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Thema: Herbst 89 - Bundeswehr.

  1. #21
    White Charger Benutzerbild von Bergischer Löwe
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    Standard AW: Herbst 89 - Bundeswehr.

    Wie dem auch sei:

    Mitte September 89 verlegten wir routinemäßig ins Kieler Arsenal, um einige Antennenanlagen - geschützt vor neugierigen Blicken - zu ergänzen, die in der Werft noch nicht fertig waren. Dazu kamen Zivilisten von Krupp-Atlas an Bord. Als Frischling (genannt "Kiste") hatte ich ne Weile Wochenendwachen. Nicht sehr nett aber so ist es halt an Bord. Die "Altgefahrenen" sagen, wo`s lang geht. Ich werde es nie vergessen - Freitag spätnachmittag. Nur noch wir 5 an Bord. Plötzlich kommt der WO angerannt (war ausgerechnet unser Steuermann - der einzige Nicht-Offizier WO als Hauptbootsmann), im Schlepptau den UvD, unser "Gas-Wasser-Scheiße" Obermaat aus Cuxhaven. Also die geballte Kompetenz. Wo ich denn (ich war der Schiffstelefonist) die Telefonliste hätte. Ich gab sie ihnen und sie verschwanden wieder. Wortlos.

    2 Stunden später - ich stand mittlerweile draußen als Pierwache mit der Uzi unterm Arm - kam ein silberner Passat Kombi mit Flensburger Nummer angerollt. Ich dachte: "Ach Du Scheiße - der Kommandant!". Griff zum Telefonhörer und den WO gewahrschaut. Ich durfte ja meinen Posten nicht verlassen - also keine "Seite", kein Kommandantenwimpel - all das Brimborium, wenn der "Alte" an Bord kommt fiel flach. Ich ging ihm entgegen, wollte Meldung machen und der lief mit versteinertem Gesicht an mir vorbei und ließ mich stehen. Ich stand da wie verdattert. Keine halbe Stunde später kamen immer mehr zurück. Der 1WO, der 2WO der FMO, der SSM, der Decksmeister. Alle, die so in der Nähe wohnten. Auch einige ältere Lords kamen eingetrudelt. Ich wurde dann abgelöst und mein Vorgesetzter der FMO, ein netter OLt z.S. beorderte mich zu sich. "Alle anrufen" meinte er. "Zuerst alle nördlich Hamburg. Dann, wenn Sie mindestens 50% erreicht haben, die südlich Hamburg." "Sollen sich bis morgen Mittag 12:00 an Bord melden!". Sprachs und ging zum Alten in die Unterkunft. Bis etwa 21:00 hatten ich und ein anderer Funker etwa 60% der Besatzung erreicht. 70% war nötig, um volle Einsatzbereitschaft festzustellen. War halt noch nicht die Zeit von Handys und WhatsApp. Das dauerte eben.

    Die ersten trudelten bald ein. Bis etwa am kommenden Morgen waren von ca. 70 Mann 30 da. Um halb 12 etwa 50. Viele habe ich dann noch erreicht - die sind dann am späten Nachmittag eingetroffen. Um 15:00 war Kommandantenmusterung auf dem Helikopterdeck. Dort wurden wir informiert, daß um 21:00 Seeklarmusterung stattfinden würde. Weiter nichts. Ich hatte meinen Bereich bereits seeklar und - am Flaggenkasten stehend, damit niemand denkt, ich täte nichts und wäre für andere Arbeiten verfügbar - konnte ich auf dem anderen Ufer der Förde den Tanker "Eifel" beobachten, wie er der "Rommel" und der "Lütjens" die Treibölbunker vollmachte. Als der weg war, ging "Z" an den Flaggenmasten hoch. Signal für Munitionsübernahme. Zig LKW auf der Pier. Mehr konnte ich nicht erkennen. Und: Die U-Boote und ihr Tender waren weg. Wohl in der vorherigen Nacht. Und zwar alle. DAS war allerdings seltsam.

