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Thema: Neuordnung der EU in Sicht - Zurück zum Kern-Europa

  1. #1
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    Augenzwinkern Neuordnung der EU in Sicht - Zurück zum Kern-Europa

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    EUROPÄISCHE UNION

    Club im Club


    Von Frank Dohmen und Hans-Jürgen Schlamp

    Nach dem EU-Gipfel wird im kleinen Kreis über eine radikale Reform diskutiert: Ein Staatenkern soll die Gemeinschaft voranbringen.


    Einigermaßen erleichtert verkündeten die 25 Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten am frühen Samstagmorgen die Einigung im Budget-Streit. Rund 862 Milliarden Euro werden die Mitgliedstaaten in den nächsten sieben Jahren in den EU-Haushalt einzahlen. Das sind rund 1,045 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung. Damit, so das Fazit, sei die Finanzierung der Gemeinschaft gesichert.

    EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel: Stillstand und Ratlosigkeit

    EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel: Stillstand und Ratlosigkeit
    Das ist aber auch schon alles.

    Sanierung des EU-Budgets mit seinen ausufernden Agrarbeihilfen: erst ab dem Jahr 2014. Gemeinsame Wirtschaftspolitik der 25 Mitgliedstaaten: nicht einmal in Ansätzen zu erkennen.

    Erweiterung der EU: unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten.

    Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik: Stillstand.

    Europäische Verfassung: Ratlosigkeit.

    Seit Monaten schlittert die Union von einem Rückschlag in den nächsten. Weil sich daran in absehbarer Zeit nichts ändern dürfte, reift bei den Staatsoberhäuptern der langjährigen Mitgliedstaaten eine Idee: Ein Club im Club soll entstehen, ein enger Zusammenschluss von wenigen Staaten, die den europäischen Gedanken vorantreiben.

    Altes Europa gegen neues Europa?

    Die Außen- und Sicherheitspolitik, so die Überlegung, könnte diese Gruppe zum Beispiel früher als andere Staaten an Europa übertragen. Außerdem könnte sie gemeinsam Gesetze zu Sozialnormen oder einer einheitlichen Steuerpolitik ausarbeiten. Nur so, glaubt etwa der belgische Ministerpräsident Guy Verhofstadt, sei die Blockade in der EU überhaupt noch zu lösen.

    Wie das "neue Europa" aussehen kann, hat Verhofstadt gerade in einem "Manifest" beschrieben. Den Kern bildet eine eng verzahnte Ländergruppe, "eine Art Vereinigte Staaten von Europa". Die übrigen, denen so viel Integration nicht geheuer ist, gruppieren sich drum herum in einem lockeren Bund, von Verhofstadt "Organisation europäischer Staaten" getauft.

    Schon hat Verhofstadt seine Idee anderen EU-Größen wie Jacques Chirac oder Angela Merkel nahe gebracht. Bei ihnen erntete er Zustimmung für seine Analyse. Denn die Gründe für die eher trostlose Lage Europas liegen auf der Hand.

    Seit der Erweiterung auf 25 Mitgliedsländer, im Mai 2004, ist die Staatengemeinschaft so gut wie handlungsunfähig. Wo zuvor zumindest ein Grundverständnis über Ziel und Zwecke der Union bestand, herrscht heute heilloses Durcheinander.

    Staaten wie Polen oder Tschechien, die sich erst 1989 aus den Fesseln der Diktatur befreiten, zeigen wenig Interesse, ein Quantum Souveränität an europäische Institutionen abzugeben - schon gar nicht, wenn es um Verteidigungs- und Sicherheitspolitik geht.

    Fundamentale Gegensätze bestehen auch über die Aufnahme neuer Mitgliedsländer. Während Deutschland und Frankreich inzwischen große Vorbehalte haben, auf die Schnelle immer mehr Länder zu integrieren, und am liebsten sogar die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei stoppen würden, wollen die osteuropäischen Länder und Großbritannien die EU zügig weiter vergrößern.

    Selbst in Wirtschaftsfragen und beim Kampf gegen die Arbeitslosigkeit tritt die EU auf der Stelle. Anstatt Kräfte zu bündeln und sich dem wachsenden Wettbewerbsdruck aus China und den USA zu stellen, tobt seit Monaten ein Konflikt um das richtige Modell.

    Auf der einen Seite stehen dabei Länder wie Großbritannien und einige skandinavische Staaten. Sie betrachten die EU als große Freihandelszone und würden den Rest am liebsten dem freien Spiel der Marktkräfte überlassen.

    Auf der anderen Seite stehen Staaten wie Frankreich, Deutschland, Belgien oder Luxemburg. Sie wollen die hohen sozialen EU-Standards sichern und ihre Bürger zumindest vor der Globalisierung schützen.

    Regeln fürs Überbrücken der Gegensätze gibt es nicht. In der EU-Verfassung waren solche Mechanismen vorgesehen. Da sie voraussichtlich nicht in Kraft treten wird, herrscht in zentralen Fragen nach wie vor das Prinzip der Einstimmigkeit. Blockade ohne Ende.

    Man müsse grundsätzlich klären, "was für ein Europa wir wollen", beschwor der französische Außenminister Philippe Douste-Blazy vorige Woche seine Amtskollegen. Schon heute bildeten die EU-Mitglieder ja längst "keine homogene Gruppe mehr", klagt Belgiens Premier Verhofstadt.

