Endlich: Nachdem immer mehr deutsche Kinder bei Klassenfahrten nach England verprügelt werden, will die Schulaufsicht den Geschichtsunterricht verändern: Er besteht zu 95% aus Hetze gegen Deutsche und Bericht über Nazis:
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Dagegen wissen die heutigen Engländer fast nichts über die Geschichte Englands, z.B. wer Lord Nelson war (erfand die gleichnamige Schokolade
):
"Kraut-Bashing" hat in Großbritannien eine lange Tradition - kein Wunder: Einer neuen Studie zufolge erfahren britische Schüler mehr über den Nationalsozialismus als über alle anderen historischen Epochen zusammen. Selbst die Schulaufsicht warnt vor einer "Hitlerisierung" des Geschichtsunterrichts.
AP
Auch innenpolitisch beliebtes Motiv: Tony Blair als Hitler (bei Protesten gegen Verbot der Fuchsjagd, September 2002)
Für viele Briten ist der Zweite Weltkrieg offenbar nie zu Ende. Fast obsessiv beschäftigen sie sich mit dem Nationalsozialismus: Begriffe wie "Blitzkrieg", "Achtung!" oder "Krauts" halten sich hartnäckig in der Alltagssprache, und die ruppigen Boulevardblätter mobilisieren Fußballfans geradezu zwanghaft zur Schlacht gegen die "German tanks" oder "Fritz", sobald ein deutsch-englisches Fußballspiel ansteht.
Vom subtilen britischen Humor keine Spur - wie etwa noch in der legendären Folge "The Germans" der BBC-Serie "Fawlty Towers", die sich tief ins kollektive Bewusstsein der Briten eingegraben hat. Chefkomiker John Cleese mimte darin 1975 den Hotelier Basil, der vor dem Eintreffen deutscher Gäste die Parole "Don't mention the war" ausgibt - und dann selbst im Stechschritt durch seine Herberge paradiert und mit dem Zeigefinger einen Hitler-Bart imitiert. Darin entspinnt sich folgender hübscher Dialog:
Sat.1 / BBC
"Fawlty Towers"- Belegschaft mit John Cleese (Mitte): "You started it"
Basil: "Don't mention the war. I mentioned it once, but I think I got away with it. So it's all forgotten now and let's hear no more about it. So that's two egg mayonnaise, a prawn Goebbels, a Herman Goering and four Colditz salads... no, wait a minute... I got confused because everyone keeps mentioning the war."
German: "Will you stop mentioning the war?"
Basil: "You started it."
German: "We did not start it."
Basil: "Yes you did, you invaded Poland..."
Mit einem der möglichen Gründe für die fortwirkenden Ressentiments hat sich jetzt die britische Schulaufsichtsbehörde beschäftigt: Die neue Untersuchung "History in Secondary Schools" zeigt, dass britische Schüler mehr über den deutschen Nationalsozialismus erfahren als über alle anderen historischen Ereignisse zusammen - einschließlich britischer Geschichte.
Starke Hitler-Fixierung
Wie die Zeitung "The Independent" berichtet, hatte die Schulaufsichtsbehörde Ofsted (Office for Standards in Education) sämtliche Lehrpläne der Sekundarstufe des vergangenen Schuljahres ausgewertet und klagt jetzt darüber, dass die "Hitlerisierung" das Geschichtswissen der Schüler präge und letztlich ihr Geschichtsverständnis beschädige. Das Thema Hitler werde zwar inhaltlich angemessen, aber zu breit behandelt und zu häufig wiederholt.
REUTERS
Hitler-Film bei einer britischen Kampagne gegen den Euro (2002): Seltsame Obsession
Kürzlich hatte schon Prinz Charles eine Änderung des "beschränkten und bruchstückhaften" Lehrplans gefordert, während Thomas Matussek, deutscher Botschafter in London, die "ständige Wiederholung von Klischees und Stereotypen in den englischen Medien" beklagte. Die BBC reagierte mit einem Test "Was wissen Sie über Deutschland?".
Nach Auffassung der Schulaufsicht leiden andere Bereiche der Geschichte unter der starken Fixierung auf Hitler-Deutschland. Alle Schüler, die sich mit Geschichte auf einem höheren Niveau beschäftigen wollten, seien schlecht vorbereitet. Zudem fehle ihnen ein Überblick über die zeitliche Abfolge historischer Ereignisse - der Unterricht sei zusammenhanglos.
Das bestätigte gegenüber "The Independent" auch der Historiker Chris McGovern, Vorsitzender des Verbandes für historische Lehrpläne: "Zu wenige Kinder wissen, welcher König die Throne von England und Schottland vereinigt hat oder wer Nelson war." Der Unterricht müsse die wichtigsten Daten, politischen und militärischen Ereignisse der britischen Geschichte abdecken. Simon Schama, ein anderer Historiker, sprach sich gar dafür aus, lieber gar keine Geschichte zu unterrichten als mit dem heutigen Lehrplan fortzufahren, denn der bestehe nur aus "Hitler und den Henrys".