Tausende Kraniche in Frankreich gelandet
Zwischenstopp auf dem Weg in den Süden
In einigen Teilen Deutschlands konnten Beobachter*innen Tausende Kraniche am Himmel entdecken. Zahlreiche Vögel verließen ihre Rastgebiete und erreichten ihr erstes Ziel auf der langen Reise Richtung Süden.
11. Oktober 2021 – Zehntausende Kraniche sind am vergangenen Wochenende von Deutschland nach Frankreich gezogen. Denn die vorherrschende Wetterlage mit tagsüber klarem und sonnigem Wetter zusammen mit
teils kräftigem Bodenfrost in der Osthälfte des Landes sorgte für einen kräftigen Schub beim Kranichzug. Beobachter*innen konnten vor allem am Freitag und Samstag einen massiven Abflug von Vögeln beobachten. Nutzer*innen meldeten beispielsweise über das Portal Ornitho.de alleine am Samstag über 275.000 Kranich-Beobachtungen in ganz Deutschland.
Auf den Meldekarten sind zwei Hauptzugwege über Deutschland deutlich zu erkennen. Der zentrale Weg verläuft vom südlichen Harz über Nordthüringen, Mittelhessen, Rheinland-Pfalz bis ins Saarland. Über diesen ziehen die Tiere aus den ostdeutschen Brut- und Rastgebieten ab. An einigen Orten in Hessen zählten Beobachter*innen am Wochenende über mehrere Stunden verteilt 2.000 bis 3.000 Kraniche, unter anderem in Frankfurt, Schwalmtal, Hungen und Münzenberg. „Endlose Formationen über rund eine Stunde verteilt“, schrieb ein Nutzer aus dem hessischen Wetterau auf Naturgucker.de.
Die im Raum Hamburg und in Niedersachsen rastenden Vögel ziehen über einen weiteren Weg über Nordrhein-Westfalen und den westlichen Zipfel von Rheinland-Pfalz ab. Am Samstag nutzten die Tiere vor allem diese Route, am Sonntag fast ausschließlich die Strecke über Hessen.
Zahlreiche Kraniche erreichten bereits ihren Zwischenstopp: Am Sonntagmorgen wurden etwa 14.520 rastende Vögel am Lac du Der-Chantecoq, dem größten Stausee Frankreichs, gezählt, wie eine Meldung auf Naturgucker zeigt. Das sind wohl die Tiere, die am Freitag und Samstag unterwegs waren. Da aber auch am Sonntag noch Tausende Kraniche über Deutschland zogen, dürfte die Zahl der Ankömmlinge im Laufe des Sonntags noch höher sein. Schätzungsweise könnten es 20.000 bis 30.000 Kraniche gewesen sein, die am Wochenende Richtung Frankreich zogen.
Aber auch einige der 100.000 rastenden Vögel in der Hortobágy-Puszta, Ungarns größtem Nationalpark, machten sich am Wochenende auf den Weg. Diese ziehen in der Regel nördlich der Alpen zunächst nach Westen und können in Bayern und Baden-Württemberg beobachtet werden. So waren am Wochenende zwei Trupps mit über 500 Tieren südlich von München bei Bruck und Baierbrunn und 400 Kraniche im Wurzacher Ried in Oberschwaben unterwegs.
Doch ihre Reise ist noch lange nicht zu Ende: Kraniche überwintern im Mittelmeerraum, bevorzugt in Korkeichenwäldern in Südeuropa und Nordafrika.
Startschuss für den Flug nach Süden
Kraniche ziehen jetzt zu Tausenden über Deutschland
08. Oktober 2021 – Ein
großes Hochdruckgebiet über Russland verspricht uns nicht nur ein schönes sonniges Frühherbst-Wochenende. Es bringt auch aus
Nordosten wehende Winde und damit Rückenwind für die Kraniche auf ihrem Weg nach Frankreich und Spanien.
Kein Wunder, dass jetzt die ersten größeren Trupps die Rastplätze verlassen.
Schon am Donnerstag gab es vereinzelte Sichtungen, am Freitag nahm die Zahl der Beobachtungen dann deutlich zu. Beflogen werden alle Hauptrouten, vor allem aber die über Hessen – am Freitag-Nachmittag massiv über dem Taunus –, Rheinland-Pfalz und das Saarland, die Startpunkte lagen wohl vor allem im brandenburgischen Rhin- und Havelluch, an der Oder und am Helmestausee in Thüringen.
Wie viele der inzwischen wohl gut 150.000 in Deutschland rastenden Kraniche jetzt unmittelbar aufbrechen, hängt nicht nur vom Wetter ab. Gerade die Neuankömmlinge aus dem Baltikum und aus Skandinavien werden erst einmal verschnaufen und einige Tage Kraft tanken wollen. Ein Blick in den Himmel lohnt sich am Wochenende aber allemal.
Letzte erfasste Rastzahlen: Ostseebodden und Rügen 36.050, Unteres Odertal 12.000, Warthemündung (Polen) 26.957, Rhin- und Havelluch 73.030, Diepholzer Moorniederung 12.759 – zusammen 160.796. Von der Müritz und vom Helmestausee am Kyffhäuser fehlen aktuelle Zahlen, der Gesamtrastbestand ist also noch höher.
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