Ich möchte hierzu ein paar Faktoren ins Feld führen, die die Sache beleuchten:
1. Solche Situationen sind in Russland natürlich nicht alltäglich. Diese Videos sind nur deshalb so zahlreich vorhanden, weil sehr viele Russen, und das sind ja ein paar Millionen mehr, ständig eine Autokamera an haben. Denn im Gegensatz zu Deutschland gelten Autokamera-Aufnahmen in Russland vor Gericht als vollwertiger Beweis. Man kann damit z.B. auch Betrüger überführen, die sich oder ihre Wertsachen absichtlich vor Autos schmeißen und dann Schadensersatz fordern. Das ist das eine.
2. Autos sind dem einfachen russischen Menschen erst vor kurzem zugänglich. In der Sowjetunion hatten nur die wenigsten ein Auto. In den 90er Jahren hatte das einfache Volk kein Geld für Autos. In den 2000er Jahren kam mit dem steigenden Lebensstandard auch der Automobil-Boom. Nur, es hat sich in Russland noch keine Disziplin beim Autofahren entwickelt. Viele fahren drauf los, viele wollen ihre Rechte durchsetzen ohne Rücksicht auf Verluste und viele denken, sie seien allein auf der Straße und dass ihnen das Fahrzeug bedingungslos gehorcht. Dadurch entstehen auch nochmal viele Unfälle.
Aber auch das entwickelt sich auch in Russland. Ich erlebe es seit 2-3 Jahren, dass in meiner Heimatstadt viele Autofahrer am Zebrastreifen halten. Das war vor 10 Jahren überhaupt nicht denkbar. Die allgemeine Verkehrsdisziplin nimmt also auch in Russland zu.
Übrigens gab es in den 70er Jahren in Westdeutschland - in Proportion zur Bevölkerungszahl - noch mehr Verkehrsunfalltote als aktuell in Russland.
3. In Russland herrscht erst seit dem 1. Januar 2014 eine Fahrschulpflicht. Ja, viele werden staunen, aber das ist wahr. Davor war es nicht notwendig, eine Fahrschule zu besuchen, um die Fahrprüfung zu machen. Es reicht, wenn man mit dem Auto des Vaters (wenn man ein L-Zeichen ans Heck angebracht hat) ein paar Runden durch die Stadt gedreht hat. Und wenn man sich fit fühlte, konnte man zur Fahrprüfung. Oder man hat sich den Führerschein gegen Schmiergeld gekauft, auch das gabs oft. Vor allem in den 90ern, wo ein Führerschein schon ab 50 $ zu haben war. Ist klar, dass man ohne qualifizierten Fahrschulbesuch fährt wie ein Henker. Aber das ist jetzt auch behoben mit der neuen Fahrschulpflicht. Und einen Führerschein zu kaufen ist heutzutage auch nicht mehr so einfach wie früher.
4. Russen sind ein sehr emotionales Volk. Ein Russe ist viel leichter auf 180 zu bringen als ein Deutscher oder ein Skandinavier. Man schaue mal nach Frankreich oder Italien, was da für Sitten im Straßenverkehr an der Tagesordnung sind.
5. Leider lieben Russen das schnelle Fahren. Ich kann mich von dieser Sünde auch nicht freisprechen. Hat wohl auch mit Punkt 4 zu tun.
P.S.
Die Kfz-Versicherungspflicht wurde in Russland Anfang 2013 eingeführt.
@Dima , besten Dank für die erhellenden Auskünfte , das erklärt so einiges .
Insbesondere das mit der Versicherungspflicht erst seit 2013 und das mit den fehlenden Führerscheinen , da ist das Verhalten , was
da teils zu sehen verständlicher .
Und das was du über das halten vor Zebrastreifen anmerkst kann man auch häufig sehen , nur das der Russe , der Fahrdisziplin
so langsam drauf kriegt , derzeit noch oft der Dumme ist , weil ihm der Nächste manchmal ungebremst hinten drauf klatscht .
Und noch etwas dazu, was natürlich die wenigsten hier mehr kennen (ich auch nicht).
Bis 1972 durfte man bei uns auch auf allen Landstraßen so schnell fahren, wie man wollte. Es gab damals noch kein Tempolimit.
Es galt:
"Die Geschwindigkeit im Straßenverkehr muss der Fahrzeugführer so wählen, dass er innerhalb der von ihm überschaubaren Strecke sein Fahrzeug zum Stehen bringen kann."
Ich habe mal gehört, dass in Deutschland bis in die 70er Jahre hinein die Sitten im Straßenverkehr ruppiger waren als heute und es weniger Disziplin gab. Liegt wohl auch an der Gesetzeslage. Extremes Drängeln oder Ausbremsen auf der Autobahn galt damals ja noch nicht als strafbare Nötigung etc.
Ich kann das nur so vage nachempfinden, aber zu meiner Kinderzeit (70er und 80er Jahre) war es durchaus üblich, daß zumindest weitläufige Bekannte Todesopfer von Autounfällen wurden. Jedenfalls sehr viel öfters als heutzutage.
Liegt dann aber natürlich auch noch an den Sicherheitsvorkehrungen; die Gurtpflicht wurde erst Ende der 70er eingeführt, meine ich. Und Raserei und Drängelei gab es schon immer. Damals gab es schon den Spruch: Mercedes hat eingebaute Vorfahrt ;-)
Das war auf Russland bezogen Schrottkiste , in diesen Zusammenfassung aus Russland sieht man das enorm oft , einer hält am Zebrastreifen an
und der nächste klatscht ihm mit voller Wucht hintendrauf , oder wenn zwei Spuren da sind , egal ob links oder rechts , eine Spur hält an ,
die andere prescht einfach weiter .
So wie Dima das erklärt hat , wird es verständlich warum das so ist , wenn die Hälfte
oder mehr der Fahrer , daß nicht drauf hat beim Zebrastreifen überhaupt zu bremsen , erklären
sich solche Situationen natürlich .
Ansonsten kommt man echt auf die Idee , daß Russen im Straßenverkehr von Natur aus ihr Hirn komplett abschalten
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