    Tatsächlich arbeitet innerhalb eines begrenzten Bereichs schon der Prototyp eines denkbaren Kernmodells: die Euro-Gruppe. Das sind jene zwölf Länder, die als gemeinsame Währung den Euro einführten und sich damit Regeln in ihrer Währungs- und Finanzpolitik unterwerfen. Ihre Finanzminister treffen sich jeweils einen Tag vor dem offiziellen Meeting aller 25 Kollegen.
    auszug spiegel.de
    .................................................. .................................................. ..
    Die EU ist in ihrer jetzigen Struktur völlig am Ende. Alle wissen es.

    Pofilsüchtige Politiker haben konzeptlos die EU-Erweiterung betrieben. Jedes Meeting war ein Sieg, jedes neue Mitglied willkommen. Die wirkliche Integrationsfähigkeit wurde nie ernsthaft geprüft.

    Von den neuen Mitgliedsländern wurde die EU immer nur als Zahlmeister verstanden. Sinn war nur Geld in die maroden Kassen zu spülen.

    Das Einstimmigkeitsprinzip ist der Todesstoss jeglicher Erneuerung.

    Das Zweigleisigkeitsprinzip auf ein Kern-Europa und einen erweiterten Kreis ist ja nichts neues.

    Hier sehe ich aber die einzige Möglichkeit das refformunfähige Monster EU in übersichtlichere Strukturen zu bringen. Notfalls ist eine reine EU-Wirtschafts-Union besser als eine politische Union, die m.E. ohnehin zum Scheitern verurteilt ist.

    Was haltet ihr davon:
    Rückbesinnung auf ein handlungsfähiges Kern-Europa ?



    MFG
    Geändert von SAMURAI (18.12.2005 um 06:55 Uhr) Grund: txt

  2. #2
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    Standard AW: Neuordnung der EU in Sicht - Zurück zum Kern-Europa

    Habe deinen Beitrag erst gerade gelesen und stimme sowohl in der Bewertung als auch deiner Schlußfolgerung zu. Man muß sich nur klar sein, wohin dieses (in meinen Augen unvermeidliche) Kerneuropa führen wird - nämlich zu einer allmählichen Spaltung Europas. Bei allen Unterschieden in der Außenpolitik und in den sozialpolitischen Modellen kristallisiert sich jedoch auf der einen Seite die eher markliberale, angelsächsische Richtung mit außenpolitisch enger Anbindung an die USA heraus, auf der anderen Seite steht die Idee einer Wertegemeinschaft mit sozialen Mindeststandars und eher kritischer Distanz zu den USA heraus. Die "angelsächsische" Richtung scheint zur Zeit realistischer zu sein, allerdings entspringt sie vor allen Dingen eigenen Nationalinteressen und ist nur eine Spielart klassischer britischer Außenpolitik, wie sie seit Jahrhunderten existiert: Europapolitik wird vor allem mit dem Ziel betrieben, dort ein Gleichgewicht der Kräfte zu erhalten. Den wirklichen Wunsch, Europa konstruktiv mitzugestalten spreche ich den Briten ab. Die vehemente Unterstützung der EU-Erweiterung (von Deutschland blöderweise mitgetragen) diente von allem der Ausdünnung des deutsch-französischen Einflusses. Hinzu kam, dass die neuen Mitgliedsländer mit einer "europäischen Idee" (wie immer sie aussehen mag), nichts am Hut haben, sondern die EU vor allem als Geldmaschine betrachten. Diese distanzierte Sicht kam den Briten sehr entgegen, allerdings möchte Toni Blair die Rechnung hierfür gern den anderen überlassen.
    Ein Kerneuropa sollte naheliegender Weise mit einer weiteren Intensivierung der deutsch-französischen Zusammenarbeit beginnen. Auch Chirac wird nicht ewig im Amt bleiben, irgendwann kommt dort auch ein Politiker an die Macht, der kein Lobbyist der Agarwirtschaft ist. Zwischen 2 Partnern lassen sich die Bedingungen nunmal leichter festlegen als zwischen vielen. Wenn diese Bedingungen festliegen, können andere hinzukommen und teilnehmen. Unbedingt fernhalten von diesem Kerneuropa sollte man die Briten und die neuen osteuropäischen Länder. In Kerneuropa umfaßt also vor allem den mittel-und westeuropäischen Teil Europas - also die Gründungsmitglieder. Größere Gebilde machen (siehe oben) keinen Sinn mehr.

  3. #3
    sticht zu Benutzerbild von Würfelqualle
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    Standard AW: Neuordnung der EU in Sicht - Zurück zum Kern-Europa

    Ich verfluche den Tag, an dem die Idee entstanden ist, eine EU zu gründen.



    Gruss von der Würfelqualle

  4. #4
    Mitglied
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    Augenzwinkern AW: Neuordnung der EU in Sicht - Zurück zum Kern-Europa

    Zitat Zitat von Würfelqualle
    Ich verfluche den Tag, an dem die Idee entstanden ist, eine EU zu gründen.

    Gruss von der Würfelqualle
    Gegen ein Kern-Europa zur Kriegsverhinderung ist ja nichts einzuwenden.

    GB gehört da schon nicht mehr richtig rein. Es ist eine Halbkolonie der USA.

    Der Osten hätte besser rot bleiben sollen.

    Europa als politisches Gebilde ist ein hannebüchener Unsinn, zumindest so wie es jetzt gemacht wird.

    Ein Europa ohne gemeinsame Aussenpolitik und eine schlagkräftige Armee ist ein doppelbödiger Unsinn.

    Ein Wirtschaftsunion ist sinnvoll.

    MFG :]

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