    Um 20:55 bekam ich vom IWO den Befehl "Durchsage zum Klarmachen zur Seeklarmusterung". Ich machte die Durchsage und alles trat aufs Helideck. Der Kommandant teilte uns mit knappen Worten mit, daß für Mitternacht Auslaufen befohlen sei. Um 22:00 wären die Schlepper da und würden uns rüber in den Stützpunkt verholen. 23:00 Treibstoffübernahme. 02:00 auslaufen aus der Förde. Grund sei eine veränderte Sicherheitslage in der "Mittleren Ostsee". Wir wären beordert, unser Schwesterschiff "Alster" zu unterstützen und würden unterwegs auch das dritte Schiff der Klasse, die "Oste" treffen. Dann nur ein kurzes: "Besatzung sich klarmachen zum Auslaufen. Seeklarzustand!"

    Wir übernahmen unsere Rolle für Revierfahrt. Ich war Läufer und Befehlsübermittler auf der Brücke. Um 22:00 waren die Schlepper da und unsere Lords schossen die Leinen rüber. Auf der anderen Seite wartete ein Tanker, von dem wir Treiböl übernahmen. Wir legten nach der Übernahme an der Pier wieder an und von allen Seiten rollten LKW herbei. Übernahme von Munition für die Handfeuerwaffen, Stinger. Übernahme von Proviant und Ersatzteilen. Die ganze Schufterei dauerte fast bis 03:00. Ausgelaufen sind wir dann gegen 05:00 morgens. Vor der Förde wartete schon die "Oste" auf uns. Begleitet von den U-Jagd Korvetten "Triton" und "Theseus". Ich saß derweil im Funkraum und sortierte die Funklisten. In der Region war viel Prominenz. Der holländische Kreuzer "Tromp". Der britische Zerstörer "Bristol" und die Fregatten "Augsburg" und "Nürnberg". Im Anmarsch: "Rommel" und Lütjens". Die "Mölders" stand vor der Kieler Förde.

    Ich dachte: Hmm - ein Manöver??

    Bald mehr.

  2. #22
    §130 Demokratie pur ! Benutzerbild von Systemhandbuch
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    Standard AW: Herbst 89 - Bundeswehr.

    Schöner Strang !!!

    89 war ich am Ende der Grundausbildung. Fliegermuschi.

    Da wurde nur gemunkelt, dass man die Kaserne für die DDR-Bürger evtl. räumen sollte. Haben wir dann gemacht. Hab ich jetzt nicht als negativ in Erinnerung.

  3. #23
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    Standard AW: Herbst 89 - Bundeswehr.

    Ich bin Mitglied der Salzburger Marinekameradschaft und die Mitgliedschaft wurde mir auf dem Achterdeck der HMS Victory angetragen an der Plakette
    auf der steht: This is the place were Nelson felt.

    Eine große Ehre.(Im Rahmen einer marinehistorischen Reise durch Südengland)

    Ich war niemals bei der Marine habe aber dann fürs Vereinsblättchen eine Reihe kleinere Artikel über K&K Küstenbatterien und Schlachtschiffe wie der Viribus Unitis und der Sveti Istvan verfasst.

    Hat Spaß gemacht.

  4. #24
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    Standard AW: Herbst 89 - Bundeswehr.

    Zitat Zitat von Schlummifix Beitrag anzeigen
    Liest sich so, als ob es dir bei der BW gut gefallen hat.
    Mir damals auch. Ich war zum ersten Mal lange von zu Hause weg, mit Kumpels aus einem ganz anderen Milieu zusammen.
    Und ich kam als "Stabsdienstsoldat" in den Generalstab. Alle Vorgesetzte ab Major aufwärts. Auch ein paar Doktoren dabei.

    Heute weiß ich, dass das alles Deppen sind, die ihr Leben vergeuden. Sogar der kommandierende General war ein absoluter Depp, ein Vollpfosten.
    Die hatten auch keine Ahnung von Computern; mussten wir ihnen beibringen
    Bei der BW verblödet jeder.
    Es sind meist die Bekloppten, die anderen erzählen sie wären bekloppt. Hast du mal darüber nachgedacht ob du nicht vielleicht ein Depp bist? Kleine Frage von einem ehemaligen SaZ.

  5. #25
    White Charger Benutzerbild von Bergischer Löwe
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    Standard AW: Herbst 89 - Bundeswehr.

