, dass beide nicht den Preis für einen offenen Krieg gegeneinander zu zahlen bereit waren.
Den US-Größenwahn, den wir heute erleben, ist die direkte Folge des Wegfalls dieses Gegenpols und des gefährlichen Gedankens, die eigenen Interessen auch am Rand oder gar innerhalb der einst gegnerischen Interessensphäre "straflos" betreiben zu können. Hätte man zu Sowjet-Zeiten die SSR Ukraine gezielt destabilisiert? Hätte man billigend in Kauf genommen - und teils sogar gefördert - dass der nahe und mittlere Osten im Chaos einer "Demokratisierungsbewegung" versinken und einem die moralisch vielleicht fragwürdigen, dafür aber berechenbaren Gegenüber in dieser Region abhanden kommen? Das war nur möglich, weil Russland mit eigenen Problemen beschäftigt war und noch immer ist, und China lieber Finanzier und Werkbank des Westens sein will, als sein politischer Antagonist.
Aber, um mal wieder zum Punkt zu kommen, die hier aufgeführten Ziele sind vollkommen legitim, beschämend ist es eher, dass offenbar nur die Amerikaner solche Ziele verfolgen, während Europa sich zum Wischlappen degradieren lässt.