    Zitat Zitat von kotzfisch Beitrag anzeigen
    Ich bin Mitglied der Salzburger Marinekameradschaft und die Mitgliedschaft wurde mir auf dem Achterdeck der HMS Victory angetragen an der Plakette
    auf der steht: This is the place were Nelson felt.

    Eine große Ehre.(Im Rahmen einer marinehistorischen Reise durch Südengland)

    Ich war niemals bei der Marine habe aber dann fürs Vereinsblättchen eine Reihe kleinere Artikel über K&K Küstenbatterien und Schlachtschiffe wie der Viribus Unitis und der Sveti Istvan verfasst.

    Hat Spaß gemacht.
    Soweit ich weiß, war die "Rommel" das Patenschiff der ehemaligen Besatzungsmitglieder der "Prinz Eugen". Die wiederum der "Tegethoff". Und so gab es in den 70ern noch Besuch von hochbetagten Herren der k.u.k. Marine beim Paten ihres Paten. Ich habe viel Sympathie für die österreichische Marine des ersten Weltkriegs. Gute Schiffe, gute Besatzungen, katastrophale Führung, doofe Lage in einem Binnenmeer. Die "Viribus Unitis" war ein verdammt gutaussehendes Schiff.

  6. #26
    Aequis aequus Benutzerbild von Beobachter
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    Standard AW: Herbst 89 - Bundeswehr.

    Lässt die Fortsetzung noch lange auf sich warten?

  7. #27
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    Standard AW: Herbst 89 - Bundeswehr.

    Ja. Vielleicht haben auch andere eine Geschichte aus ihrer Militärzeit zu erzählen. Interessant wäre z.B. jemand, der quasi von heute auf morgen von der NVA zur BW wechseln musste. Wie da die Stimmung war etc ...

  8. #28
    Mitglied Benutzerbild von Muninn
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    Standard AW: Herbst 89 - Bundeswehr.

    Zitat Zitat von Deutschmann Beitrag anzeigen
    Ja. Vielleicht haben auch andere eine Geschichte aus ihrer Militärzeit zu erzählen. Interessant wäre z.B. jemand, der quasi von heute auf morgen von der NVA zur BW wechseln musste. Wie da die Stimmung war etc ...
    Nach der Wende war doch jeder froh einen Job zu haben..

    Von einem wechseln mußte kann keine Rede sein. Eher von einem wechseln durfte.
    „Es gibt kein gutmütigeres, aber auch kein leichtgläubigeres Volk, als das deutsche. Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden, die Deutschen glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgen sie ihre Landsleute mit größerer Erbitterung als ihre wirklichen Feinde.“

    Napoleon Bonaparte

  9. #29
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    Irgendwo im Irrenhaus!!!
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    Standard AW: Herbst 89 - Bundeswehr.

    89 war ich auch beim Bund, Refü bei der Luftwaffe. Kein Heldenjob, aber mein eigener Herr
    GRÜNE? Nein Danke!!!! Ich bin DEUTSCH , nicht BRD!!!!

  10. #30
    будьмо! Benutzerbild von Bieleboh
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    Standard AW: Herbst 89 - Bundeswehr.

    Zitat Zitat von Deutschmann Beitrag anzeigen
    Ja. Vielleicht haben auch andere eine Geschichte aus ihrer Militärzeit zu erzählen. Interessant wäre z.B. jemand, der quasi von heute auf morgen von der NVA zur BW wechseln musste. Wie da die Stimmung war etc ...
    Ich habe nur die Zwischenzeit bis Juli 1990 erlebt.In der Übergangszeit brachen viele Normen, Vorgesetzte, vor denen man noch vor Wochen stramm stand hatten kaum noch Reputation. Zukunft ungewiss, allgemeine Auflösungserscheinungen. Lockere Ausgangsregeln, Alkohol auf den Stuben, sowas gabs vorher nicht. Die 40 Stundenwoche wurde eingeführt, die mit zwei Tagen Wachdienst abgegolten war und dazu noch als Überstunden angerechnet wurden. Der Rest war rumlungern und Fronturlaub.

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